AF, 02.10.2010 – Am 22.09.2010, am Vorabend seiner Rede vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen in New York, ist der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad Gesprächspartner von Larry King in dessen täglicher Abend-Talkshow 'Larry King live' bei CNN zur besten Sendezeit (Video: larrykinglive.blogs.cnn.com, vollständiges Transkript der Sendung: transcripts.cnn.com). Das Gespräch nimmt einen ungewöhnlichen Verlauf. Meist haben die Moderatoren ihre Gesprächspartner im Griff – doch nicht in diesem Fall.
Es ist Ahmadinedschad, der Larry King – angesprochen auf Atomwaffen, nach denen der Iran angeblich strebt, und die angeblich eine Gefahr für die Welt darstellen würden – fragt: "Unsere erste Frage ist: Wer ist die Welt, von der Sie sprechen? Meinen Sie Mr. Netanyahu?" Um dann fortzufahren: "Niemand in der Region fürchtet sich vor den nuklearen Aktivitäten des Iran – nur das Zionistische Regime... Wir streben nicht nach der Bombe. Wir haben kein Interesse daran. Und wir denken nicht, daß sie nützlich ist. Wir sind standhaft in dieser Sache. Und sowohl das zionistische Regime als auch die Regierung der Vereinigten Staaten sollten entwaffnet werden. Die Bedrohung für die Welt sind die Bomben, die die US-Regierung und das zionistische Regime besitzen."
Es ist Ahmadinedschad, der – angesprochen auf Proteste und Verhaftungen im Iran – Larry King fragt: "Aber sagen Sie mal! Wenn ihr hier [in den USA] Proteste habt und jemand die Polizei angreift und Polizisten tötet, würdet ihr den dann belohnen?" Und King muß antworten: "Natürlich nicht." Ahmadinedschad fährt, nachdem er zuvor die 2,5 Millionen Gefangenen in US-amerikanischen Gefängnissen erwähnt hat, fort: "Nun, wollen Sie mir erzählen, daß in den Vereinigten Staaten in den Gefängnissen Kriminelle seien, im Iran aber Freiheitssuchende?"
Es ist Ahmadinedschad, der – angesprochen auf das angebliche Steinigungsurteil gegen eine Frau, die Ehebruch begangen haben soll – sagt: "Sie ist angeklagt wegen Mordes an ihrem Ehemann... Es gibt hier [im Iran] kein Steinigungsurteil. Es ist eine Person in Deutschland, die diese unwahre Behauptung aufgestellt hat." Um dann zu fragen: "Aber ich möchte Ihnen, Herr Larry King, eine Frage stellen, wenn ich darf. Vergangenes Jahr... haben über 100.000 Menschen gegen die Wirtschaftpolitik der G20 protestiert. Die Polizei hat sie gewaltsam angegriffen. Viele sind zusammengeschlagen worden – oder heißes Wasser ist über ihre Körper geschüttet worden, und viele sind verhaftet worden. Und Sie wollen mir erzählen, daß in den Vereinigten Staaten die Freiheit des Protestierens besteht?" Statt zu antworten, rettet sich Larry King in die nächste Werbeunterbrechung.
Es ist Ahmadinedschad, der – angesprochen auf Fidel Castro, der ihm angeblich vorgeworfen habe, den Holocaust zu leugnen, und ihn aufgefordert habe, die einzigartige Geschichte des Anti-Semitismus zu verstehen – sagt: "Herr Castro hat mir gestern mitgeteilt, daß die Äußerung unwahr sei..." Ahmadinedschad fährt dann ummittelbar fort: "Ich möchte fragen, warum die Vereinigten Staaten das zionistische Regime mit solch totaler Beharrlichkeit verteidigen... ein Regime, das mehr als 10.000 km entfernt jenseits des Ozeans liegt." King antwortet und führt als Grund an: "Sieben Millionen wurden getötet, acht Millionen. Deshalb sind wir ein humanitäres Land, und wir kümmern uns darum." Ahmadinedschad fragt: "Ist das der wirkliche Grund?" King: "Natürlich!" Ahmadinedschad fragt: "Wo sind diese Menschen getötet worden? Sind sie in Palästina getötet worden? Von den Palästinensern?" King: "Es tut nichts zur Sache, wo sie getötet worden sind. Es ist eine Tatsache, daß sie getötet worden sind." Daraufhin fragt Ahmadinedschad: "Oh, dann wäre es bei einer Million getöteter Iraker in Ordnung, wenn sie entscheiden würden zu kommen, um die Vereinigten Staaten zu besetzen? Sie sind im Irak getötet worden. Würden Sie den Irakern erlauben, die Vereinigten Staaten zu besetzen?"