Grundlagen für eine neue Wirtschaftsordnung

Wenn der Crash kommt drohen Massenarbeitslosigkeit und Lebensmittelknappheit

Ausgehend von der US-Immobilienkrise, hat sich eine Weltfinanzkrise noch nie erlebten Ausmasses entwickelt. Sie hat inzwischen die Wirtschaft erreicht und bedroht unseren Wohlstand. Gibt es Schuldige im Hintergrund? Wer hat an dieser gewaltigen Umverteilung von unten nach oben verdient? Warum muss der Steuerzahler nun Hunderte von Milliarden Euro aufbringen? Diese Fragen und viele weitere beantwortet Gerhoch Reisegger, Unternehmensberater, ehemaliger Direktor eines USComputer- Konzerns und Publizist im Buch „Wege aus dem Globalisierungs-Chaos“ (Hohenrain-Verlag).

Reisegger beschreibt zunächst mit Angabe vieler Daten den ganzen Umfang der gegenwärtigen weltweiten Finanzkrise und ihren Ablauf. Er beschreibt die bewusst herbeigeführten historischen weltweiten Bankkatastrophen vor dem Ersten Weltkrieg wie Ende der zwanziger Jahre und zeigt das Gemeinsame an diesen Währungsmanipulationen und der jetzigen Krise auf. Ebenso werden die Einführung, sowie die spätere Abschaffung des Systems von Bretton Woods mit der Golddeckung und festen Paritäten des Dollars erklärt und die Hintergründe dieses Abkommens vorgestellt.

Es wird auch das für einen Normalbürger schier Unglaubliche dargelegt, dass die Federal Reserve Bank (FED) in Washington, die für die US-Währung, bisher die Leitwährung der Welt, zuständig ist und allein das Recht hat, Dollars zu drucken, seit ihrer Gründung 1913 in privaten Händen ist und vom Staat nicht kontrolliert wird.

Seit der Aufgabe des Goldstandards haben die USA offenbar beschlossen, ihre immensen Schulden im Ausland nicht mehr echt zu bezahlen, sondern durch im Grunde schon jahrelang wertlose Dollars zu begleichen, die in unvorstellbaren Mengen gedruckt wurden. Mit diesem nicht mehr gedeckten US-Geld würden seit einiger Zeit weltweit echte Werte wie Immobilien und Industrien aufgekauft. Die USA
seien im Grunde schon längst bankrott: Die Deckung ihrer Währung sei die Drohung mit »Hiroshima« und mit dem Einsatz von Interkontinental-Raketen. Allein dadurch hätte Washington insbesondere Japan und China bisher davon abhalten können, dass diese Länder ihre grossen Dollarvorräte präsentieren, wodurch die USA sofort zahlungsunfähig würden.

Im abschliessenden Teil seines Buches bietet der Verfasser eine ganzheitliche, organische Wirtschafts- und Währungsordnung als Alternative zum herrschenden kapitalistischen System an. Ein Wachstum sollte nur in dem durch eine echte Wertschöpfung gedeckten Ausmass möglich gemacht werden. Hier die gekürzten Ausführungen des Schlusses seines Buches:

Notmassnahmen für die Übergangszeit

Erinnerung an die Ermächtigungsgesetze Hitlers: Gefahr des Missbrauchs

Da der Übergang von der herrschenden Pseudo-Ordnung zu einer organischen Ordnung kein stetiger ist, sondern ein Bruch mit den bisherigen falschen Ideologien und Wirtschaftslehren, ist eine »Reform« innerhalb der heutigen Verhältnisse weder zielführend noch möglich. Anderseits ist klar, dass es keine »Stunde Null« mit einem diskontinuierlichen Sprung in die neue Ordnung geben kann, weil einfach alle Lebensbereiche betroffen sind und nicht alle Voraussetzungen, Menschen, Strukturen, Verfahren an allen Stellen zugleich vorhanden sein können. Es wird daher in einer Übergangszeit Kompromisse und Notmassnahmen geben müssen.

Unmittelbar nach dem Anschlag auf die babylonischen Türme von New York, das WTC, und das Pentagon in Washington wurden wir darauf hingewiesen, welche Notstandsverordnungen in den USA möglich sind. Diese Executive Orders ziehen klarerweise dramatische Folgen nach sich: Sie geben dem Präsidenten und der »Notstandsbehörde« F.E.M.A. absolute Macht über sämtliche Lebensbereiche, und solange der »Nationale Notstand« nicht widerrufen wurde, sind die Verfassung und alle mit ihr geschaffenen Rechte, wie Gewaltenteilung oder Gesetzgebungsfunktion des Kongresses, natürlich aufgehoben. Die Demokratie hat sich zur Diktatur gewandelt.

Wir sind natürlich auch an die »Ermächtigungsgesetze« erinnert, mit deren Hilfe Adolf Hitler – wie heute immer betont wird – die Diktatur in Deutschland errichtet habe. Dass aber nach dem Ersten Weltkrieg in Deutschland und verschärft durch das Versailler Diktat ein Notstand herrschte, ist kaum zu bestreiten.

Die Massnahmen, die der US-Präsident per EOs übrigens formal verfassungskonform treffen kann, unterscheiden sich aber nicht von denjenigen, die Hitler im Dritten Reich ergreifen konnte, und gehen unseres Erachtens sogar - jedenfalls in den Wirkungen – noch weit über diese hinaus, weil die technischen Möglichkeiten und die Dimension der Machtmittel inzwischen apokalyptische Ausmasse erreicht haben.

Kann man überhaupt von »Demokratie« reden, wenn es per Erklärung und Federstrich möglich ist, sie jederzeit ganz legal abzuschaffen?

Angesichts der tatsächlich delegitimierten politischen Clique, die die Macht usurpiert hat, ist die Aufregung freilich begründet, aber sie ist andererseits auch Heuchelei, weil in Wirklichkeit ohnedies auch zuvor ein despotischer Zustand bestand, auch wenn die Fesseln manchem nicht aufgefallen sind. Was nun die USA betrifft, sieht man, dass zwar mit grossem Pathos allerlei beschworen wird, alle Augenblicke, sogar Gott, aber in Wirklichkeit eine Finanz-Plutokratie alle Fäden der Macht in Händen hält. »Die Freiheit war ja schon lange tot, seitdem der Mensch sich entschlossen hatte, nicht länger Knecht Gottes und damit in der frei machenden Wahrheit zu sein, sondern Sklave illusorischen Glücks auf Erden zu werden und damit zuerst als Agent der Selbstbestimmung, danach als Agent der Selbstbehauptung und endlich als Agent der Selbstvernichtung zu leben und zugrunde zu gehen.

