WILLIAM TELL วิลเลี่ยม เทล Вильгельм Телль |
Die US-Firma Diamond Foods Inc., die mit verpackten Lebensmitteln handelt, wechselt aus Reaktion auf Forderungen von Konsumenten für seine Verkäufe in den USA zu Produkten, die gemäß „Nicht-GVO-Projekt Zertifiziert“ („Non-GMO-Project Verified“) sind.
ETB Nord-Amerika, LLC, eine der am raschesten wachsenden Unternehmen mit Sportler-Nahrung in den USA und der Hersteller von ‚Eat the Bear’ [‚Iß den Bären’] hat kundgegeben, daß es sein Hauptprodukt Molken-Protein in neuer Formulierung anbietet, für die jetzt Nicht-GVO-Isolat verwendet wird.
Und Hellmann’s Mayonnaise Dressing mit Oliven Öl wird jetzt mit nicht-GVO-Zutaten produziert.
Es scheint, daß viele Amerikanische Mütter möchten, daß Quaker dement-sprechend folgt.
Eine kürzliche Umfrage für die ‚Just label it’ (‚Kennzeichne es doch’) -Kampagne stellte fest, daß nahezu 93 % der Mütter, die Quaker-Produkte kaufen, wollen, daß die Firma die Nahrungsmittel kennzeichnet, die GVO enthalten.
Die Umfrage fand auch heraus, daß 80% der 800 befragten Mütter wollen, daß die Firma aufhört, Anstrengungen zu finanzieren, die gegen eine Kennzeichnung gerichtet sind.
Kein Wunder also, daß vor kurzem eine Kolumnistin von der Huffington Post fragte: „Überqueren wir gerade den Scheitelpunkt von GVO?“
Sie vermerkt nicht nur einige der oben erwähnten Wechsel bei Big Food-Unternehmen, sondern ebenfalls:
Chitpotle und Ben and Jerry’s, die musikalische Kampagne von Neil Young sowie die Entwicklung, daß sich anscheinend nicht nur Firmen, sondern ganze Länder und Regionen gegen Glyphosat und GVO wenden.
Zum Beispiel hat Sri Lanka Glyphosat verboten, und Ungarn will den Anbau von GVO untersagen, und in den USA hielt ein Richter (Jackson County) Oregon’s Verbot der Anpflanzung von GVO aufrecht.
Das könnte durchaus der Anfang vom Ende für GVO und für das Herbizid Glyphosat sein, mit dem die meisten GVO während ihres Wachstums behandelt werden.
--Übersetzung mit Hervorhebungen, [Zusätzen] durch GenAG/attac-Bielefeld--
Daten zum Original-Artikel:
Titel: Are we crossing the tipping point with GMOs?
URL: http://gmwatch.eu/news/latest-news/16235
Seit wann starten die Mainstream Medien in einem Land, das den Kapitalismus und den freien Markt anbetet, einen koordinierten Angriff gegen ein Unternehmen, weil es ein Produkt verkauft, das die Verbraucher sich wünschen?
Dann, wenn dieses Unternehmen sich traut, der mächtigen Gentechnik-Industrie in die Quere zu kommen. Wie anders ließe sich sonst die noch nie dagewesene negative Presse über Chitpotle erklären, nur weil die erfolgreiche Restaurant-Kette GVO-Nahrungsmittel auslisten will?
Die Gentechnik-Industrie weist eine lange Geschichte vor im Unglaubwürdigmachen von Wissenschaftlern, die die Sicherheit von GVO herausfordern.
Diese Einschüchterungs-Kampagne ging so lange gut, bis die Verbraucher lernten, die Punkte zwischen Gen-Nahrungsmitteln (und den toxischen Chemikalien, die bei ihrem Anbau eingesetzt werden) und den Gesundheits-Bedenken miteinander zu verknüpfen.
Und sobald die Konsumenten fordern, GVO zu kennzeichnen, reagiert die Gentechnik-Industrie mit einer Multi-Millionen Dollar Werbekampagne.
Doch trotz der Millionen-Ausgaben zur Einflussnahme auf die Medien und noch mehr Millionen, um Gesetze zu verhindern, die Kennzeichnungen auf Produkten verlangen, von denen die Industrie behauptet, daß sie sicher seien, hat Monsanto die Herzen und die Köpfe der Verbraucher verloren.
Die jüngsten Umfragen zeigen, daß 93% der Amerikaner die Kennzeichnungs-Pflicht unterstützen.
Chitpotle hat eine vernünftige Geschäfts-Entscheidung getroffen, die die Gentechnik-Industrie gezwungen hat, sich noch tiefer zu erniedrigen, indem sie [jetzt] Firmen-Geschäfte schlecht macht.
Es ist traurig, die Mainstream Medien scheinen alle (manipuliert?) glücklich, bei diesem Angriff dabei zu sein.
Nur in den USA übt die Gentechnik-Industrie so eine Macht aus, die aufzeigbar den freien Markt negativ beeinflußt. Nehmen wir zum Beispiel McDonald’s.
Die Fast Food Kette befindet sich in den USA in Schwierigkeiten.
In Britannien (und anderen Ländern), wo McDonald’s GVO-frei handelt, ist das Unternehmen profitabel.
