Die gesamte israelische Presse widmete sich am Montag vor allem eines Themas: Der Erklärung von Zbigniew Brzezinskis, daß die US-Streitkräfte die israelische Luftwaffe notfalls gewaltsam daran hindern sollten, Iran zu bombardieren. In einem Interview mit der US-Nachrichtenwebseite Daily Beast am Sonntag war dem ehemaligen Nationalen Sicherheitsberater von Präsident James Carter die Frage gestellt worden, wie »nachdrücklich« Präsident Barack Obama den Israelis deutlich machen müßte, »daß ein Militärschlag (gegen Iran) im denkbar schlechtesten Interesse Amerikas ist«. Die Vereinigten Staaten seien nicht gerade »kraftlose, kleine Babies«, gab die graue Eminenz unter den US-Strategen zur Antwort. Da Israel für einen Angriff gegen Iran irakisches Territorium überfliegen müßte, komme es darauf an, ob die US-Soldaten dort »einfach nur dasitzen und zuschauen«.
Auf die Frage, was passieren würde, wenn die Israelis den Irak trotzdem überfliegen würden, kam die Antwort: »Wir müssen ihnen mit allem Ernst klarmachen, daß wir ihnen dieses Recht verweigern. Das bedeutet, daß diese Verweigerung nicht nur verbal ausgesprochen wird.« Wenn Israel, so Brzezinski weiter, versucht, »den von uns kontrollierten Luftraum zu überfliegen, dann müssen unsere Jäger aufsteigen und sie konfrontieren. Sie haben dann die Wahl umzukehren oder nicht.« Das wünsche sich zwar niemand, »aber es könnte ein »Liberty«-Vorfall in umgekehrter Richtung werden«, meinte der Politiker und spielte damit auf die Ereignisse um das USS-Spionageschiff Liberty in internationalen Gewässern vor der Sinai-Halbinsel 1967 an. Das war aus bis heute nicht bekannten Gründen von israelischen Kampfflugzeugen und Torpedobooten während des Sechs-Tage-Kriegs wiederholt angegriffen worden. Damals wurden 34 Amerikaner getötet und 171 schwer verwundet.
Bereits Ende vergangenen Jahres hatte Brzezinski in einem Gespräch mit der israelischen Tageszeitung Haaretz gewarnt: Israel würde seine Beziehungen zu den USA ernsthaft beschädigen, wenn die Regierung in Jerusalem versuchen sollte, mit Hilfe ihrer zionistischen Lobby Washington zu einem Militärschlag gegen Iran zu bewegen. Derweil scheint der israelische Verteidigungsminister Ehud Barak eine totale politische Kehrtwende vollzogen zu haben. Zumindest wurde er am vergangenen Donnerstag in den Medien des Landes mit den Worten zitiert: »Iran stellt für Israel keine existentielle Bedrohung dar«.