Wir wollen hier nicht auf die dubiose Rolle des Federal Reserve Systems eingehen, sondern nur ein Symptom aus dem letzten US-Wahlkampf betrachten. Es wurde öfters diskutiert, wie sich denn die Tatsache auf die »Demokratie« auswirke, dass Präsidenten-Wahlkämpfe Kosten von Milliarden Dollar verursachen. Diese gigantischen Summen werden ja nicht bei Wahl- und Wohltätigkeitsparties gesammelt, sondern kommen von den Besitzern jener allesbeherrschenden Finanzvermögen, einer Anonyma also, die als indirekte Macht Politik, Wirtschaft und Gesellschaft beherrscht. Ihre Unterstützung entscheidet allein, wer Präsident werden kann.

Anlässe zur Ausrufung des Nationalen Notstandes sind heute praktisch täglich in den Zeitungen zu lesen: weltwirtschaftliche Katastrophen – man denke nur an die immer häufigeren Zusammenbrüche zahlreicher Länder, zuletzt Türkei oder Argentinien, oder an die Abhängigkeit der westlichen Industrienationen von Rohstoffen. Von den sogenannten »Sicherheitsrisiken« und der »Bedrohung des Weltfriedens« reden wir nicht, denn diese »Notstände« sind fast immer von den USA oder Israel »fabricated«, also künstliche und mit allen Mitteln der Desinformation erst geschaffene. Man könnte zusammenfassend sagen, dass der heutige »Normal-Zustand« eigentlich der Notstand in Permanenz ist.

Was passiert, wenn der Crash kommt?

Wenn die Geldausgabe-Automaten und Banken keine Gelder mehr auszahlen, weder die eingelegten Sparguthaben herausgeben, noch neue Kredite gewähren? Nun, dann werden die Massen ziemlich schnell nichts mehr einkaufen können. Die Firmen bekommen ihre offenen Rechnungen nicht bezahlt und können binnen kürzester Frist weder ihre Rohstoffe, Halbfertigprodukte, Energie usw. noch ihre Mitarbeiter bezahlen. Die Unternehmen stehen still, die Menschen sind ohne Arbeit. Was passiert, wenn das nicht mehr beliebig vermehrbare und billige Öl bei steigendem Bedarf als Energieträger des Transportsystems heutiger Massenproduktion zu teuer geworden ist? Wenn die Energie auf den doppelten, dreifachen Preis steigt? Dann sind die Massenartikel nicht mehr auf die globalen Märkte zu bringen, denn die ganze Logistik bricht schlagartig zusammen. Der Absatz stockt, die Produktion muss noch weiter heruntergefahren werden, als das heute schon in manchen Bereichen der Fall ist. Die Mitarbeiter werden in Massenentlassungen dem »Arbeitsmarkt zur Verfügung gestellt«.

In beiden Fällen, die höchst reale Möglichkeiten sind, wird dies einen Domino-Effekt haben: Alles steht still auf der ganzen Welt, jedenfalls der industrialisierten.

Wer aber nichts mehr zu essen hat – und damit auch nichts mehr zu verlieren –, wird sich das Nötige holen: Mundraub sozusagen. Wenn sehr viele betroffen sind, wird jedoch bald auch nichts mehr zu »rauben« oder zu stehlen sein. Allerdings wird diese Einsicht das dann ausbrechende Chaos nicht beruhigen, sondern es erst richtig losbrechen lassen.

Da diese Situation jeden Augenblick eintreten kann, wir aber feststellen müssen, dass kein Mensch das ernsthaft in Erwägung zieht, die »Politik«, wie wenn nichts uns warnte, munter drauf los schwadroniert und keinerlei Notmassnahmen vorbereitet hat, müssen wir auch feststellen, dass wir weder geistig noch materiell auf die kommenden Notzeiten vorbereitet sind. Das ist aber tödlich.

Es gibt daher drei wichtige Aufgabenbereiche zu organisieren:

  1. die öffentliche Ordnung und Sicherheit mit loyalen Kräften zu gewährleisten.
  2. die Grundversorgung mit Lebensmitteln und anderen unabdingbaren Notwendigkeiten (Waren, Dienstleistungen) sicherzustellen, und
  3. die für die staatliche Existenz nötigen Wirtschaftszweige (öffentlicher Verkehr, Energieversorgung, Gesundheitswesen usw.) und die Verwaltung (kommunale Versorgung usw.) nach einem Notstandsplan aufrechterhalten.

Als erste Notmassnahme sollte jede Familie beginnen, einen Notvorrat an haltbaren Lebensmitteln und Wasser für mindestens sechs bis acht Wochen anzulegen. Da dies ja mit einigen Kosten verbunden ist, wird sich der Aufbau solcher Notvorräte über einen längeren Zeitraum verteilen (müssen). Das ist auch notwendig, damit nicht schlagartig erhöhte Käufe zu Nachschubschwierigkeiten und Panik führen. Dabei ist zu bedenken, dass Tiefkühlnahrung als Notvorrat nicht geeignet ist, weil die Stromversorgung nicht sicher sein wird. Daneben sind die nötigsten Medikamente, und Kleidung für kaltes Wetter, elementare Werkzeuge vorzuhalten.

Das Buch „Wege aus dem Globalisierungs-Chaos“ von Gerhoch Reisegger, ISBN 978-3-89180-085-0, erschien 2009 als Veröffentlichung der Stiftung Kulturkreis 2000 zum Preis von € 22.80 im Hohenrain-Verlag GmbH, Postfach 1611, D-72006 Tübingen, www.hohenrainverlag.de


Ein teuflisches Verhältnis?

Der ehemalige CIA-Agent Robert Baer hat die Beziehung der USA zu Saudi-Arabien recherchiert - und seine Ergebnisse 2003 veröffentlicht. Anne Allmeling hat sich sein Buch noch einmal vorgenommen und die Thesen überprüft.