Im März [2015] gelangten 17 führende Krebs-Forscher zu der Schlußfolgerung, daß der Haupt-Bestandteil in Monsanto’s [Herbizid] Roundup, das weit verbreitet bei Gen-Pflanzen eingesetzt wird, ein „wahrscheinliches“ Karzinogen ist.
Im Jahr 1985 zogen Wissenschaftler der Environment Protection Agency [EPA – Umweltschutz-Behörde der USA] die gleiche Schlußfolgerung.
Laut Hunderten von Wissenschaftlern weltweit, gibt es keinen Konsens über die Sicherheit von Gen-Nahrungsmitteln.
Eine wachsende Anzahl von Konsumenten will keine Gen-Nahrung.
Chitpotle reagiert auf diese Anforderung.
Der Angriff der Gentechnik[-Lobby] auf Chitpotle ist ein Akt der Verzweiflung.
Die Komplizenschaft der Mainstream Medien ist ein Versagen der Institution der Journalismus.
---- Autor Ronnie Cummins ist ein internationaler Leiter der Organic Consumers Association [Vereinigung von Konsumenten organischer oder biologischer Produkte].
--Übersetzung mit Hervorhebungen, [Zusätzen] durch GenAG/attac-Bielefeld--
Daten zum Original-Artikel:
Titel: Biotech industry has a history of discediting scientists who challenge the safety of GMOs
URL: http://www.usatoday.com/story/opinion/2015/05/17/chipotle-gmo-organic-consumers-association-editorials-debates/27501677/
Zum Verschicken: betr: Akt der Verzweiflung der GenLobby gegen Fast Food Kette, die GVO auslistet!
Absurde Medienattacke gegen Tex-Mex-Kette: zu wenig Gentechnik auf dem Teller?
Der Angriff der Biotech-Industrie auf Chipotle, nachdem die Fast-Food-Kette auf die Verwendung gentechnikfreier Zutaten verzichtet hatte, sei ein Akt der Verzweiflung, und die Komplizenschaft der Mainstream-Medien komme einem Versagen der Institution Journalismus gleich, schreibt Ronnie Cummins von der Verbraucherorganisation OCA (Organic Consumers Association).
Neonicotinoide gelten als Gefahr für die Bienen. (Jan-Martin Altgeld)
Tote Bienen und Insektengifte aus der Gruppe der Neonicotinoide – darum dreht sich ein lang anhaltender Streit zwischen Imkern und Naturschützern auf der einen Seite und Pestizidherstellern und Landwirten auf der anderen.
"So, meine Damen und Herren, lassen Sie mich auch kurz auf das Thema Bienengesundheit eingehen."
"Bienenschutz steht natürlich bei uns hoch im Kurs."
"Es geht um die sogenannten Neonicotinoide"
"Der aktuelle Vorschlag der EU-Kommission lautet, die Verwendung auszusetzen"
"Dieser Vorschlag ist nach unserer Ansicht weder fair noch verhältnismäßig. Denn er berücksichtigt nicht alle relevanten Erkenntnisse."
"Wir werden in der Folge die Entscheidung überprüfen, bevor die Zweijahresfrist um ist."
"Das sollten freundliche Bienen sein. Sie können näher rangehen."
Südschweden im Juli 2014. Der Wind wiegt eine Reihe dünner Eichen, die hier zwischen lauter Äckern an einem Feldweg stehen. Daneben vier braune Plastikkisten. Eine schwarze Wolke steigt daraus auf: Tausende Honigbienen schwirren in einem breiten Band von den Bienenstöcken über einen Acker mit grünen Pflänzchen hinweg zum nächsten Feld, das dahinter als leuchtend gelber Streifen zu sehen ist.
"Man sieht sie direkt in Richtung des Rapsfeldes fliegen, eine Bienen-Schnellstraße zwischen den Stöcken und dem Feld. Obwohl es ein paar hundert Meter sind, sind die Bienen beim Sammeln ziemlich zielgerichtet."
Maj Rundlöf und ihre Mitarbeiter haben die Bienenkästen hier aufgestellt.
"Das ist das Besondere an Honigbienen, sie können auch auf verstreuten Ressourcen sammeln. Und sie erzählen einander: Das ist der Weg zum guten Futter."
Die Bienen lassen sich nicht beirren von der Biologin, die mitten im Gewusel steht. Ein paar der Rückkehrerinnen haben gelbe Knübbelchen an den Hinterbeinen. Die kleinen Insekten prallen gegen die Biologin und fliegen einfach mit Vollgas weiter, um den Pollen in den Stock zu bringen – und mit ihm Spuren von Gift.
Eine Biene saugt Nektar an einer Blume (AP)
Rapssamen wurde bis vor kurzem mit Systemischen Pflanzenschutzmitteln gebeizt, zum Schutz vor Schädlingen wie der Kleinen Kohlfliege oder dem Raps-Erdfloh. Dazu haben die Saatguthersteller seit den 90ern Insektengifte aus der Gruppe der Neonicotinoide verwendet.
"Es gibt die hoch toxischen Neonicotinoide, die stark in der Diskussion sind, das sind Clothianidin, Imidacloprid und Thiamethoxam, und dann gibt es noch die schwach bis mäßig toxischen."
