Das Bodenpersonal ist geflüchtet, Touristen sitzen fest, alle Flüge wurden gestrichen: Tausende Regierungsgegner haben den Flughafen von Bangkok übernommen, inzwischen ist auch der Tower in der Hand der Demonstranten. Die Polizei scheint machtlos - nun wächst die Angst vor einem Militärputsch.
Bangkok - Polizei und Sicherheitskräfte haben längst die Kontrolle verloren - am Bangkoker Flughafen herrscht Chaos: Tausende Regierungsgegner haben nach dem Hauptgebäude nun auch die Schaltzentrale des Airports, den Tower, gestürmt. Der Flughafen wird nach Angaben des Betreibers mindestens noch den gesamten Mittwoch über geschlossen bleiben.
Der Armeechef Anupong Paochinda hat inzwischen eine Erklärung angekündigt. Die Unruhen in der thailändischen Hauptstadt haben Vermutungen genährt, die Armee könne die Regierung zum Rücktritt zwingen.
Am Morgen saßen auf dem Flughafen 3000 Reisende fest, im Laufe des Tages wird sich die Anzahl der Fluggäste wohl noch drastisch steigern. Ein Sprecher der hinter den Protesten stehenden Volksallianz für die Demokratie (PAD) verkündete, dass der Flughafen komplett von den Regierungsgegnern kontrolliert werde. Alle Fluggesellschaften müssten bei der PAD direkt um Start- und Landegenehmigungen bitten.
Die Situation am internationalen Flughafen war in der Nacht eskaliert, Regierungsgegner stürmten das Gebäude. Nach Angaben von Flughafenchef Saereerat Prasutanont ist der Airport seit Mittwochmorgen um 4 Uhr Ortszeit für alle Starts und Landungen gesperrt. "Ich wurde von Thai Airways informiert, dass im Moment 3000 Passagiere festsitzen", sagte er am Vormittag. Später sagte ein Flughafenvertreter, die ursprünglich nur bis Mittag geltende Sperrung werde mindestens bis zum Abend verlängert.
Vor den verlassenen Check-in-Schaltern kampierten entnervte Reisende mit ihrem Gepäck. "Wir haben die ganze Nacht hier verbracht, nachdem das ganze Personal weggerannt ist. Niemand ist da, um uns zu helfen", sagte Vanessa Sloan aus Florida. Singapore Airlines und einige andere Fluggesellschaften kündigten an, Bangkok vorerst nicht mehr anzufliegen. Australien und Neuseeland riefen ihre Staatsbürger in Thailand zu größter Vorsicht auf.
Es sind die bislang massivsten Proteste der oppositionellen Volksallianz für Demokratie (PAD), die seit vier Monaten den Rücktritt des Ministerpräsidenten fordert und dazu auch seit Wochen dessen Büros blockiert. Die Demonstranten halten den Schwager des bei einem Militärputsch gestürzten Ex-Ministerpräsidenten Thaksin Shinawatra nur für dessen Marionette. Thaksin wurde im Oktober wegen Korruption in Abwesenheit zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Er lebt im Exil.
Ministerpräsident Somchai war zum Apec-Gipfel in Peru und wurde später am Mittwoch zurückerwartet. Er sollte auf einem Militärflughafen landen, wie es hieß.
Regierungsfreundliche Gruppen mobilisieren ihre Anhänger inzwischen ebenfalls. Ein Sprecher sagte der Nachrichtenagentur Reuters, er werde seine Unterstützer dazu aufrufen, auf die Straße zu gehen. Beobachter befürchten blutige Zusammenstöße zwischen den beiden verfeindeten Gruppen.
Vor dem Bangkoker Flughafen ist die Lage äußerst gespannt. Unbekannte Angreifer schleuderten am Mittwochmorgen mehrere Sprengsätze auf die Demonstranten. Einer explodierte in einer Gruppe in der Nähe des internationalen Flughafens, ein anderer am Inlandsflughafen Don Muang. Hier wurden drei Menschen nach Angaben der Polizei verwundet. Zwei weitere Explosionen gab es in Bangkok selbst. Über Opfer wurde hier nichts bekannt. Schon am Dienstag waren bei Auseinandersetzungen zwischen Anhängern und Gegner der Regierung elf Menschen verletzt worden, einige durch Schüsse.
ffr/AP/AFP/Reuters