Der führende amerikanische Geopolitiker Zbigniew Brzezinński hat die Versuche Israels, mit seinem Drängen auf einen Krieg gegen den Iran die amerikanische nationale Sicherheitspolitik massiv zu beeinflussen, scharf zurückgewiesen. Washington werde Tel Aviv nicht blind folgen, sollte sich Israel für ein einseitiges militärisches Vorgehen gegen den Iran entscheiden, erklärte er.

Weiter sagte Brzeziński, er rate Präsident Barack Obama davon ab, ein militärisches Vorgehen gegen den Iran zu unterstützen, wenn Israel einen Krieg begönne. Diese Bemerkungen fielen auf einer Konferenz des National Iranian American Council (NIAC) und der Vereinigung für Rüstungskontrollmaßnahmen (ACA).

Sollte Israel den Iran angreifen, bevor dieser die von den USA gezogenen »roten Linien« überschritten habe, besteht aus Sicht Brzezińskis für die USA keine »unmittelbare Verpflichtung, wie ein dummer Esel den Israelis hinterher zu trotten, was auch immer sie tun«. »Sollten sie einfach aufgrund der Annahme, die USA würden automatisch in diesen Krieg mit hineingezogen, einen Krieg beginnen, ist es meiner Ansicht nach eine Freundschaftspflicht, deutlich zu machen: ›Ihr werdet niemals für uns Entscheidungen treffen, die wichtige nationale Interessen berühren‹«, sagte er weiter. »Meiner Überzeugung nach haben die USA jedes Recht, ihre nationale Sicherheitspolitik selbst zu bestimmen. Dieser Auffassung würden sicherlich die meisten Amerikaner zustimmen. Und daher ist es wichtig, diesen Punkt in aller Deutlichkeit herauszustellen, und dies gilt in besonderem Maße, wenn wir uns ausdrücklich und verbindlich der israelischen Sicherheit verpflichtet fühlen.«

Brzeziński erläuterte weiter, dass er eine Doktrin befürworte, die darauf hin arbeite, »jede Bedrohung einzufrieren, so dass sie keine Bedrohung« mehr darstelle. »Dies gilt, solange niemand überzeugend darlegen kann, dass ein Land mit einer Bevölkerung von 85 Millionen Menschen [Die Bevölkerung des Iran umfasst derzeit 78 Millionen Menschen] keine höhere Priorität als ein kollektiver Selbstmord besitzt. Und darauf gibt es nicht die geringsten Hinweise«, meinte er.

In den vergangenen Monaten hat die Regierung Obama alle Versuche Israels abgeschmettert, die USA zu einem gemeinsamen Vorgehen gegen den Iran zu bewegen. Mehrfach warnte Washington, sollte sich Tel Aviv einseitig für einen Militärschlag gegen die Nukleareinrichtungen des Irans entscheiden, müsse das Land auch die Konsequenzen tragen. Präsident Barack Obama bekräftigte seine Zuversicht, die harten internationalen Sanktionen, die gegen den Iran verhängt wurden, würden ihre Wirkung nicht verfehlen. Trotz Washingtons Entschlossenheit in der Iran-Frage fordert der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu weiterhin ein militärisches Vorgehen gegen den Iran.

»Die Amerikaner wählten Obama, weil er zum Einlenken bereit ist und Frieden bevorzugt«

Jamal Abdi, im NIAC für politische Fragen zuständig, erklärte gegenüber RussiaToday, der Iran stelle keine wirkliche Bedrohung dar und Barack Obama sei zu einer diplomatischen Lösung der Irankrise entschlossen. Mit der Wiederwahl Obamas könne sich Israel trotz der einflussreichen Israel-Lobby in Washington, die ein militärisches Vorgehen aggressiv befürworte, nicht auf bedingungslose militärische Unterstützung gegen den Iran seitens der USA verlassen, erklärte Abdi und verwies darauf, dass sich die amerikanische Bevölkerung bei den jüngsten Präsidentschaftswahlen bewusst »für den Kandidaten entschieden hat, der tatsächlich auf den Verhandlungsweg setzt und sich gegen einen Krieg ausgesprochen hat«.

Abdi erinnerte daran, wie sich Netanjahu, der ein militärisches Vorgehen gegen den Iran lautstark befürwortet, direkt in den amerikanischen Wahlkampf eingemischt hatte: »Er trat im Vorfeld der amerikanischen Präsidentschafts-Wahlen in landesweit ausgestrahlten Fernsehsendungen auf und sprach sich kaum verhüllt gegen eine Wiederwahl Obamas aus. Aber Bibi hat diesen Kampf verloren.«

Netanjahu habe auf das falsche Pferd gesetzt und müsse »sich nun neu orientieren«, erläuterte Abdi. Aber dies gelte auch für Präsident Obama, denn dieser müsse eine Politik formulieren, die zum Besten aller einen Krieg verhindere, »statt zu versuchen, dieser kriegstreiberischen, sehr weit rechts angesiedelten Politik entgegenzukommen, die von einigen proisraelischen Lobbygruppen vorangetrieben wird«.

Trotz allem hält Abdi einen Angriff auf den Iran noch immer für nicht wirklich ausgeschlossen. »Solange die Politik, den Druck immer weiter zu erhöhen, weiterhin vorherrscht und die diplomatischen Bemühungen untergräbt, und solange die Sanktionen die diplomatischen Bemühungen erschweren und die Möglichkeiten begrenzen, diesen Konflikt beizulegen, – könnte es tatsächlich zu einem Krieg kommen«, fasste er die Gefahr zusammen.

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