Jens Pistorius kennt sich mit diesen Stoffen aus. Am Julius-Kühn-Institut in Braunschweig leitet er den Arbeitsbereich Bienen. Zu seinen Aufgaben gehört es, die Auswirkungen von Pflanzenschutzmitteln auf Bienen zu testen und zu bewerten; im Auftrag und auf Rechnung des Bundeslandwirtschaftsministeriums.
"Systemisch" heißen die Neonicotinoide, weil schon die Keime sie aufnehmen und von den Wurzeln bis in die Blattspitzen verteilen. Dadurch vergiften die jungen Pflanzen Schädlinge, wenn sie die Blätter anknabbern oder Pflanzensaft saugen. Aber auch Tiere, die dem Raps gar nichts anhaben, kommen mit den Giften in Kontakt. Zum Beispiel die Bienen: Denn auch die Blüten und damit Nektar und Pollen enthalten die Neonicotinoide.
Mit einem Irrtum möchte Jens Pistorius allerdings aufräumen:
"Es gibt kein Bienensterben, wie es oft in den Medien verbreitet wird."
In den letzten Jahren wächst die Zahl der Honigbienenvölker sogar. Dem stimmt Elke Genersch zu. Die stellvertretende Direktorin am Länderinstitut für Bienenkunde in Hohen Neuendorf bei Berlin hat sich Statistiken der letzten 50, 60 Jahre angeschaut. Nach einem Rückgang Anfang der 90er dümpelte die Zahl der Bienenvölker in Deutschland um eine Million. Doch jetzt steigt sie wieder.
"Dadurch, dass gerade in den letzten Jahren das Hobby Imkerei wieder attraktiver geworden ist und über Fördermittel monetäre Ansätze, An-reize gegeben wurden, Honigbienen zu halten, haben wir in den letzten Jahren zunehmende Zahlen von Völkern und zunehmende Zahlen von Imkern, das gehört immer zusammen, und damit ist also dieser Rückgang der Zahl der gehaltenen Bienenvölker tatsächlich umgedreht worden, in Europa zumindest."
"Die Imker müssen die Bienenvölker betreuen, gegen Parasiten und Krankheiten behandeln, die Bienenvölker pflegen, ohne die Pflege wären Bienenvölker in Deutschland praktisch nicht mehr existent."
Vor allem gegen die Varroa-Milbe müssen die Imker ihren Honigbienenvölkern helfen. Sonst sind sie zu schwach, um den Winter zu überstehen. Das gelingt nicht jedem Imker gleich gut und mit jedem Volk. Im letzten Winter starben bundesweit im Schnitt 20 Prozent der Bienenvölker. Im Sommer sind die Verluste viel niedriger. Sie lagen 2013 in Deutschland unter fünf Prozent.
Gefahr für Bienen: eine Varroamilbe (kleiner, dunkler Punkt) auf einer Bienenlarve.
(picture alliance / ZB - Patrick Pleul)
Und doch hat die EU-Kommission damals auf Anraten der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA den Einsatz der hochgiftigen Neonicotinoide Clothianidin, Imidacloprid und Thiamethoxam in Blütenpflanzen ausgesetzt. Ein Moratorium, vorerst für zwei Jahre. Aus Sorge, kleinste Mengen der Gifte könnten Auswirkungen auf Bienen haben, auch wenn sie die einzelnen Tiere nicht gleich umbringen.
Roger Waite, Sprecher des damaligen EU-Agrarkommissar Dacian Cioloș sagte vor Korrespondenten:
"Es gibt Beweise für Probleme in der Bienenpopulation, und Bienen sind so wichtig für die Bestäubung und für langfristige Produktion von Lebensmitteln, dass wir kein Risiko eingehen können."
Die Produzenten der fraglichen Substanzen konnten das nicht nachvollziehen: Marijn Dekkers, 2013 Vorstandsvorsitzender der Bayer AG, die jedes Jahr x Tonnen davon ausliefert:
"Wir sind also der Meinung, dass unsere Produkte, die seit vielen Jahren verwendet werden und für die Landwirte wichtig sind, nicht die Ursache für das sogenannte Bienensterben sind. Und wir sind ebenso davon überzeugt, dass unsere Produkte auch zukünftig verantwortungsvoll eingesetzt werden können."
Tatsächlich waren viele der Studien, die in die Entscheidung der EFSA eingeflossen sind, anfechtbar. Vor drei Jahren etwa schrieben französische Wissenschaftler um Mikaël Henry, dass Sammelbienen, die Zuckerwasser mit Neonicotinoiden gefressen hatten, schlechter zurück in den Stock fanden. Studien wie diese haben vor allem die Hersteller angezweifelt. Christian Maus ist beim Bee Care Center des Chemieriesen Bayer für die Bienensicherheit von Pflanzenschutzmitteln zuständig.
"Bei der Studie von Henry zum Beispiel wurden die Bienen mit erheblich höheren Konzentrationen des Mittels dosiert, was getestet worden ist, als man unter Freilandbedingungen jemals begegnen würde."
Andere Studien, die zum Beispiel Beeinträchtigungen des Lernvermögens und des Geschmackssinns zeigten, fanden unter Laborbedingungen mit einzelnen Honigbienen statt. Außerhalb des Stocks setzt Einsamkeit die Bienen aber unter Stress. Das verfälscht die Ergebnisse, meint auch Jens Pistorius.
