Die EU will die 500-Euro-Note abschaffen, um Terrorfinanzierung und Geldwäscherei zu bekämpfen. Auch die Schweizer 1000er-Note steht immer wieder in der Kritik. Der Geldwäscherei-Experte steht einer Abschaffung allerdings skeptisch gegenüber.


1:48 min, aus Tagesschau vom 15.02.2016

Sehr wertvolle Banknoten haben einen zweifelhaften Ruf. Wirklich alltagstauglich sind sie nämlich nicht, da man sie ausserhalb des Luxussegmentes kaum für den Kauf von Waren verwenden kann.

Gerade solche Banknoten sind aber derzeit besonders zahlreich im Umlauf. So machen 500-Euro-Noten gemäss der Europäischen Polizeibehörde Europol rund 30 Prozent des Wertes aller zirkulierenden Euros aus. Dies ist insofern problematisch, als Geld aus zwielichtigen Quellen und für kriminelle Zwecke so einfach transportiert werden kann.

Diesen Zusammenhang sehen derzeit auch viele Finanzminister der EU. «Grosse Banknoten können leicht zur Terrorfinanzierung genutzt werden», sagte etwa der niederländische Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem. Deshalb droht der 500-Euro-Note das Aus. Am Montag bestätigte Mario Draghi, Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), dass die EZB ernsthaft über die Abschaffung der 500-Euro-Note nachdenke.

«Geld kann auch mit 200er-Noten gewaschen werden»

Balkendiagramm der Anzahl 1000er-Noten im Umlauf.
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In den letzten sechs Jahren ist die Anzahl
1000er-Noten im Umlauf stetig gestiegen. SRF

Auch die Schweizer 1000er-Note steht immer wieder in der Kritik. Sie ist die weltweit wertvollste Banknote, was durch die Abschaffung der 500-Euro-Note noch zementiert würde. Zahlen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) zeigen zudem, dass die 1000er-Note in den letzten Jahren äusserst beliebt war. So stieg der Wert der zirkulierenden 1000er-Noten zwischen 2010 und 2015 von 30 auf 43 Milliarden Franken.

Trotzdem wäre die Abschaffung der Tausendernote für Geldwäscherei-Experte Mark Pieth kein geeignetes Mittel im Kampf gegen die Geldwäscherei. Hohe Barzahlungen wären auch bei einer Abschaffung der Tausendernote noch möglich, erklärt Pieth: «Geld kann auch mit 200er-Noten gewaschen werden».

Abschaffung derzeit kein Thema

Zudem sieht Pieth die Gefahr der totalen Überwachung des Zahlungsverkehrs: «Bei einer Abschaffung des Bargelds würden wir allesamt in den elektronischen Kreislauf gedrängt, womit unser Leben komplett rekonstruiert und überwacht werden könnte.» Die Abschaffung des Bargelds schränke zudem die Wahlfreiheit der Menschen ein. «In Zeiten von Negativzinsen habe ich Verständnis dafür, dass Privatpersonen oder Pensionskassen ihr Geld lieber in einem Safe als auf dem Konto aufbewahren» so Pieth.

Verantwortlich für die Ausgabe der Noten ist die Nationalbank. Auf Anfrage erklärte ein Sprecher, dass die SNB derzeit nichts von einer Abschaffung der 1000er-Note wissen will. «1000er Noten spielen auch im Zahlungsverkehr eine wichtige Rolle. Die Bestimmungen des Geldwäschereigesetzes greifen unabhängig vom Wert der Noten.»