Die enge Beziehung zwischen den USA und Saudi-Arabien beruht auf einem einfachen Tauschgeschäft, schreibt Robert Baer in seinem 2003 erschienen Buch „Die Saudi-Connection“: Die Amerikaner kaufen Öl aus Saudi-Arabien. Die Saudis wiederum nutzen einen großen Teil des verdienten Geldes für Rüstungausgaben – und bestellen dabei vor allem in den USA. Ein Modell, das einfach und transparent klingt. Doch dem Autor zufolge stecken hinter diesen Geschäften besorgniserregende Machenschaften.

Für sein Buch hat der ehemalige CIA-Agent die enge Beziehung zwischen den USA und Saudi-Arabien genau unter die Lupe genommen. Seine These: Über alle Parteigrenzen hinweg sind die Verantwortlichen in Washington so geldgierig, dass sie bei vielen Geschäften beide Augen zudrücken.

"Bürokraten ohne Rückgrat"

"Jeder Washingtoner Bürokrat mit einem durchschnittlichen IQ weiß, dass er sich irgendwie und irgendwann zum Futtertrog der Saudis durchschlagen kann, wenn er sich entsprechend verhält: ein Beratervertrag von Aramco, ein Lehrstuhl an der American University, ein Job bei Lockheed – irgendetwas wird schon für ihn abfallen. Es gibt kaum einen lebenden ehemaligen stellvertretenden Staatssekretär für den Nahen Osten, CIA-Direktor, Angehörigen des Stabs des Weißen Hauses oder Kongressabgeordneten, der nicht irgendwie auf der Gehaltsliste der Saudis gelandet ist. Und wenn so viel Geld da draußen auf sie wartet, haben natürlich die wenigsten Washingtoner Bürokraten das Rückgrat, sich auf eine Auseinandersetzung mit Saudi-Arabien einzulassen."

Robert Baer: Die Saudi-Connection

Mehr als 20 Jahre hat Robert Baer für den US-Auslandsgeheimdienst CIA im Nahen und Mittleren Osten gearbeitet. Dabei ist er zu dem Schluss gekommen, dass vor allem die radikal-orthodoxen Sunniten in Saudi-Arabien, die Wahhabiten, den weltweiten islamistischen Terror finanzieren. Doch diese Erkenntnis würde von den USA ignoriert – mit schwerwiegenden Folgen, meint Baer:

"Ein geringer Prozentsatz von dem, was wir für dieses Öl bezahlen, landet am Ende bei Terroristen und wird von ihnen benutzt, Anschläge gegen US-amerikanische Institutionen auf heimatlichem Territorium und in anderen Ländern zu finanzieren."

"Geschäfte auf Kosten der Sicherheit"

Die USA seien zu sehr an den eigenen Geschäften interessiert, als dass sie sich näher mit dem in Saudi-Arabien genährten Terrorismus auseinandersetzen würden, schreibt Baer. So hätten die amerikanischen Geheimdienste nicht einmal intensive Ermittlungen aufgenommen, nachdem sich die Mehrzahl der Attentäter vom 11. September 2001 als saudische Staatsbürger entpuppt hatten.

Dass die Herrscherfamilie Saudi-Arabiens, die Al Saud, den Terror der Wahhabiten deckt, liegt Baer zufolge daran, dass sie Angst vor ihnen hat. Schließlich haben radikale Islamisten wie Al Qaida auch der Herrscherfamilie den Kampf angesagt, weil sie von den theokratischen Prinzipien der Wahhabiten abgewichen ist. Um die Wahhabiten zu besänftigen, tätigt die Herrscherfamilie umfangreiche Sozialausgaben und unterhält einen aufgeblähten Staatsapparat aufrecht. Doch der kostet Unmengen an Geld – was die Saudische Regierung zu Beginn des 21. Jahrhunderts, zur Zeit von Baers Recherchen, nur noch mit Krediten finanzieren konnte.

"Offiziell verschlingen die Ausgaben für das Militär 13 Prozent des Bruttoinlandsprodukts Saudi-Arabiens. In Israel – einem Land, das sich in ständigem Kriegszustand befindet, bis an die Zähne bewaffnet und von Feinden umgeben ist – beanspruchen die Ausgaben des Militär nur neun Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Es ergibt sich also zwangsweise die Frage, warum die Saudis so viel mehr von ihrem Bruttoinlandsprodukt für die Landesverteidigung ausgeben als die Israelis – noch dazu, wo die USA doch die Saudis vor ihren äußeren Feinden schützen."

"Erkaufte Ruhe und Stabilität"

Woher das Geld kommt und wohin es fließt – danach würde keiner fragen, schreibt Baer. Er ist sich sicher, dass viele Geschäfte der Saudis dazu dienen, sich Ruhe und Stabilität im eigenen Land zu erkaufen – und die eigene Sicherheit:

"Wohin fließt also das Geld, das die Saudis für die Landesverteidigung ausgeben? Eine Menge davon versickert  irgendwo im tiefen Schlund der Korruption, eine ebenso große Summe verschlingt aber auch der persönliche Schutz der Königsfamilie."

Das Problem: einen Ausweg aus diesem Teufelskreis zu finden, ist alles andere als leicht. Denn jeder Versuch Saudi-Arabiens, die Korruption zu bekämpfen, die Kreditaufnahme zu reduzieren und weniger Waffen zu importieren, würde in einem Interessenskonflikt mit den USA münden, meint Baer.

"Teufelskreis der Korruption"

"Reduziert man dagegen die Zahl der Gewehre, so riskiert man den Zorn der amerikanischen Beschützer ebenso wie den der Briten, die ebenfalls zu den bedeutenden Waffenlieferanten zählen. Und das würde das ganze Geflecht privater und öffentlicher Interessen zerstören, das man im Westen über einen so langen Zeitraum hinweg mit großer Mühe ausgebaut und am Leben erhalten hat."

So spannend diese Thesen sind – Robert Baer verzichtet auf Belege. Als ehemaliger CIA-Agent  gibt er seine Quellen nicht preis, und vor der Veröffentlichung im Jahr 2003 musste er sein Buch seinem ehemaligen Arbeitgeber vorlegen. Einige als "geheim“ eingestuften Absätze wurden von der CIA geschwärzt.