"Im Labor beispielsweise kann man einige Effekte generieren, die so mit Bienenvölkern oder auch mit Hummelvölkern oder auch einzelnen, solitär lebenden echten Bienen dann wiederum nicht reproduzierbar sind."
Solche Fehler wollte man an der Universität in Lund nicht wiederholen. Maj Rundlöf koordiniert dort ein Projekt, bei dem Wissenschaftler die Auswirkungen des Neonicotinoids Clothianidin auf Bienen noch einmal untersuchen wollen. Diesmal wasserdicht. Insgesamt 16 Rapsfelder haben sie in Südschweden ausgesucht. Immer zwei liegen in ähnlicher Umgebung, damit man die Ergebnisse vergleichen kann. Auf einem säten die Bauern Raps aus, der mit Elado, einem Produkt von Bayer, gebeizt war. Das ist eine Mischung aus dem Neonicotinoid Clothianidin, dem Pyrethroid Beta-Cyfluthrin und einem Fungizid. Die Samen auf dem anderen Feld waren unbehandelt. Dort bekämpften die Landwirte Schädlinge mit Pyrethroiden.
"Man könnte meinen, nur acht Feld-Paare, das sei wenig. Aber in dieser Art von Studien ist das viel. Wir haben bei der Auswahl versucht, andere Quellen von Neonicotinoiden in der Nähe auszuschließen. Wir haben mit Bauern zusammengearbeitet, die ohnehin Raps aussäen wollten. Sie durften die Felder bewirtschaften, wie sie wollten, mit ein paar kleinen Einschränkungen."
Schulterhoch steht der Raps. Die warme Sommerluft steigt mit dem überwältigenden Aroma der Pflanzen wie Sirup in die Nase. An jedes der 16 Felder stellten die Forscher sechs Honigbienenvölker. Zusätzlich platzierten sie sechs Hummelvölker und 27 Kokons mit Einzelbienen.
"Sollen wir rüber zu den Hummeln und den Solitärbienen gehen?"
Eine so große Studie im Freiland und mit vollständigen Honigbienenvölkern – unter realistischen Bedingungen also – hatten unabhängige Wissenschaftler zuvor noch nie durchgeführt. Auch dass mit den Hummeln und den Solitärbienen zwei Arten von Wildbienen eingeschlossen waren, ist neu.
"Honigbienen erhalten diese Aufmerksamkeit, weil wir Honig von ihnen bekommen. Sie haben Imker als Fürsprecher, und die bemerken, sobald etwas schiefgeht."
Dave Goulson ist ein Fürsprecher für Wildbienen. Dazu zählen Hunderte Arten. Viele davon leben auf sich gestellt, andere – die Hummeln – bilden kleine Staaten mit einer Königin und ein paar zig bis wenigen hundert Arbeiterinnen. Vor allem mit den Hummeln beschäftigt sich der Biologe von der Universität im englischen Sussex seit Jahrzehnten.
Es gab zwar einzelne Studien zu den Auswirkungen von Neonicotinoiden auf Wildbienenarten. Aber für die Zulassung vieler Pflanzenschutzmittel dominiert nach wie vor die Honigbiene.
"Ich bin zuweilen ein wenig davon genervt, dass die Leute sagen, ein Drittel unserer Nahrung hängt von Honigbienen ab. Denn korrekt müsste es heißen: Ein Drittel hängt von Bestäubern ab. Von denen gibt es eine riesige Zahl. Honigbienen tragen viel zur Bestäubung bei, aber weltweit betrachtet sind es weniger als 50 Prozent. Eine Studie in Großbritannien hat kürzlich gezeigt, dass etwa 70 Prozent der Bestäubung von wilden Insekten erledigt wird: Hummeln, Solitärbienen, Schwebfliegen und so weiter. In Deutschland ist es ähnlich, schätze ich."
Manche Feldfrüchte kommen gar nicht ohne diese Insekten aus.
"Hummeln haben zwei Tricks im Ärmel: Manche Arten haben sehr lange Zungen, mit denen sie auch an den Nektar in sehr tiefen Blüten herankommen, etwa bei Stangenbohnen oder Dicken Bohnen. Das schaffen Honigbienen nicht. Der andere Hummel-Trick ist die Vibrationsbestäubung: Sie können an Blüten rütteln. Tomaten, Paprika oder Auberginen zum Beispiel gehören zu einer Pflanzenfamilie, aus deren Blüten die Insekten den Pollen herausschütteln müssen."
Eine Hummel fliegt auf eine Blume zu (dpa/picture alliance/Ralf Hirschberger)
Maj Rundlöfs Studenten haben ihr Auto am Rand der schmalen Landstraße geparkt. Etwas zurückgesetzt steht eine Scheune. Hohe Bäume spenden Schatten. Ein paar Meter von der schmalen Straße entfernt liegen zwei längliche Pappkartons im Unterholz. "Tripol, besonders geeignet für Obstbau" ist darauf gedruckt.
Jeder Karton beherbergt drei Völker der Dunklen Erdhummel Bombus terrestris. Solche Kolonien kann man einfach kaufen. Hier ist es ruhig. Nur gelegentlich fliegt eines der bepelzten schwarz-weiß-gelben Insekten los.
