Al-Kaida: Die Geheimarmee der NATO
von Elias Davidsson
Osama bin Laden soll 1998 angeblich die Muslime mit einer Fatwa aufgerufen haben, US-Amerikaner und Juden zu töten und so dazu beizutragen, die islamischen Völker von US-amerikanischer und zionistischer Unterdrückung zu befreien. Für westliche Politiker und Medien war Osama bin Laden Führer der allgegenwärtigen Al-Kaida und Hauptfeind der westlichen Demokratie. Nähme man seine Fatwa ernst, dann hätte man erwarten müssen, dass islamistische Freischärler einen weltweiten Feldzug begonnen und besonders US-Amerikaner und Juden überall auf der Welt angegriffen hätten. Doch ganz im Gegenteil, es wurde kaum ein Jude oder Israeli von Al-Kaida angegriffen. Und nur wenige Amerikaner starben durch Al-Kaida-Agenten.
► Im Visier von Al-Kaida: Weder Amerikaner, Israelis noch Juden
Ungeachtet der lautstark bekundeten Solidarität mit dem Kampf des palästinensischen Volkes und trotz Osama bin Ladens angeblicher Fatwa hat es keine nachweisbaren Angriffe von Al-Kaida gegen israelisches Territorium, israelische Einrichtungen im Ausland oder israelische Staatsbürger gegeben. Beim Anschlag auf die jüdische Synagoge in Djerba (Tunesien, 2002) ist, soweit bekannt, kein Jude ums Leben gekommen. Die meisten Opfer waren deutsche Touristen. Und bei dem Anschlag auf jüdische Synagogen in Istanbul (Türkei, 2003) waren die meisten Opfer Muslime. Im Übrigen gab es bei beiden Anschlägen keine ordentlichen Ermittlungen. Von Anschlägen Al-Kaidas gegen europäische oder nordamerikanische Juden ist nichts bekannt.
Bei den Anschlägen gegen US-amerikanische Bürger oder Einrichtungen, für welche Al-Kaida verantwortlich gemacht wurde oder zu denen sich das Netzwerk angeblich bekannte, wurde eine Komplizenschaft von Dienststellen der USA ruchbar:
- Der Anschlag auf das World Trade Center im Jahre 1993 ist, wie sich im Verfahren gegen die Verdächtigen herausstellte, vom FBI durch V-Mann Emad Salem, ermöglicht worden.
- Die Anschläge auf die Botschaften der USA in Ostafrika im Jahre 1998 wurden von einem gewissen Ali Mohamed erleichtert, einem ausgewiesenen Agenten von CIA und FBI, deren Beteiligung vor Gericht aufgedeckt wurde.
- Die Terroranschläge vom 11. September 2001, bei denen 3000 Menschen, überwiegend US-Amerikaner, starben, sind inzwischen genauer analysiert worden. Ergebnis: sie wurden höchst wahrscheinlich vom Militär der USA selbst arrangiert wurden, wobei Al-Kaida seine Beteiligung nicht einmal namentlich reklamierte. Zumindest gibt es nicht den Fetzen eines forensischen Beweises, dass Mitglieder oder Sympathisanten von Al-Kaida an der Operation beteiligt waren, und das FBI gab im Juni 2006 selbst zu, dass es über keinerlei Beweise für eine Verbindung zwischen Osama bin Laden und den Anschlägen verfügt.
Unzählige US-amerikanische Auslandsaktivitäten, Touristen und Militärstützpunkte wären als Ziele in Frage gekommen, doch Al-Kaida nahm davon Abstand, sie anzugreifen.
► Al-Kaidas Opfer sind ganz überwiegend Muslime:
- Im Irak erfolgte der größte mörderische Feldzug gegen Schiiten. Tausende wurden seit dem Sturz von Präsident Saddam Hussein buchstäblich hingeschlachtet. Ungeachtet ihrer Konfession wurden ferner Ärzte, medizinisches Personal, Ingenieure und Wissenschaftler gezielt ermordet, viele flohen ins Ausland. Die Operationen sind ein Versuch, das Land konfessionell zu spalten und seiner intellektuellen Elite zu berauben.
- In Pakistan wurden zwischen 2001 und 2009 nach Untersuchungen des Verfassers 110 größere terroristische Anschläge verübt, die meisten gegen Zivilpersonen. In den meisten Fällen erklärte sich keine guten Glaubens nachweisbare Organisation verantwortlich. Wahrscheinlich wurde mindestens ein Teil dieser Anschläge von Al-Kaida oder mit Al-Kaida verbundenen Gruppen verübt.
- In Algerien hat die Al-Kaida des Islamischen Maghreb (AQIM) die frühere Bewaffnete Islamische Gruppe (GIA) als aktivste Terrorgruppe Algeriens und der Sahelzone verdrängt. GIA and AQIM sind bekanntlich stark vom algerischen Geheimdienst infiltriert und tatsächlich von ihm geleitet. Ziele von AQIM sind einfache algerische Zivilisten (Muslime) und ausländische Touristen. Seit 1992 starben schätzungsweise 200.000 Algerier in einem verdeckten Krieg, von den algerischen Sicherheitsdiensten federführend geplant.
