Eine Lyoness-Geschädigte packt aus

Neubrandenburg · 02.11.2013

„Geld zurück bei jedem Einkauf“, dieser Verheißung folgt eine Frau aus dem Nordosten und investiert 2000 Euro in das schweizer Unternehmen Lyoness. Gewonnen hat sie seitdem nichts, dafür aber jede Menge Ärger am Hals.

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Eigentlich müsste sich Maria Lemke (Name geändert) schwarz ärgern, allein ihr fehlt die Energie dazu. „Ich habe in den letzten Monaten so viel recherchiert, mich in so vielen Foren verloren und doch nichts erreicht, das deprimiert“, sagt die 31-Jährige aus dem Norden Mecklenburgs. Deprimiert vor allem deshalb, weil sie einfach nicht glauben kann, dass nur sie allein ihren Fehler erkannt hat und nun gegen einen scheinbar übermächtigen Gegner kämpft. Dieser heißt Lyoness, bezeichnet sich als „eine der größten Einkaufsgemeinschaften der Welt“ und zeichnet in Hochglanzmagazinen das Bild einer perfekten Shoppingwelt. Mit dem Slogan „Geld zurück bei jedem Einkauf“ verspricht das global tätige Unternehmen mit Sitz im schweizerischen Buchs lukrative Gewinne. Nicht nur Maria Lemke hat Lyoness damit geködert. Weltweit hat das Unternehmen nach eigenen Angaben über drei Millionen Mitglieder.

„Angefangen hat es im Frühjahr 2012“, erinnert sich die damals 29-jährige Maria Lemke. Ein „guter Bekannter“ hatte sie auf Lyoness aufmerksam gemacht. Wie bei Strukturvertrieben üblich, war das kein ganz uneigennütziger Schritt. Schließlich funktionieren diese nach dem Prinzip: Andere werben und selbst davon profitieren. Nichts Neues für Maria Lemke. „Ich hatte bereits Erfahrungen mit Strukturvertrieben gesammelt, wusste, worauf ich mich einlasse.“ Komisch kam ihr nur eines vor: „Normalerweise muss man bei diesen Dingen immer etwas an den Mann bringen, das sollte bei Lyoness anders sein“, so Maria Lemke. Und tatsächlich wirbt das Unternehmen im sogenannten Cashback-Bereich damit, aus Einkäufen Gewinn zu generieren. Der Alltagskonsum als Goldesel – wenn man so will.  Allen Unkenrufen zum Trotz – in Österreich und der Schweiz hatte Lyoness da schon für Negativschlagzeilen gesorgt – ging Maria Lemke noch einen Schritt weiter. Sie wurde Premium-Mitglied, kaufte sich bei Lyoness ein und wähnte sich am Beginn eines schon bald expandierenden Netzwerks. Kostenpunkt: 2000 Euro.

Schwer durchschaubares Verrechnungssystem

„Verstanden hatte ich das System da aber immer noch nicht“, gibt Maria Lemke zu. Erstaunlich, verdient sie ihr Geld doch im Rechnungswesen. Das Lyoness-Verrechnungssystem aber blieb ihr schleierhaft. „Auffällig war nur, dass immer mit großen Zahlen hantiert wurde. Dementsprechend hoch waren die Gewinnaussichten“, erinnert sich Lemke.

Schon die ersten „Geschäfte“ mit Lyoness nährten Zweifel. „Die Mitarbeiter der Partnerunternehmen wussten oft überhaupt nicht Bescheid“, erklärt Maria Lemke. Ob bei McDonald‘s, Media Markt oder Intersport, „überall gab es nur Theater beim Einlösen der Gutscheine.“ „Wirklich geklappt hat es eigentlich nur beim Tanken, das war‘s.“

Und an der Zapfsäule, ausgerechnet, kam ihr die Erleuchtung. Zwar bekam sie zwei Prozent ihrer Einkaufssumme als Rabatt gutgeschrieben und direkt ausgezahlt, weitere Rabatte jedoch wurden in Form von sogenannten Treuepunkten registriert. „Da erst ist mir klar geworden, dass man unfassbar viel einkaufen muss, um Gewinn zu erzielen“, so Lemke. Selbiges müssten die von ihr geworbenen Lyoness-Mitglieder tun, da sie an deren Einkäufen mit 0,5 Prozent Rabatt beteiligt ist. Geld verdienen mit dem Einkaufen, das gilt nur für diejenigen, die selbst auf einem breiten Stamm geworbener Kunden thronen. „Das war harter Tobak“, sagt Lemke heute. Denn Menschen dafür zu werben, ebenfalls 2000 Euro in Lyoness zu investieren, habe sie von Anfang an nicht gewollt. „Ich kann nichts verkaufen, wenn ich nicht voll dahinter stehe“, erklärt Maria Lemke. 

Wie nun aber raus kommen aus dem Kontrakt, wie wenigstens die investierten 2000 Euro zurückbekommen? „Darüber hatte nie jemand mit mir gesprochen“, so Lemke. Nachdem sich der gute Bekannte nur noch selten blicken ließ, schrieb Lemke an Lyoness, bat um Auszahlung des in Gutscheine investierten Geldes. Als Antwort gab es einen kommentarlosen Auszug der Allgemeinen Geschäftsbedingungen von Lyoness, die zusammengefasst Folgendes aussagen: Eine Auszahlung der 2000 Euro ist nicht möglich. Stattdessen müsste Maria Lemke weiteres Geld in Gutscheine investieren und diese dann inklusive der bereits „angezahlten“ 2000 Euro bei Lyoness-Partnerhändlern einlösen. Gewonnen hätte Lemke dadurch so gut wie nichts, vielmehr müsste sie das in Gutscheine angelegte Geld in Dinge investieren, die sie zum jetzigen Zeitpunkt vielleicht gar nicht kaufen wollte. „Was soll ich mit einer neuen Couch, wenn ich doch eine habe“, fragt Maria Lemke.

Dieser Quasi-Bevormundung durch Lyoness will sie sich nicht beugen. „Ich suche schon länger nach einem Anwalt, gehe notfalls vor Gericht“, erklärt Lemke und fügt hinzu: „Das Geld habe ich innerlich abgeschrieben, jetzt geht es mir aber um Gerechtigkeit.“