Christopher Du Rietz trägt Handschuhe mit langen Stulpen, die einmal weiß gewesen sind. Er hält einen kleinen Plastikzylinder, ein Stück durchsichtiges Rohr, dessen eines Ende mit einem Gitter verschlossen ist. Der Biologe steckt ihn über den Ausgang des Hummel-Kartons.
"Da ist eine. Ich lasse sie in den Zylinder kriechen, um sie zu fangen."
Julius Jonasson sitzt im geöffneten Kofferraum. Behutsam bugsiert er die Hummel in ihrem Gefängnis in die richtige Lage und drückt sie sanft mit einem Schaumstoff-Pfropf gegen das Gitter.
"Dann nehme ich einen Zahnstocher mit einem Tropfen Kleber, und ich tupfe ihn der Hummel auf den Rücken. Dann platziere ich das Funk-Etikett, und ich habe ein wenig Härter, damit der Kleber schneller trocknet. Ich rücke das Etikett mit einem zweiten Zahnstocher zurecht, auf dem ein wenig Härter ist."
Der Eingang des Nests ist mit zwei Lesegeräten ausgestattet. Sie registrieren, wann eine Hummel das Nest verlässt und wann sie zurückkehrt.
"Dann können wir die Zeit messen, die die Tiere unterwegs sind und ob es da Unterschiede gibt."
Unterdessen hat Christopher Du Rietz Schwierigkeiten mit einer aggressiven Hummel.
"Ich bin schon gestochen worden. Ich glaube, wir haben eine Wächterin erwischt. Ich denke, ich werde ein wenig warten, bis sie sich beruhigt hat, und dann später versuchen, eine weitere zu fangen. Ich sollte vielleicht doch lieber einen Imkeranzug anziehen. Nur um mich sicher zu fühlen."
Wildbienen spielen im Ökosystem eine große Rolle, aber sie stehen unter Druck.
"Für Hummeln haben wir die Literatur der vergangenen Jahrzehnte ausgewertet. Da konnten wir sehen, dass die Hummelarten einmal einigermaßen gleichmäßig verteilt waren. Heute aber dominiert eine einzige Art, die Dunkle Erdhummel, vielleicht zwei. Das ist ein Wandel in gerade einmal 70 Jahren."
Zu ähnlichen Ergebnissen kommen andere Studien, sagt Elke Genersch. Sie hat zusammen mit 13 weiteren Wissenschaftlern für das European Academies' Science Advisory Council ein Beratungskomitee der europäischen Wissenschaftsakademien, eine Studie, erstellt. Die Forscher haben in einem Bericht für die Europäische Kommission zusammengefasst, was sie gefunden haben über Auswirkungen von Neonicotinoiden auf die Biodiversität im Allgemeinen und auf Lebewesen, die Dienstleistungen im Ökosystem erbringen, im Speziellen. Zig Studien haben sie in den letzten Monaten gesichtet.
"Die zum Beispiel zeigen, dass seit den 50er-Jahren in Europa die Zahl der Hummeln und der Wildbienen und der Schmetterlinge dramatisch ab-nimmt. Ähnliches sieht man auch in den USA, da gibt es eine sehr, sehr interessante Studie. Und zwar konnten die für eine Landschaft in Illinois historische Daten von vor 120 Jahren ausgraben. Und da konnten sie zeigen, dass also 50 Prozent der Bienenarten nicht mehr vertreten sind in dieser jetzt aber auch völlig geänderten Landschaft, weil es eben nicht mehr Wald und Prärie war, sondern hauptsächlich Agrarlandschaft geworden war."
Ähnliches haben niederländische Wissenschaftler vor kurzem gezeigt: Viele Hummelarten ernähren sich heute von ganz anderen Pflanzen als noch vor 50 Jahren. Denn die Blüten, die sie eigentlich bevorzugen, gibt es heute gar nicht mehr. Andere Arten sind weniger flexibel.
Gerade bei den Wildbienen - also es gibt ganz interessante Spezialisten, die wirklich nur auf eine Pflanze adaptiert sind. Und geht die Pflanze weg, ist die Wildbiene weg. Aber umgekehrt, wenn die Wildbiene nicht mehr da ist, kann die Pflanze auch nicht mehr überleben."
Auf der anderen Seite des Unterholzes, wo es etwas sonniger ist, stehen drei Holzpfähle, an denen sechseckige Rohre voller langer Papierröhrchen befestigt sind: Nistfallen. Als die Forscher sie Anfang der Saison aufstellten, waren in diesen Röhrchen 27 Mauerbienen der Art Osmia bicornis bereit zum Schlüpfen. Albin Andersson beobachtet das Verhalten der Tiere.
"Da haben wir eine, sogar mit Pollen. Sie kriecht hinein, und wenn wir eine Minute warten, kommt sie wieder heraus, dreht sich um, geht rückwärts wieder hinein und streift den Pollen von ihren Hinterbeinen – als Vorrat für die Larven. Jetzt dreht sie sich um. Und dann kommt sie wieder heraus und macht sich erneut ans Sammeln."