Spannende Thesen - keine Belege

Dennoch macht Robert Baer in seinem Buch auf einige problematische Aspekte der Beziehungen zwischen den USA und Saudi-Arabien aufmerksam. Dabei lässt er allerdings einige wichtige Aspekte außer Acht – zum Beispiel die Tatsache, dass die wahhabitische Geistlichkeit ebensowenig ein fester Block ist wie die weitverzweigte Königsfamilie der Al Saud. Und im Gegensatz zu Baers Erwartungen hat die saudische Regierung die bewaffnete islamistische Herausforderung seit 2003 erfolgreich niedergekämpft. Die Unterstützung für islamistische Gewalttäter kommt heute eher aus dem schiitischen, mit Saudi-Arabien verfeindeten Iran.

Seit dem Thronwechsel von König Fahd zu Abdallah II. wurden in Saudi-Arabien behutsame Reformen eingeleitet, die das Land stabilisiert haben. Und inmitten der tiefen Weltwirtschaftskrise erweisen sich die sechs unter saudischer Führung im Golfkooperationsrat zusammengeschlossenen Ölmonarchien als Fels in der Brandung. Alle sechs Staaten haben sich weiter liberalisiert: politisch, gesellschaftlich und ökonomisch.

Für viele Araber sind Kuwait, Katar oder die Vereinigten Arabischen Emirate längst zu Vorbildern geworden, während die Rolle des Schlusslichts nicht mehr Saudi-Arabien, sondern Länder wie der zum failing state werdende Jemen, Syrien oder auch Ägypten übernehmen. Anders als von Baer erwartet, blieb das Desaster am Golf bislang aus – und damit auch das prophezeite Scheitern der US-Politik.


Die indonesische Gesundheitsministerin fordert Würde, Gleichwertigkeit und Transparenz für alle Länder der Welt

AUTOR: Eva-Maria FÖLLMER MÜLLER & Stefan KELLER

 

Dr. Siti Fadilah Supari  PhD: It’s Time for the World to Change – In the spirit of dignity, equity and transparency – Divine Hand behind Avian Influenza. ISBN 978-979-17357-0-4; am schnellsten erhältlich beim Verlag: P.T. Sulaksana Watinsa Indonesia (SWI). Tel./Fax: +62 21 86614125, Mobile phone:  +62 818813154, Email: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Die indonesische Gesundheitsministerin Dr. Siti Fadilah Supari* hat ihr wichtiges Buch im Jahr 2007 in Indonesien veröffentlicht; seit dem vergangenen Jahr ist es auch in englischer Sprache erhältlich.
Siti Fadilah Supari beschreibt in ihrem Buch den Kampf gegen die WHO und neokolonialistische Bestrebungen, ihrem Land, aber auch allen anderen Entwicklungsländern ihre Souveränität und ihre Rechte und Würde abzusprechen. Sie prangert an, dass die reichen Industrieländer die Entwicklungsländer ungleich behandeln, und fordert Transparenz bei der Abgabe und Weiterverarbeitung der Viren.
Sie beschreibt, wie die indonesische Regierung und die indonesische Gesellschaft Hand in Hand mit den Folgen der Vogelgrippe im eigenen Land sorgfältig umgegangen sind und die notwendigen Schritte unternommen haben, deren Ausbreitung zu stoppen.

Unermüdlich gegen die Ungleich­behandlung der Entwicklungsländer

Als Gesundheitsministerin ihres Landes hielt sie sich zunächst genau an die Vorschriften der WHO im Umgang mit der Vogelgrippe. Dabei realisierte sie im Umgang mit der Vogelgrippe immer mehr die Ungleichbehandlung der Entwicklungsländer durch die reichen Länder des Westens.
So forderte zum Beispiel die WHO von der indonesischen Regierung, dass diese der Bevölkerung des Landes in ausreichender Menge das virenhemmende Mittel Tamiflu zur Verfügung stellen sollte. Mit grosser Mühe stellte die Regierung die dafür notwendigen Geldmittel bereit. Dennoch konnten sie das Medikament nicht kaufen, weil die Vorräte vollständig von den reichen Ländern als Vorrat aufgekauft worden waren. (90% des Impfstoffhandels ist in den Händen von 10% der Weltbevölkerung.)
Aus solchen Erfahrungen zog Dr. Supari deshalb zu Recht den Schluss, dass sich ihr Land auf eigene Beine stellen musste. Im Vorwort ihres Buches schreibt sie: «Der Fall der Vogelgrippe braucht darüber hinaus unsere feste Entschlossenheit, die Souveränität des Landes und der Republik Indonesien aufrecht zu halten. Und indem sie die Mehrheit der Menschen übergingen, haben die mit der WHO zusammenarbeitenden Zentren tatsächlich die Proben des indonesischen Vogelgrippevirusstammes (und anderer) an Firmen in den Industrieländern gegeben. Diese wiederum entwickeln aus dem Virus Impfstoffe, die sie dann kommerziell und zu hohen Preisen wieder an die armen und an die Entwicklungsländer verkaufen, die vom Virus betroffen sind.» (S. xi)

Vogelgrippe in Indonesien

Indonesien ist von der Vogelgrippe am stärksten betroffen. Seit 2005 ist die Vogelgrippe dort zu einem ernsthaften Gesundheitsproblem geworden. Inzwischen gibt es laut WHO in Indonesien 141 bestätigte Fälle von Vogelgrippe bei Menschen. Davon sind 115 Menschen bislang verstorben.

Indonesische Initiative gegen das westliche Forschungsmonopol

In einem zähen Ringen ist es ihr schliess­lich gelungen, in der Verwaltung des weltweiten Gesundheitssystems unter dem Dach der WHO und der World Health Assembly (WHA) einen Prozess der Umstrukturierung einzuleiten, hin zu mehr Gleichheit, einem faireren Umgang mit allen Ländern und mehr Transparenz.
Durch ihre Initiative haben viele ärmere Länder und Entwicklungsländer Mut gefasst und konnten sich der indonesischen Initiative anschliessen. «In Hoffnung auf eine gesündere und gerechtere Welt haben alle Länder einer Vereinbarung zugestimmt, dass es keine Ausbeutung einer Nation durch eine andere geben darf (exploitation de l’homme par l’homme), wenn es um die Weltgesundheit geht. Es darf kein System mehr geben, das den armen Ländern, die von der Pandemie betroffen sind, das Recht auf ihre Viren streitig macht, mit der anschliessenden Möglichkeit, Kapital zu schöpfen durch wohl überlegte Kommerzialisierung der Impfstoffe, die aus den Viren gewonnen wurden, einschliess­lich den Viren aus den armen Ländern und den Entwicklungsländern.» (S. xii)

