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STIMME RUSSLANDS Heute, wo selbst einfache Studenten gelernt haben, Ozeanschiffe vom Kurs abzubringen, sehen sich die USA gezwungen, nach einem Ersatz für das Navigationssystem GPS Ausschau zu halten. Die USA gerieten in eigene Falle geraten, die sie für eventuelle Gegner gestellt hatten, stellen Experten fest.
Für diejenigen, die noch nicht Bescheid wissen: GPS (Global Positioning System) ist ein Satelliten-Navigationssystem, welches vom Pentagon ursprünglich für die US-Streitkräfte entwickelt wurde. Das System schließt die Orbitalsatellitengruppe Navstar ein. Heute ist das GPS fähig, ein jedes Objekt im beliebigen Punkt des Erdballs zu orten.
Erst vor einem Monat haben gewisse Hacker, ob aus Spaß oder als Vorwarnung das Navigationssystem der Zivilreederei irregeführt, indem sie darin Koordinaten zweier Schiffe einbrachten, die es in Wirklichkeit nicht gab. Früher, in diesem Sommer, hatten Studenten aus der Universität Texas eine moderne Ozeanjacht vom Kurs abgebracht. Sie bildeten GPS-Signale über einen Laptop nach und schickten sie an das Bordsystem, wobei sie die wirklichen Signale der Satelliten blockierten. Weder der Kapitän, noch die Bordtechnik konnte den erkennen.
Anscheinend gab es auch andere ähnliche Vorfälle, denn im Pentagon spricht man nun über die Entwicklung eines GPS-Ersatzsystems, das wenigstens für Militärzwecke eingesetzt werden soll.
Signale von GPS-Navis kann man abfangen und austauschen, die Empfänger sind dabei einfacher außer Betrieb zu setzen, als beliebige elektronische Geräte, meint Andrej Masalowitsch, Präsident des Inforus- Konsortiums und Oberst a.D. der Agentur für Regierungskommunikation und –informationen beim russischen Präsidenten:
„Das Problem gibt es tatsächlich, und die Amerikaner wurden sich dessen bewusst. Obwohl sie selbst seit mehreren Jahren daran gearbeitet haben, um die Navis in anderen Ländern außer Betrieb zu setzen. Nun verstehen sie, dass auch sie schutzlos sind. Daher soll auch ein anderes System entwickelt werden. Um die Navigation sicherzustellen, braucht man eine Gruppe aus ca. 50 Satelliten.“
Laut dem Experten erörtern interessierte Strukturen aktiv die Frage danach, wie man die bestehenden Systeme besser schützen kann. Denn heute hängt nicht nur ein einzelnes Militärfahrzeug ab, sondern auch ganze Militäreinheiten, einschließlich der Schiffstrupps des US-Navi.
Dabei sei offensichtlich, dass die Amerikaner nicht auf das GPS verzichten können, meint der Chefredakteur der Zeitschrift „Arsenal Otetschestwa“ („Arsenal des Vaterlandes“), Viktor Murachowskij. Man solle berücksichtigen, dass der Komplex von GPS und Navstar zwei Richtungen bediene: die Militärische und die Zivile. Deswegen könne von einem vorzeitigen Scheiden des GPS keine Rede sein, bemerkt Viktor Murachowskij:
„Ich glaube, das System wird kaum Pleite gehen, denn auf das zivile Segment des Navstar-Systems stützt zurzeit ein riesiger Markt. Man nehme verschiedene Kartenanbieter, Google Karten, Zum Beispiel. Es handelt sich um einen Hunderte Milliarden Dollar schweren Markt. Natürlich kann es bei solchen Summen von Bankrott des Systems keine Rede sein. D.h. allein die Zivilsparte kann das Navstar-System ernähren und ist für das System äußerst vorteilhaft.“
Ein jedes Land solle ein eigenes autonomes Navigations- und Ortungssystem haben, meint Andrej Masalowitsch seinerseits. „Ein jedes System, das von anderen Ländern aus gesteuert wird, ist ein trojanisches Pferd“, unterstreicht der Experte. Genau deswegen schaffen einzelne Staaten und Ländervereinigungen trotz des Weltmonopols des GPS eigene Navigationssysteme. Laut Viktor Murachowskij sei die Satellitengruppe des russischen Navigationssystems GLONASS bereits komplett: 24 Satelliten decken alle Regionen des Planeten ab, mehrere Orbitalapparaten stehen in Reserve.
Was das europäische System Galileo betrifft, so war es ursprünglich nur für den Zivilmarkt bestimmt. In der Militärsparte entspricht sie den Standards des amerikanischen Navstar. „Das Galileo-System ist jedoch noch nicht komplett, und es ist noch nicht klar, wie seine Chanchen stehen angesichts der Finanzschwierigkeiten der EU“, sagte Murachowskij.
Man spricht auch viel über das chinesische Satellitensystem Běidǒu, vor allem sind es die Chinesen und ihre wichtigsten Rivalen Amerikaner. Allerdings stecke Běidǒu zurzeit in der Testphase, so der Experte. Wann es in Betrieb genommen wird, sei bisher unklar.
Spricht man von kommerzieller Nutzung aller erwähnten Systeme, so kann laut Experten keines von ihnen soweit mit dem US-amerikanischen GPS-Navstar konkurrieren. Und wenn die Länder, sei es Russland, China oder die EU, ihre Satellitensysteme nicht entwickeln, so können haben diese keine nennenswerten Chancen auf dem Markt. Dafür könnte man nun aus den Erfahrungen des US-Navigationssystems Lehren ziehen, um nicht in eigene Fallen zu geraten.