Schweizer Forscher: Lyme-Borreliose entstand aus militärischem Experiment – US-Abgeordnete verlangen Aufklärung,
Das US-Repräsentantenhaus fordert, eine Untersuchung einzuleiten, die sich mit der möglichen Verwendung von Zecken als Biowaffe befasst. Die Mehrheit der Abgeordneten unterstützte bei der Abstimmung am 11. Juli einen Antrag des republikanischen Parlamentariers Chris Smith (New Jersey). Dieser fordert das Verteidigungsministerium auf, Auskunft über "Experimente mit Zecken und Insekten" zu geben, die zwischen 1950 und 1975 stattgefunden haben sollen
Smith begründet seinen Antrag mit der Lektüre des im Mai erschienenen Buchs "Bitten: The Secret History of Lyme Disease and Biological Weapons" der Stanford-Medizinerin Kris Newby. In diesem wird Willy Burgdorfer, der Entdecker der Lyme-Borreliose, mit der Aussage zitiert, die Krankheit habe sich ausgebreitet, nachdem in den 60er-Jahren ein militärisches Experiment fehlgeschlagen sei.
Infizierte Kleintiere
Der 2014 verstorbene Schweizer forschte für das US-Militär an biologischen Waffen. Zu seinen Aufgaben zählte es Burgdorfer zufolge, Flöhe, Mücken und Zecken zu züchten und diese mit für Menschen gefährlichen Pathogenen zu infizieren. Die Kleintiere hätten dem Buch zufolge in Feindesland aus der Luft abgeworfen werden sollen.
In den USA seien nicht infizierte Tiere in Wohngegenden ausgesetzt worden, um deren Ausbreitung zu erforschen. Gezüchtet wurden die Zecken Newby zufolge in den Forschungszentren Fort Detrick in Maryland und auf Plum Island (New York), beide im Osten der USA. Präsident Richard Nixon untersagte 1969 weitere Forschungen an Biowaffen, seitdem darf das Militär nur noch erkunden, wie Soldaten vor diesen geschützt werden können, erklärt Smith. Die Krankheit wurde erstmals 1975 in Old Lyme, Connecticut, entdeckt.
Senat muss zustimmen
Das Auskunftsbegehren des Repräsentantenhauses ist Teil des Verteidigungsbudgets. Der Senat hat einen eigenen Gesetzesentwurf eingebracht, in dem biologische Waffen nicht erwähnt werden. Nun müssen sich die beiden Kammern des US-Kongresses auf einen gemeinsamen Entwurf einigen.
In den USA erkranken jedes Jahr zwischen 300.000 und 427.000 Menschen an Lyme-Borreliose, in Europa 65.000. Eine Impfung ist nicht möglich, seit der Hersteller Glaxo Smith Kline 2002 einen Impfstoff wegen schwerer Nebenwirkungen vom Markt genommen hat. (bed, 17.7.2019)