Sie schreibt weiter: «Die Welt weiss, dass das nichts mit gewinnen oder verlieren auf diplomatischer Ebene zu tun hat. Der Kampf gegen die Vogelgrippe ist der Kampf, echte Menschlichkeit zu erhalten. Der Einsatz in diesem Kampf ist der, dass wir bei der Pandemie unser Leben verlieren können, aber durch die Habgier und das Missmanagement des Weltgesundheitssystems ist die Auslöschung der menschlichen Rasse gewiss.» (S. xxi)
Als sich herausstellte, dass es sich beim Vogelgrippevirus in Indonesien um ein besonders aggressives Virus handelt, wurde Dr. Supari der Mechanismus deutlich: Ihr Land sollte das Virus an das Global Influenza Surveillance Network (GISN) abgeben; diese geben es an eines der WHO Collaborating Centers (WHO-CCs) weiter, die daraus einen Impfvirus herstellten und dann in einem ihrer Laboratorien den Impfstoff herstellen, den sie dann für teures Geld an die reichen Länder verkaufen. WHO-CCs sind Labors, die mit der WHO zusammenarbeiten und in Australien, Japan, Grossbritannien und den USA als Referenzlabors anerkannt sind.
Mit der Abgabe des Virus verliert das Land alle seine Besitzrechte und das Virus verschwindet buchstäblich im schwarzen Loch. Im Falle einer Pandemie stünden solche Länder, die das Virus zur Verfügung gestellt haben, mit den anderen armen Ländern hinten an, da die reichen Länder bevorzugt behandelt werden. Dieses Schicksal hatte Vietnam erfahren. Vietnam hatte, nachdem es seinen H5N1-Virus an die WHO-CCs geschickt hatte, nie mehr etwas darüber erfahren, was mit seinen Viren passiert ist.
«Seit 1952 waren die 110 Länder der Welt, bei denen gewöhnliche Influenza (jahreszeitlich bedingte Grippe) aufgetreten war, verpflichtet, die Virenproben freiwillig und ohne Behinderung weiterzugeben. Die vom GISN angenommenen Viren wurden wilde Viren genannt und die Proben wurden Eigentum des GISN. Die Experten arbeiteten damit zum Zwecke der Risikoeinschätzung und der Forschung. Aber Teile davon wurden zu Zuchtlinien von Viren (seed virus) weiterentwickelt. Und aus diesen Zuchtlinien kann dann später ein Impfstoff entwickelt werden. Das Problem für mich war, dass die Impfstoffe, nachdem sie kommerziell hergestellt wurden, weltweit verteilt wurden, auch an die betroffenen Länder, die die wilden Viren besassen, zu den von den Entwicklern festgelegten Preisen, die zumeist aus Industrieländern und entwickelten Ländern kamen. Natürlich setzten diese den sehr hohen Preis mit rein ökonomischer Zielsetzung fest und vernachlässigten dabei den sozialen und moralischen Aspekt. Das sind genau die Charakteristika des Kapitalismus.» (S. 11)
Dr. Supari begann, sich gegen diese Ungleichbehandlung zur Wehr zu setzen: «Jedes Mal, wenn ich in die Vergangenheit blickte, sah ich die Schatten des Imperialismus, der einen grossen Teil der Ressourcen meines Landes geraubt hatte, weil wir die Technologie dazu nicht hatten, unsere Ressourcen selbst auszuschöpfen. Es war, als ob ich dabei zusehen müsste, wie sie einen Grossteil unseres Erdöls abpumpten, nur, weil uns die Technologie dazu fehlte und das Geld, es zu verarbeiten.» (S. 10)

Indonesien

Indonesien ist mit circa 237,5 Millionen Einwohnern bevölkerungsmässig das viertgrösste Land der Welt. Es besteht aus 13- bis 17tausend Inseln, 33 Provinzen, 21 davon waren 2005 von der Vogelgrippe betroffen. Für Indonesien ist das Geflügel der wichtigste Proteinlieferant. Nach Angaben der FAO (18.3.08) sind 20% der Hühnerpopulation (14 Mrd.) auf über 30 Millionen Hinterhöfen verteilt. Daher ist die Situation auch heute kritisch. Seit dem Ausbruch der Vogelgrippe (2005) mussten 9,5 Millionen Tiere (Enten, Gänse, Hühner, Wachteln) vernichtet werden.

Voreilige Fehlschlüsse der WHO

Eine weitere Ungleichbehandlung ihres Landes durch die WHO beschreibt sie im Zusammenhang mit den sogenannten «cluster cases». Indonesien hat die weltweit gröss­ten «cluster cases», also die grösste Häufung von Vogelgrippefällen innerhalb einer Familie. In Tanah Karo hatten sich 7 von 8 Familienmitgliedern mit dem Virus infiziert. Die Experten der WHO, zumeist Epidemiologen, schlussfolgerten daraus, völlig übereilt und ohne Rücksprache, dass die Häufung in Tanah Karo ein Fall von Mensch-zu-Mensch-Übertragung sei.
Damit traten sie arroganterweise mit einem Statement vor die lokale und internationale Presse, was in der Weltöffentlichkeit heissen musste, dass die furchtbare Vogelgrippe-Pandemie begonnen hatte. Dies hätte für das Land Indonesien verheerende Konsequenzen gehabt, und das Land wäre isoliert worden.
Supari beschreibt, wie sie sich zu wehren begann: «Zuerst sandte ich einen deutlichen Hinweis an die WHO in Indonesien, weil sie eine ungesichere Stellungnahme abgegeben hatten, die für Indonesien schlimme Konsequenzen haben könnte. […] Zweitens fragte ich nach der DNS-Sequenz des Virus aus Tanah Karo, der an die WHO-CCs gegeben worden war. […] Drittens wies ich die WHO Indonesien an, die Nachrichten von CNN zu korrigieren, oder ich würde sie bei den Vereinten Nationen verklagen.» Dann hielt sie eine Pressekonferenz ab, an der sie die voreilig herausgegebene Meldung selbst korrigierte.
Selbst als sie das Ergebnis der DNA-Analyse aus einem Labor ihrer Wahl (ohne WHO-Anerkennung) – das Eijkman Institut in Indonesien, geleitet von Professor Sangkot Marzuki – und damit den Beleg hatte, dass es sich bei dem H5N1-Virus von Tanah Karo lediglich um eine etwas aggressivere Form dieses Viruses handelte und die Mensch-zu-Mensch-Übertragung damit nicht bestätigt werden konnte, wurde diese neue Information ignoriert und von den Wissenschaftlern und von der WHO totgeschwiegen.