"Albin filmt die Nistfallen eine Stunde lang. Man sieht die Tondeckel. Dort haben Weibchen die Röhrchen versiegelt. Und hoffentlich Brutzellen mit Pollenportionen eingerichtet. In jedem Röhrchen können acht, bei Osmia bicornis auch zehn solcher Zellen sein. Sieht aus, als hätten sie hier gute Arbeit geleistet."
Während diese Erhebungen noch liefen, werteten die schwedischen Wissenschaftler die erste Studie aus 2013 aus. Im April 2015 präsentierten sie die Ergebnisse der Öffentlichkeit. Ausgerechnet für die Honigbienen sah es gut aus: Die Kolonien entwickelten sich an allen Feldern gleich gut, sagt Maj Rundlöf.
"Wir konnten zumindest keinen Einfluss sehen."
Für Elke Genersch keine Überraschung:
"Diese ganzen Laborergebnisse, die sehr gut zum Teil sind, die eindeutig zeigen, Einzelbienen werden geschädigt, dass die aber in Feldstudien auf Volksebene nicht bestätigt werden konnten. Weil so ein Bienenvolk mit bis zu 80.000 Individuen in der Saison hat eine unglaubliche Pufferkapazität. Dann legt die Königin halt ein paar mehr Eier und dann ist das Volk ganz schwer zu schädigen."
Bei den Solitärbienen sah das schon ganz anders aus: Die Forscher fanden einen Zusammenhang zwischen Nistverhalten und der Neonicotinoid-Beize.
"An sechs von acht Kontrollfeldern nisteten Mauerbienen, während sie an keiner der acht Felder mit Nenicotinoiden in unseren Röhrchen genistet haben."
"Die Hummelkolonien an den behandelten Feldern wuchsen beinahe überhaupt nicht – im Gegensatz zu den Kontrollfeldern, wo sie in Größe und Gewicht zulegten. Diese Wachstumsunterschiede waren eine der größten Überraschungen, die wir gesehen haben."
Die Biologen hatten die Völker die ganze Saison über immer wieder gewogen. Außerdem beobachteten die schwedischen Wissenschaftler, welche Bienenarten auf den Rapsfeldern Nektar und Pollen sammelten. Auf den Feldern mit dem gebeizten Raps waren es nur halb so viele wie auf den unbehandelten.
"Wir schließen aus unserer Studie, dass Saatbeize mit Clothianidin einen negativen Effekt auf Wildbienen hat."
Auch Dave Goulson, der Hummelexperte, ist nicht erstaunt. Er hat mit Kollegen vor drei Jahren Hummelkolonien im Labor mit Zuckerwasser gefüttert, das mit einem Neonicotinoid versetzt war. Sie kamen zu einem ähnlichen Ergebnis.
"Die Auswirkungen sind anscheinend ziemlich dramatisch. Es gibt einen großen Rückgang der Königinnenproduktion. Hummelnester sterben am Ende der Saison. Sie lassen lediglich neue Königinnen für das nächste Jahr zurück. Wenn sie also nur wenige neue Königinnen produzieren, ist das wirklich ernst. Das haben wir vor drei Jahren gezeigt. Und diese neue Studie, die größer und besser ist als alles, was es vorher gab, zeigt genau dasselbe."
Sogar Christian Maus von Bayer ist voll des Lobes für die schwedische Studie.
"Ich kann nur sagen, dass wir es sehr begrüßen, dass so umfangreiche Feldstudien durchgeführt wurden, ich denke auch, dass die Studie aus Schweden sehr gründlich durchgeführt wurde. Insofern ist das sicherlich eine der Studien, die wir als besonders interessant einstufen."
Ist das also die Studie, auf die die EU gewartet hat, um Ende des Jahres die Neonicotinoide neu zu bewerten? Wird sie diese Gifte nun endgültig von den Äckern verbannen?
"Was man dazu sagen muss, ist: Hier wurde Sommerraps getestet, und das ist in Europa eigentlich eine relativ ungewöhnliche Kultur, in Europa haben wir zu weit über 90 Prozent Winterrapsanbau."
Ein Rapsfeld (picture alliance / dpa/ Andreas Franke)
Winterraps wird schon im Herbst ausgesät, er blüht aber erst Ende April, Anfang Mai. Zwischen Aussaat und Blüte liegt eine viel längere Zeit, in der die Neonicotinoid-Konzentration stärker sinkt als im Sommerraps. Inzwischen haben Jens Pistorius und seine Kollegen vom Julius-Kühn-Institut ebenfalls Feldversuche mit Honigbienen, Hummeln und Wildbienen im Raps gemacht. Ihre Studie bestätigt den Einwand. Wie in Schweden ging es auch in Deutschland den Honigbienen gut. Aber auch die anderen Arten zeigten sich unbeeindruckt.
"In unseren Versuchen konnten wir keine negativen Effekte feststellen."
Bienenforschung im Freiland ist ein schwieriges Geschäft. Deshalb hat Maj Rundlöf ihre Studie 2014 wiederholt. Deshalb schaut sich auch Jens Pistorius seine Ergebnisse noch einmal im Detail an.
