Überraschendes Insel-Wachstum
Obwohl der Klimawandel den Meeresspiegel ansteigen lässt, sind zahlreiche Inseln im Pazifik in den letzten 60 Jahren nicht geschrumpft, sondern gewachsen. Forscher nennen Gründe.
Werden in ihrer Ausdehnung grösser: Inseln im pazifischen Ozean.
Paul Kench von der Universität Auckland und Arthur Webb von der Geowissenschaftskommission auf den Fidschi-Inseln hatten gemäss der britischen Zeitschrift «New Scientist» historische Luftaufnahmen aus den 50er Jahren und Satellitenbilder von 27 Inseln im Pazifik verglichen. Sie stellten fest, dass nur vier Inseln kleiner geworden sind.
Die 23 anderen blieben gleich gross oder legten an Umfang zu. In dem besonders gefährdeten Pazifikstaat Tuvalu, der nirgends mehr als fünf Meter über dem Meeresspiegel liegt, waren sieben der neun Atolle grösser geworden, eines davon um 30 Prozent. Gleichzeitig ist in dem Zeitraum der Meeresspiegel um etwa 120 Millimeter angestiegen.
Wachstum dank Korallen
Des Rätsels Lösung ist nach Angaben von Webb das Material, aus dem die Inseln bestehen. Sie setzten sich aus Korallentrümmern zusammen, die von den umliegenden Riffen angespült werden. Weil die Korallen lebende Organismen sind, wird immer neues Material produziert.
«Atolle bestehen aus einst lebendem Material, deshalb wachsen sie beständig», sagte Webb. Riffe können auch den Abfluss angespülter Sedimente behindern und so zum Inselwachstum beitragen. Webb verweist auf Hurrikan Bebe, der 1992 an einem Riff vor Tuvalu rund 140 Hektar Sediment angespült hat. Die Insel sei dadurch um zehn Prozent grösser geworden.
Keine Entwarnung
Nun repräsentierten 27 Inseln nur einen winzigen Teil von tausenden Pazifik-Inseln, betonte Kench. Aber die Studie zeige, dass steigende Meeresspiegel solche Inseln nicht immer bedrohen. «Man meinte immer, dass der Meeresspiegel steigt und die Inseln dort liegen und ertrinken», schrieb er.
«Das tun sie aber nicht. Der Meeresspiegel steigt, und die Inseln reagieren darauf.» Wenn der Meeresspiegel allerdings schneller steigt, könnte die Sediment-Ablagerung nicht mehr ausreichen, um die Inseln zu schützen, warnen die Autoren. Ihre Originalstudie ist im Fachjournal «Global and Planetary Change» erschienen.
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