Meldestelle für Geldwäscherei weist Höchststand bei gemeldeten Vermögenswerten aus

Die Meldestelle für Geldwäscherei hatte 2011 viel zu tun. (Bild: Keystone/Gaetan Bally)
Die Meldestelle für Geldwäscherei hatte 2011 viel zu tun.
(Bild: Keystone/Gaetan Bally)

Erneut ist 2011 die Anzahl der Verdachtsmeldungen gestiegen, die im Zusammenhang mit der Geldwäscherei und deren Vortaten wie Betrug stehen. Einer der Gründe für den Anstieg sind die politischen Ereignisse in Nordafrika.

Jü. Im vergangenen Jahr ist erneut ein Rekord von 1625 Verdachtsmeldungen bei der Meldestelle für Geldwäscherei (MROS) registriert worden. Das ist eine Zunahme der Verdachtsmeldungen von 40 Prozent oder 466 Meldungen im Vergleich zu 2010, gibt die MROS in ihrem am Montag veröffentlichten Jahresbericht bekannt.

Verantwortlich für diesen Anstieg sind verschiedene Gründe. Es sind mehr Meldungen in Zusammenhang mit dem «arabischen Frühling» eingegangen. Insgesamt wurden 139 Meldungen verzeichnet; die meisten davon betrafen Ägypten, Tunesien und Libyen und Syrien. Die von diesen Fällen betroffenen Vermögenswerte belaufen sich auf knapp 600 Millionen Franken. Dabei rangierte Bestechung an erster Stelle, vor mutmasslicher Geldwäscherei. Noch im Vorjahr waren bei der MROS keine Meldungen mit Bezug zu diesen Ländern eingegangen. Dies änderte sich 2011 nicht zuletzt deshalb, schreibt die Meldestelle im Bericht, weil der Bundesrat zwei Verordnungen über gewisse Personen aus der Arabischen Republik Ägypten beziehungsweise Tunesien erlassen hatte.

Geldtransfer und Drogen

Ein Rekord wird auch bei der Höhe der gemeldeten Vermögenswerte vermeldet: Insgesamt waren es 3,3 Milliarden Franken, so viel wie noch nie. Diese Summe muss aber relativiert werden. Denn die Zuname ist vor allem darauf zurückzuführen, dass verschiedene Finanzintermediäre in ein und demselben Fallkomplex eine Vielzahl von Meldungen erstattet haben. So gab es 2011 25 Verdachtsmeldungen mit Vermögenswerten, die gerundet 2,2 Milliarden an involvierten Vermögenswerten aufweisen. Darunter fallen 7 Meldungen mit einem Gesamtvolumen von 791 Millionen Franken.

Aussergewöhnlich stark zugenommen haben die Verdachtsmeldungen auch in der Kategorie «Money Transmitter». Die Meldungen aus dieser Kategorie haben sich praktisch vervierfacht, von 61 im Jahr 2010 auf deren 238 im Jahr 2011. Diese grosse Steigerung lasse sich mit den Bereinigungsarbeiten eines Geldtransfer-Anbieters erklären, der rückwirkend sehr viele verdächtige und bereits durchgeführte Transaktionen gemeldet habe. Als Vortat seien in den meisten dieser Transaktionen vorwiegend Betäubungsmitteldelikte vermutet worden.

Als weitere Gründe für die Zunahme des Meldevolumens nennt die MROS einzelne grosse Fallkomplexe, die schon wie in den Vorjahren viele Verdachtsmeldungen von verschiedenen Finanzintermediären generierten. Zudem sei die Zunahme der Meldungen auch auf die immer besseren Kontrollmechanismen der Finanzintermediäre zurückzuführen. Zu den Finanzintermediären zählen neben den Banken, die 2011 insgesamt 1080 Verdachtsfälle meldeten, unter anderem auch Fonds, Investmentgesellschaften, Spielbanken, Kreditgesellschaften, Vermögensverwalter oder Dienstleistungserbringer im Zahlungsverkehr. Auch bei Rechtsanwälten hat das Meldevolumen zugenommen. Sie alle unterstehen gemäss dem Geldwäschereigesetz der Pflicht zur Meldung an die MROS. 2011 wurden 1000 Meldungen aufgrund dieser Bestimmungen abgesetzt. Neben der Meldepflicht gibt es auch ein Melderecht gemäss Strafgesetzbuch, wenn der Verdacht auf ein Verbrechen besteht. Seit 2009 ist die MROS dafür einzige Anlaufstelle. Diese wird besonders von den Grossbanken genutzt. Letztes Jahr gab es 625 solcher Meldungen.

Betrug und Bestechung

Bei den gemeldeten Verdachtsfällen ist auch 2011 der Betrug mit 497 Meldungen die am häufigsten vermutete Vortat: Knapp ein Drittel aller Verdachtsmeldungen steht damit in Zusammenhang. Bestechung, Veruntreuung oder Beteiligung an einer kriminellen Organisation als Vortat hätten sich mehr als verdoppelt, schreibt die Meldestelle. Bei Verdachtsfällen in Zusammenhang mit kriminellen Organisationen handle es sich vorwiegend um Fälle mit Bezug zur italienischen Mafia.

Eine Abnahme ist erneut bei den Verdachtsfällen in Zusammenhang mit Terrorfinanzierung zu verzeichnen. Wie im Vorjahr führten auch 2011 die Zeitungsberichte die Statistik der verdachtsbegründenden Quellen an, es folgen Informationen Dritter und jene der Strafverfolgungsbehörden. Hinweise, welche die Finanzintermediäre von externen Quellen erhalten, führten in mehr als zwei Dritteln der Fälle zu einer Verdachtsmeldung, schreibt die Meldestelle.


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