"Die Versuche werden jetzt gerade im blühenden Raps, 2015, also heute wiederholt und werden daher sozusagen beitragen, das Risiko differenzierter für die verschiedenen Dosierungen und Anwendungsbestimmungen zu betrachten. Wir wissen, dass die Bienen hochsensibel auf Neonicotinoide reagieren, dass Neonicotinoide hochtoxisch für Bienen sind, allerdings sind die Auswirkungen auf Honigbienen, Hummeln und andere natürlich von der Dosierung und von den Rückständen, mit denen diese Arten konfrontiert werden, abhängig."
In die Beurteilung auf EU-Ebene werden auch die Forschungsergebnisse einfließen, die Elke Genersch und ihre Kollegen zusammengetragen haben. Die deuten darauf hin, dass Neonicotinoide ein Faktor sind – aber nicht der einzige.
"Welchen Einfluss hat all das andere, was wir machen, die Fragmentierung der Landschaft, die Wegnahme der Lebensräume von all diesen Bienen, was ist da wirklich der stärkere Antrieb für das, was wir beobachten, nämlich Rückgang der Wildbienen und Hummeln."
Muss sich nicht in der Landwirtschaft auch etwas ändern? Bis zum Moratorium wurden die Neonicotinoide häufig prophylaktisch angewendet, ohne dass in der Gegend Schädlinge aufgetreten wären. Nach der ersten Saison ohne Neonicotinoidbeizung ergibt sich in Deutschland ein uneinheitliches Bild: In manchen Regionen kommen die Bauern gut zurecht – nicht zuletzt, weil 2014 ein Jahr mit wenig Schädlingen war. Vor allem in Mecklenburg-Vorpommern hingegen haben Kohlfliege und Raps-Erdfloh große Schäden angerichtet. Deutsche Maisbauern müssen schon seit 2008 ohne Clothianidin auskommen. Damals hatte ein Anwendungsfehler Millionen von Bienen getötet. Die Maisbauern haben sich auf das Verbot eingestellt und sprühen Pyrethroide – das ist die einzige noch zugelassene Gruppe Pflanzenschutzmittel. Industrieforscher Maus:
"Es ist durchaus möglich, dass auch mit Alternativen der Erfolg erzielt werden kann, dass man eben eine akzeptable Ernte hat, aber auch bei diesen Alternativen ist eben das entsprechende Umweltprofil zu berücksichtigen. Viele Organismen, die bei einer Sprühanwendung exponiert sind, die kommen mit den Mitteln bei einer Saatbeizung nicht in Kontakt. Also es gibt durchaus einige Vorteile aus unserer Sicht."
Das sieht Dave Goulson, der Anwalt der Hummeln, ähnlich. Doch er zieht andere Schlüsse.
"Wenn wir uns vollständig auf Pestizide verlassen, um Pflanzenschädlinge zu kontrollieren, werden die irgendwann resistent. Eine solche Strategie funktioniert nicht ewig. Wir müssen also die Art, wie wir Lebensmittel herstellen, streng unter die Lupe nehmen, ob wir wirklich diesen Ansatz weiterverfolgen müssen, immer intensiver und mit größerem Einsatz Essen herzustellen."
Es wäre so schön, wenn die Neonicotinoide wirklich der einzige Grund wären für die Probleme der Bienen. Denn dann könnte man sagen, wir benutzen sie nicht mehr und das Problem ist gelöst. Aber so ist es nicht.
Christopher trägt tatsächlich den Imkeranzug. Er fürchtet sich ein wenig vor den Hummeln. Sie können aggressiv sein, vor allem die Wächterinnen.
"Das ist schon das zweite Mal, dass sie mich hier stechen. Darum bin ich ein bisschen übervorsichtig. Jedes Nest hat eine eigene Persönlichkeit. Vor zwei Tagen war ich an einer Kolonie, da konnte ich einfach in Shorts danebenstehen, die Arbeiterinnen einfangen und weggehen. Überhaupt kein Problem."
Ende 2015 wird die Europäische Kommission das Risiko der drei giftigsten Neonicotinoide neu bewerten: Clothianidin, Imidacloprid und Thiamethoxam. Christopher Maus von Bayer weiß, wie er entscheiden würde:
"Für Neonicotinoide und Bienen gibt es außerordentlich umfangreiche Daten, ich denke mal, es gibt kein anderes Insektizid, keine andere Insektizidgruppe, für die es so ein umfangreiches Datenpaket gibt. Unserer Ansicht nach sind die Voraussetzungen für eine Wiederzulassung gegeben."
Es liegen neue Erkenntnisse vor, aus besseren Studien. Doch es geht auch um den Umsatz der Konzerne und um die Erträge der Bauern. Jens Pistorius, Forscher im Auftrag des Bundesregierung:
"Von der Politik würde ich mir wünschen, dass eine differenzierte Betrachtung der Risiken einzelner Anwendungen stattfindet, und nicht eine Diskussion über die gesamte Wirkstoffgruppe per se, sondern wirklich die Risiken einzelner Anwendungen differenziert betrachtet werden und dann das entsprechend reguliert werden."
"Ich wäre sehr enttäuscht, wenn das Moratorium nicht permanent gemacht würde. Aber es macht auch keinen Sinn, Neonicotinoide zu verbieten, wenn sie einfach durch eine andere Generation Chemikalien ersetzt werden, von denen wir in 5, 10 oder 20 Jahren feststellen, dass sie genauso viel Schaden angerichtet haben. Unsere Landwirtschaft, wie sie jetzt ist, hat einen Weg eingeschlagen, von dem viele glauben, dass er auf lange Sicht nicht nachhaltig sein kann."