- In Libyen wurde Al-Kaida in der Zeit von Oberst Ghaddafis Herrschaft vom britischen MI6 angeworben, um den libyschen Führer zu ermorden. Die Operation misslang. 2011 beteiligte sich Al-Kaida am Aufstand der islamistischen Kräfte gegen Ghaddafi, in dessen Verlauf Tausende libyscher Muslime getötet wurden – mit Hilfe der NATO-Bombardements.
- In Jordanien führte Al-Kaida eine Reihe tödlicher Operationen durch, bei denen Dutzende von jordanischen Zivilisten umkamen. In einem Fall wurden israelische Touristen vorab gewarnt, sie konnten den Tatort vor dem Anschlag verlassen.
- Im Libanon lieferte sich 2007 die Terrorgruppe Fatah al-Islam im palästinensischen Flüchtlingslager Nahr al-Bared eine dreimonatige Schlacht mit der libanesischen Armee. Hunderte starben. Die zuvor unbekannte Gruppe war offensichtlich mit Al-Kaida verbunden und aus den gleichen Quellen finanziert.
- In Syrien nimmt Al-Kaida gegenwärtig an den Kämpfen zur Destabilisierung und Balkanisierung des Landes teil, in Übereinstimmung mit langfristigen israelischen Zielen, die schon in den 1980er Jahren formuliert wurden.
…und Menschen in vielen anderen Ländern...
- Serben waren Opfer von Al-Kaida-Kämpfern, die mit Hilfe der Regierungen von USA und Großbritannien nach Bosnien und Kosovo transportiert wurden. Al-Kaida half das frühere Jugoslawien im Interesse westlicher Mächte zu zerschlagen.
- Russen waren Opfer des mit Beteiligung von Al-Kaida geführten Kampfes tschetschenischer Separatisten, deren Ziele mit dem westlichen strategischen Interesse übereinstimmen, die russische Armee zu schwächen und die Russische Föderation zu zerstückeln.
- Chinesen waren damit konfrontiert, dass Al-Kaida im Uigurischen Autonomen Gebiet Xinjiang, einer chinesischen Provinz, operiert – vorerst noch in geringem Umfang, aber in Übereinstimmung mit einer langfristigen Strategie, China zu destabilisieren und eventuell zu zerstückeln.
- Hindus waren Opfer von Al-Kaida-Kämpfern, rekrutiert für Operationen in Indien, die so aussehen sollten, als ob sie von Pakistan federführend geplant worden seien. Ziel dieser Operationen ist das Schüren von Spannungen zwischen Pakistan und Indien, um diese beiden Atommächte daran zu hindern, gegen den westlichen Imperialismus gemeinsame Sache zu machen.
In Afrika haben Al-Kaida-Kämpfer verschiedene Operationen durchgeführt, um Misstrauen und Hass gegen Muslime zu schüren. Dahinter steckt die Absicht, Afrikaner daran zu hindern, sich zu vereinigen, einer von Oberst Ghaddafi geförderten Vision.
► Al-Kaidas Rolle in der Strategie der NATO
Die verfügbaren Informationen deuten darauf hin, dass Al-Kaida höchstwahrscheinlich von Saudi-Arabien operativ betreut und finanziert und von US-amerikanischen und britischen Gemeindiensten strategisch gesteuert wird. Die Operationen bezwecken unter anderem
- in der westlichen Welt Angst vor einem tödlichen Feind zu schüren und enorme militärische Apparate und Auslandseinsätze zu rechtfertigen. Anders würden die Menschen wahrscheinlich mit größerer Entschiedenheit Kürzungen der Militärausgaben verlangen und bewaffnete Auslandseinsätze ablehnen, mit anderen Worten, das Lebenselixier des Imperialismus in Frage stellen;
- in islamischen Ländern Bürgerkriege zu entfachen und so genannte humanitäre Interventionen zu rechtfertigen;
- durch Förderung von religiösem Fanatismus die wissenschaftliche und industrielle Entwicklung der islamischen Ländern zu behindern; in der westlichen Welt unter dem Deckmantel der vorbeugenden Bekämpfung von Terrorismus massenhafte Überwachungsmaßnahmen zu rechtfertigen;
- die verbleibenden Regionen potentiellen Widerstands, darunter größere Bundes- oder Vielvölkerstaaten wie Russland, China, Indien, Iran und Indonesien zu destabilisieren und balkanisieren.
Alle Operationen des „terroristischen Netzwerks“ Al-Kaida tragen die Handschrift imperialistischer Strategie; sie sind deren fester Bestandteil – ein Faktum, das von säkular-fundamentalistischen „Religionskritikern des Islam“ gerne übersehen wird. In jeder politisch-praktischen Hinsicht kann Al-Kaida ohne Weiteres als die islamistische Miliz von CIA und MI6, bzw. der NATO, betrachtet werden.