NAMRU2

Am 24.4.2008 war in der «Jakarta Post» zu lesen, dass genau dieses Labor die Immunität aller ihrer Mitarbeiter verlangte. Obwohl Michael Leavitt selbst nach Indonesien reiste, gab die indonesische Regierung dem Antrag nur eingeschränkt statt. Stattdessen forderte der indonesische Aussenminister Eddy Pratomo volle Transparenz. Indonesien sollte Zugang zu allen Forschungen und deren Resultaten erhalten. Es wurde nämlich vermutet, dass das Labor geheimdienstlich tätig sein könnte. Die NAMRU Labore dienten vor allem dem militärischen Personal der USA, die dort stationiert waren. Im April 2008 hatte Siti Supari den Virustransfer an das NAMRU2 Labor gestoppt, bis sie bereit waren, ihre Forschungsresultate mit Indonesien und den anderen Ländern zu teilen, so dass diese ihren eigenen Impfstoff herstellen konnten.

Viren für Los Alamos ...

Obwohl die eigenen Wissenschaftler im Land sehr gut, wenn nicht sogar besser ausgebildet sind, werden sie nicht gleich behandelt wie die der Industrieländer: So war Indonesien vom US-Gesundheitsminister Michael Leawitt eine Spende von 3 Millionen US-Dollar versprochen worden, von denen das Land nichts gesehen hat. Bei einem Besuch der US-Aussenministerin Condoleezza Rice erfuhr Dr. Supari, dass das Geld an das NAMRU2 (US naval medical research unit 2) gegeben wurde, mit der Begründung, dass dieses Labor ja gemeinsam mit dem indonesischen Gesundheitsministerium am H5N1-Virus forschte. Das NAMRU2 in Indonesien ist eine grosse Laboreinheit ausserhalb der USA und hat 175 Mitarbeiter, davon sind 19 US-Amerikaner.
Ein wichtiges Kapitel in ihrem Buch beschäftigt sich mit dem geheimen Labor von Los Alamos. Bei ihren Nachforschungen über den Verbleib der DNA-Sequenzen des H5N1-Virus erfuhr sie, dass das Genmaterial über die WHO und die WHO-CCs direkt an das Los Alamos National Laboratory in New Mexico geliefert wurde. Dort gab es nur wenige Forscher, die mit den DNA-Sequenzen forschen durften.

... für Impfstoff oder Biowaffen?

Los Alamos ist das Labor, in dem biologische, chemische und atomare Waffen erforscht werden. «Es schockierte mich zutiefst. Ich wusste, dass das Labor in Los Alamos unter Kontrolle des amerikanischen Energieministeriums stand. Es war genau dieses Labor, das 1945 die Atombombe zur Zerstörung Hiroshimas entwickelt hatte. Es ist anzunehmen, dass sie genau dieselbe Einrichtung dazu benutzen, chemische Waffen zu erforschen und herzustellen. Welch erschreckende Tatsache. Die Daten über die DNS-Sequenz des H5N1-Virus standen ausschliess­lich den Wissenschaftlern aus Los Alamos zur Verfügung. Ob sie sie dazu verwendeten, einen Impfstoff oder eine chemische Waffe herzustellen, würde von den Erfordernissen und Interessen der US-Regierung abhängen. Es ist in der Tat eine sehr gefährliche Situation für das Schicksal der gesamten Menschheit.» (S. 19)
Supari äussert zu Recht die Vermutung, dass ein von Indonesien an die WHO gesandter Stamm ebenso an Los Alamos weitergegeben worden sein könnte – zur Herstellung biologischer Waffen. «Der Absender erfuhr nie das weitere Schicksal seiner Proben. Wurden sie an eine nicht kommerzielle Institution gesandt, um einen Impfstoff zu entwickeln, der von den betroffenen Ländern benötigt wurde? Oder wurden sie an kommerzielle Unternehmen gesandt oder an irgendeinen Ort, an dem sie zu biologischen Waffen verarbeitet wurden?» (S. 13)
Als sie nach den Daten des Tanah-Karo-Virus fragte, die sie über die WHO-CCs geliefert hatte, erfuhr sie aus dem Internet, dass das Los-Alamos-Labor geschlossen worden war. Wo aber waren ihre Virenstämme gelandet? Ein Teil der Daten wurde an das Global Initiative on Sharing Avian Influenza Data (GISAID) und der Rest an die Bio Health Security (BHS) verteilt. Sie hatte erfahren, dass viele der Forscher wie auch des Personals von Los Alamos an das BHS gewechselt hatten. Sie fragte sich, ob das BHS eine Forschungsanstalt ist, um biologische Waffen zu entwickeln, unter der Aufsicht des Pentagon. «Wenn dies so wäre, dann würde es bedeuten, dass das Spiel unter anderem Namen an einem anderen Ort weitergespielt wurde.» (S. 21)
Vor den Verhandlungen mit der WHO wird ihre Vermutung von der Generaldirektorin der WHO, Dr. Margret Chan, bestätigt. Bei einem Treffen mit ihr sagte sie: «Was Sie in Ihrer Rede sagten, ist tatsächlich wahr. Es gab einen Kriminellen in der WHO, der die Zuchtlinie des Virus oder die Daten darüber nach Los Alamos geschickt hat. Aber jetzt wurde er gestoppt, Frau Ministerin.» «Bitte helfen Sie mir und David Heymann. Wir haben das System von unseren Vorgängern übernommen. Und ich hoffe, ich kann es verändern, Madame», fuhr sie fort. (S. 129)
Anfang Dezember 2006 beschloss Indonesiens Regierung, die Abgabe ihrer Viren an die WHO und die an der WHO angeschlossenen Laboratorien zu unterbrechen, solange diese dem undurchsichtigen Mechanismus des GISN folgten. Statt dessen forderte sie Transparenz, so dass die von der Vogelgrippe schwer betroffenen Länder von der Virenabgabe profitieren können.
Es beginnt ein zähes Ringen auf internationaler Ebene. Supari stellte dabei fest, dass das Sekretariat der WHO eigenmächtig eine Streichung einer Passage in den Richtlinien für den Austausch von Virenmaterial von 2005 bis 2007 vorgenommen hatte. Diese Passage regelte den ordnungsgemässen Austausch des Virenmaterials, so dass die Virenstämme im Besitz des Ursprungslands blieben (Material Transfer Agreement, MTA). […] «Meiner Meinung nach war dies ein extremer Rechtsbruch, wenn nicht sogar ein Verbrechen, begangen von einer Organisation, die von einer untadeligen Verwaltung geführt werden sollte.» (S. 61) Die WHO hatte sich über die WHA gestellt. Zu Recht prangert Dr. Supari diese Ungerechtigkeit an.

