Der Finanzminister Thailands, Korn Chatikavanij, über die Folgen der US-Geldpolitik für Asien, den Druck auf die Schwellenländer und den Yuan als neue Reservewährung.
Korn Chatikavanij, Finanzminister in Thailand
(dapd)
WirtschaftsWoche: Herr Chatikavanij, Europa und die USA stecken in einer schweren Krise. Die Volkswirtschaften Asiens boomen dagegen. Wie fühlen Sie sich als Teil des Wachstumsmotors der Welt?
Korn Chatikavanij: Natürlich besser, als wenn man nicht dazugehört. Allerdings haben auch wir Probleme; vor allem müssen wir langfristig wettbewerbsfähig bleiben. So wird es künftig für die Länder in Asien nicht mehr reichen, sich Wettbewerbsvorteile durch unterbewertete Währungen zu sichern. Die vergangenen Monate haben den Druck an dieser Stelle erhöht.
Woher kommt der Druck?
Die Amerikaner und die Chinesen drucken faktisch Geld. Das macht es uns schwer, wettbewerbsfähig zu bleiben. Die Volkswirtschaften Südostasiens sind allesamt sehr offen und hängen am Außenhandel. In Thailand beispielsweise tragen die Exporte 65 Prozent zur Wirtschaftsleistung bei. Die Geldpolitik der USA setzt unsere Währung aber unter Aufwertungsdruck. Je länger dieser Trend anhält, desto schwieriger wird es für die kleinen Schwellenländer Asiens.
Wie kann ein Land wie Thailand darauf reagieren?
Am Ende können wir nicht viel machen. Aber China und die USA müssen ihr jeweiliges Haus in Ordnung bringen, denn wir fühlen uns von beiden unfair behandelt. Ich glaube, sie haben die Botschaft verstanden. Wir dürfen natürlich gleichzeitig nicht vergessen, dass bei den Entscheidungen in den USA und China innenpolitische Erwägungen die Hauptrolle spielen.
Chatikavanij, 46, ist seit 2009 Finanzminister in
Thailand. Bis 2004 arbeitete er bei SG Warburg
und JP Morgan. Dann ging er in die Politik. Er
studierte unter anderem in Oxford – dort
gemeinsam mit dem jetzigen Premierminister
Thailands, Abhisit Vejjajiva.
Sie haben Verständnis für die Politik der amerikanischen Notenbank?
Die Amerikaner versuchen alles Menschenmögliche, um Jobs zu schaffen. Ohne Zweifel ist der Dollar unterbewertet, und die US-Wirtschaft muss Anpassungen vornehmen. Bei der Fiskalpolitik sind der Regierung aber wegen der Mehrheitsverhältnisse die Hände gebunden. Also versuchen sie, über die Geldpolitik das Wachstum anzukurbeln. Bis dieser Schritt zu Ergebnissen führt, dauert es eine Weile. Ich hoffe nur, dass es funktioniert.
Wie könnte der Druck auf kleinere Länder wie Thailand gemindert werden?
Unsere Schmerzen wären weniger stark, wenn China seine Währung aufwerten lassen würde. Das würde auch den Druck von Schwellenländern in anderen Teilen der Welt nehmen. Wir erkennen ja an, dass Peking auch Druck von innen hat und beispielsweise jedes Jahr zehn Millionen neue Arbeitsplätze schaffen muss. Aber jeder weiß doch, dass der Yuan unterbewertet ist.
Zuletzt hat sich die Inflation in China stark beschleunigt. Glauben Sie, dass Peking den Yuan nun schneller aufwerten lassen wird?
Ja, auf jeden Fall. Und sie müssen es. Wenn aus den USA dann hoffentlich bald wieder bessere Konjunkturdaten kommen, würden sich die Kapitalabflüsse aus Amerika reduzieren, und auch das würde den Druck auf die Schwellenländer in Asien vermindern.
Wird Thailand Unternehmen zu Hilfe kommen, deren Exporte durch die Aufwertung bedroht sind?
Bei uns gibt es keine Subventionen für Exportunternehmen. Wir helfen allerdings, wenn es zum Beispiel um den Zugang zu Finanzierungen geht. Außerdem denken wir über zusätzliche Kontrollen beim Zufluss von spekulativem Kapital nach. Dazu könnten auch neue Steuern für Investoren aus dem Ausland gehören.
Das Hauptproblem ist doch, dass sich die asiatischen Schwellenländer in den vergangenen Jahrzehnten zu stark vom Dollar abhängig gemacht haben.
Das stimmt, und davon müssen wir wegkommen. Um die Volatilität in der Region zu verringern, müssen wir damit beginnen, unseren Handel in anderen Währungen abzuwickeln. 90 Prozent des Warenverkehrs zwischen Thailand und Japan werden in Dollar beglichen. Das macht keinen Sinn mehr. Der Yuan ist zwar noch nicht internationalisiert, aber wir würden unseren Außenhandel liebend gerne in der chinesischen Währung abwickeln. Ein entsprechendes Swap-Abkommen soll das nun bald ermöglichen. Der Abschied vom Dollar als weltweite Reservewährung vollzieht sich zwar langsam, aber sicher.
Im kommenden Jahr wird in Thailand gewählt. Fürchten Sie, dass die politischen Unruhen wieder aufflammen könnten?
100-prozentig beigelegt ist die Sache sicherlich nicht. Es ist ein langwieriger Prozess, aber die Regierung hat sehr viel getan, um die radikalen Elemente zu isolieren. Gleichzeitig haben wir den Sympathisanten der Rothemden, die den ehemaligen Premierminister Thaksin Shinawatra unterstützen, klargemacht: Auch wenn sie andere Standpunkte als wir vertreten, sind sie nicht unsere Feinde.
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