Biologische Waffen aus Los Alamos?

Ein leitender Forscher beim Verteidigungsministerium, Isro Samiharjo, erzählte den Zuhörern, die US-Regierung verwende Los Alamos zur Entwicklung biologischer Waffen. Isro stützte Sitis Behauptung und sagte, dieselben Proben könnten zur Entwicklung von Waffen verwendet werden. Er fügte hinzu, dass es in den 1980er Jahren ein ähnliches Szenario gegeben habe, als Schädlinge grosse Mengen von Reisfeldern angriffen und Indonesien – bis heute – zum Importeur von Reissaatgut wurde. Isro sagte, dass biologische Waffen dazu benutzt werden könnten, ein Land von einem anderen abhängig zu machen, einem Zustand der auch als «verdeckter Imperialismus» bezeichnet wird. «Es gibt offensichtlich eine Verschwörung», sagte er und diskutierte dann die Beteiligung der Vereinigten Staaten an der Entwicklung von Biowaffen. Mit der unausweichlichen Entwicklung solcher Waffen, sagte Isro, hätte sich das indonesische Verteidigungsministerium und seine Abteilung für Verteidigungspotential auf die biologische Verteidigung konzentriert.

Quelle: «Jakarta Post» vom 16.3.200

Kriminelle Machenschaften bei der WHO?

Am 28. März 2007 organisierte Dr. Supari zwei High-Level-Meetings (HLM) mit ähnlich gesinnten Ländern. In der Eröffnungsrede stellt sie ihre Forderungen.
Am Vortag hatte sie bei einem High-Level-Technical-Meeting (HLTM), das sie einberufen hatte, bereits einen Konsens darüber erreicht, dass es ein neues Verfahren für den Virenaustausch braucht: «Wir können nicht weitermachen, ohne die Hoffnung zu äussern, dass – so wie es mit der WHO vereinbart wurde – ein jegliches Programm zur Weitergabe von Viren in verantwortlicher Weise ausschliesslich dazu genutzt wird, Risiken abschätzen zu können und nicht nur für die kommerzielle Produktion von Impfstoffen verwendet werden darf, ohne dass man weiss, aus welchem Land die Proben stammen. Ich muss diesen Standpunkt einnehmen, weil es wichtig ist zu betonen, dass die Entwicklungsländer einen gleichwertigen Zugang zum H5N1-Grippe-Impfstoff zugesichert bekommen. Bis heute sind 10% in Eu­ropa und Nordamerika konzentriert, und dieser Teil der Welt hat 90% der Produktionskapazitäten für den Grippeimpfstoff. Das bedeutet, dass im Falle einer Krise die Mehrheit der Entwicklungsländer keinen Zugang zu Impfstoffen während und möglicherweise auch nach der ersten Welle der Pandemie hätte. Wir müssen daher unsere Bemühungen verstärken, effektive Methoden für die Produktion und Verteilung von Impfstoffen für Pandemien zu suchen und dabei die technischen, wirtschaftlichen und humanitären Anliegen in der Weise mit einzubeziehen, so dass wir weltweit wirksam darauf vorbereitet sind.» (S. 180)

Ein erster Schritt zum Schutz für alle

An dem Treffen auf höchster Ebene nahmen Gesundheitsminister, hohe Vertreter und Beamte aus 12 betroffenen Ländern und 23 weiteren entwickelten und unterentwickelten Ländern, impfstoffproduzierende Länder und andere wichtige Interessenvertreter teil, darunter die WHO. Das Treffen endete mit der «Jakarta Declaration on Responsible Practices for sharing Avian Influenza Viruses and Resulting Benefits». In dieser wird gefordert, die ganze Problematik an der WHA mit allen Mitgliedsländern zu diskutieren.  Am 14. Mai 2007 fand in Genf das sechzigste Treffen der WHA statt, dessen Ergebnis in der Resolution WHA 60.28 festgehalten wurde. In einem wichtigen Regierungstreffen am 20. November 2007 haben alle Länder zugestimmt, dass es für das GISN keinen Platz in der WHO gibt.

Dr. Suparis Buch zeigt eindrucksvoll und feinfühlig auf, wie eine Frau durch ihre konsequente Haltung und ihr beständiges Einfordern von Gleichwertigkeit in jeder Beziehung, durch undemokratische, unterdrückerische und neokoloniale Strukturen hindurch, den Weg findet zu einem gleichwertigen und würdigen Umgang mit ihrem Land. Gegen alle Versuche der westlichen Welt und der Supermacht USA musste sie sich durchsetzen, um schliesslich in zähen Verhandlungen den Paradigmenwechsel zu erreichen: Vom alten Paradigma, das die Menschheit in eine gefährliche Situation gebracht hatte, hin zum neuen Paradigma, das Wohlstand für die Mehrzahl aller Menschen bringt.
Mitte Mai 2009 findet die 62. Sitzung der WHA in Genf statt. Gerade noch Zeit genug, Dr. Suparis wichtiges Buch zu lesen.

*Dr. Siti Fadilah Supari, PhD, ist seit 2004 Gesundheitsministerin von Indonesien. Sie stammt aus Solo in Zentral Java und ist Konsiliarärztin für Kardiologie und Fachärztin für Herz- und Blutgefässerkrankungen.


Quelle: Zeit-Fragen Nr. 16
Originalartikel veröffentlicht am 21.4.2009
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Ein Blick hinter die Kulissen der Macht

von Webster Griffin Tarpley

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Wir alle sehen fast täglich die die Strahlemann-Bilder von Obama in den Massenmedien. Eine verzückte und schnell wachsende Anhängerschaft schart sich um Ihn. Vom «Messias-Faktor» und dem «schwarzen Kennedy» ist die Rede. Was ist es, das Millionen von Menschen in seinen Bann zieht?

Obama: Woher kommt er? Wer finanziert ihn? Wessen Interessen vertritt er?

Webster Griffin Tarpley enthüllt in diesem brandaktuellen Buch, dass Barack Obama nur eine Marionette ist, die von langer Hand und von der Pike auf systematisch aufgebaut wurde. Hinter Obama gibt es noch einen schwarzen Schatten.

Seite 143: Obama befürwortet die Beschwichtigung gegenüber dem politischen Gegner und will offenbar ein Goldenes Zeitalter samt Paradies auf Erden herbeibeschwören. Er scheint einen erneuten oligarchischen Konsens anzustreben und will dem US-Imperialismus nur eine Schönheitsoperation verpassen.

Der schwarze Schatten hinter Obama ist Zbigniew Brezinski, bekennender Russland-Hasser und ehemaliger Sicherheitsberater von Ex-Präsident Jimmy Carter. Zusammen mit David Rockefeller gründete er die Trilaterale Kommission und strebt eine globale Machtprobe mit Russland und China an. Damit betreibt er eine Geopolitik, die viel gefährlicher ist, als die Kriegspolitik von Bush und Cheney. Obama hat die Aufgabe, den angloamerikanischen Geostrategen für ihr neues aggressives Projekt Europas Truppen und Finanzmittel zu sichern, Ressourcen, an die ein Georg W. Bush niemals herangekommen wäre. Deutschland kommt in diesem Plan eine bedeutende Rolle zu.

Das Drehbuch für das Obamas Wirtschaftspolitik stammt aus der Geheimgesellschaft Skull & Bones. Das Ziel: Obama soll die elitären Wall-Street-Finanzkreise stärken und deren Macht ausbauen. Amerikanische Grosskonzerne und Investmentbanken sollen die internationalen Märkte beherrschen.

Webster Griffin Tarpley (Jahrgang 1946) ist Historiker und Geheimdienstexperte. Seit mehr als 30 Jahren recherchiert und enthüllt er verdeckte Geheimdienstoperationen. Zu seinen bekanntesten Büchern zählen: George Bush: The Unauthorized Biography (1992), deren sensationelle Enthüllungen über Bush senior zu dessen Wahlniederlage Ende 1992 beitrugen, und 9/11 Synthetic Terror (2005), in dem er die wahren Hintergründe des Terroranschlags vom 11. September 2001 beleuchtet. Tarpley ist in den USA als Radio- und Fernsehkommentator bekannt. Er trat u.a. bei Sendern wie CNN und Fox News auf.

221 Seiten, ISBN 978-3-938516-74-4,
Kopp Verlag, Pfeifferstrasse 52, D-72108 Rottenburg, 0049 74 729806-0

Interview mit dem Autor 16. Oktober 2008 (deutsch)


Verheimlicht - vertuscht - vergessen

Herzlich willkommen zum Kritischen Jahrbuch 2009! Wieso 2009? Hieß das letzte Jahrbuch nicht 2007? Richtig. Und tatsächlich war für das zweite Jahrbuch dieser Art auch ein anderer Titel geplant, nämlich "Der Kritische Jahresrückblick 2008". Weil Jahrbücher aber häufig die Jahreszahl des Jahres tragen, in dem sie erscheinen, hat der Verlag das Buch kurzfristig umbenannt. Daher heißt es nun "Das Kritische Jahrbuch 2009", behandelt aber das Jahr 2008. Damit hat dann alles wieder seine Ordnung. Alles klar? Hier nun der Verlagstext zum Buch:

Jahrbuch 2009

Das Kritische Jahrbuch 2009 - Was 2008 nicht in der Zeitung stand

Verheimlicht – vertuscht – vergessen beginnt dort, wo herkömmliche Jahresrückblicke enden: Er hakt nach, schaut hinter die Kulissen und deckt auf, was uns an Nachrichten innerhalb eines Jahres vorenthalten wurde.

Erfolgsautor und Enthüllungsjournalist Gerhard Wisnewski zeigt die wahren Zusammenhänge, die sich unter der Oberfläche dessen verbergen, was uns die Medien als »objektive« Nachricht präsentieren – Zusammenhänge, die wir nicht aus der Zeitung erfahren. Seine Recherchen sind eine willkommene Lektüre für Menschen, die wissen wollen, was hinter den Schlagzeilen aus Presse, Funk und Fernsehen steckt: Wer setzt die Nachrichten, für die wir uns interessieren sollen, in die Welt? Welche Interessen werden mit dem Lancieren bestimmter Themen verfolgt? Warum verschwinden manche Ereignisse so schnell aus der Berichterstattung?

Der kritische Jahresrückblick für kritische Leser.

Korrekturen, News, Ergänzungen etc.

S. 251, Punkt 2: Daß die rechte Fahrspur "in die falsche Richtung" führt, ist hier umgangssprachlich gemeint - in dem Sinne, daß ortskundige Kärntner diese Fahrspur subjektiv als "falsch" empfinden, da diese Strecke nicht so bequem und schnell zu befahren ist, wie die Loiblpaß-Bundesstraße. Tatsächlich eignet die sich die Strecke über Köttmannsdorf ins Bärental (also über die rechte Fahrspur) aufgrund der äußerst engen (Haarnadel-) Kurven kaum für den fünf Meter langen Phaeton. Das würde sowohl eine erhöhte "Kurbelei" am Lenkrad als auch eine große Vorsicht erfordern, da der Phaeton die Straße speziell bei Haarnadelkurven wohl ganz für sich beanspruchen würde. Zudem herrscht an der zum See absteigenden Strecke im Herbst und Winter häufig Nebel. Daß Haider diese Route in einer Oktobernacht um halb eins nehmen wollte, bleibt also äußerst unwahrscheinlich. In einer nächsten Auflage wird dieser Absatz präzisiert. Aufgrund der äußerst engen Produktionszeiten bei diesem Jahrbuch war das vor Drucklegung leider nicht mehr möglich.


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