"Ich ziehe mich um. Es ist so heiß in dem Ding."
Summ, summ, stumm. Wie viel Pestizid vertragen Bienen?
Von Joachim Budde
Regie: Friederike Wigger
Redaktion: Christiane Knoll
Studie von Maj Rundlöf über Auswirkungen von Neonicotinoiden auf Bienen
Studie Mikaël Henry über desorientierte Honigbienen
Studie Whitehorn über Entwicklung von Hummeln unter Neonicotinoideinfluss
Gmwatch-meldete zu diesem Artikel kurz:
Jill Richardson hat einen ausgezeichneten Artikel über die Studie von Heinemann und seinen Kollegen geschrieben. Die Studie stellte fest, daß europäische nicht-gv-Landwirtschaft die US-amerikanische Gentech-Landwirtschaft bei weitem übertrifft, und das mit weniger Insektizidverbrauch.
http://gmwatch.org/index.php/news/archive/2013/15166
Übersetzung des betreffenden Artikels:
Studie enthüllt:
Monsantos Behauptungen über Gen-Technik-Nahrung sind wahrscheinlich falsch
16.11.2013 von Jill Richardson
(Original-Artikel: Study: Monsanto GMO food claims probably wrong)
Neue Forschung zeigt, Gentechnik stellt einen Weg dar, nicht nur bei den Erträgen zu verlieren, sondern vergleichsweise mehr Insektizide zu gebrauchen.
Oops. Das Komitee für den Welt-Nahrungs-Preis hat schon etwas faules Ei ins Gesicht bekommen von einem gentechnisch verändertem.
Sie verliehen diesen Preis gerade 3 Wissenschaftlern, davon einer von Syngenta und einer von Monsanto, die die Gentechnische Veränderung aus dem Grunde erfunden haben, weil, wie sie sagen, die Technologie die Ernte-Erträge erhöhen und den Einsatz von Pestiziden senken würde. (Vielleicht nicht zufällig sind Monsanto und Syngenta Hauptsponsoren des Welt-Nahrungs-Preises, gemeinsam mit einem dritten Gentechnik-Giganten Dupont Pioneer.)
Monsanto macht das gleiche auf seiner Website, wenn das Unternehmen dort sagt:
Seit es die Gentechnik gibt, hat es eine Menge an Behauptungen von Aktivisten gegen die Gentechnik gegeben, daß gentechnisch veränderte (GV) Pflanzen die Ernten nicht steigern würden. Einige haben behauptet, daß die Erträge der GV-Pflanzen tatsächlich niedriger als bei den nicht-GV-Pflanzen gewesen seien...
GV-Pflanzen bringen generell höhere Ernten, das verdanken sie den beiden Technologien:
sowohl der Züchtung als auch der Gentechnik.
Aber das ist nicht wirklich so. Eine neue peer-reviewed/gutachterlich geprüfte Studie, die im Journal «International Journal of Agricultural Sustainability» (in dt. etwa: «Internationales Fachmagazin für Landwirtschaftliche Nachhaltigkeit») untersuchte diese Behauptungen und fand heraus, daß konventionelle Pflanzen-Züchtungen und nicht die gentechnische Veränderung, für Ernte-Anstiege bei den Haupt-Pflanzen in den USA verantwortlich sind. Zusätzlich können GV-Pflanzen keine Verringerungen beim Einsatz von Pestiziden garantieren. Der Leiter der Studie, Jack Heinemann, ist kein Anti-Gentechnik-Aktivist, so wie Monsanto es möglicherweise will, daß man das glaubt. «Ich bin ein Gentechniker. Aber es gibt einen Unterschied dazwischen, ein Gentechniker zu sein, und ein Produkt zu verkaufen, daß gentechnisch verändert worden ist, stellt er fest.»
Die Studie verglich die Ernten von Haupt-Nutz-Pflanzen und den Pestizid-Gebrauch in Nord-Amerika, das sich stark auf die GV-Pflanzen stützt, und West-Europa, das konventionell gezüchtete nicht-GV-Pflanzen anbaut. Die Ergebnisse der Studie sind wichtig für die Zukunft der U.S. Nahrungsmittel-Versorgung und deshalb für die Versorgung der Welt mit Nahrung, weil die USA ein großer Exporteur von vielen Haupt-Nahrungsmitteln sind.
Heinemann, Professor für Molekular-Biologie an der Universität von Canterbury in Neu Seeland und Direktor am Zentrum für Integrative Studien zur Biosicherheit, Center for Integrated Studies in Biosafety, sagt, daß er erst dann auf diese Materie aufmerksam wurde, nachdem er 2010 eine Bemerkung von Paul Collier aufgefangen hatte. Beide, Heinemann und Collier, ein Oxford-Professor für Wirtschaft und Autor des Bestsellers «The Bottom Billion», [in Dt. etwa: Die untere Milliarde; anmerkg GenAG] waren Sprecher auf einer Konferenz in Zürich.
Collier «machte eine Randbemerkung während seines Vortrages, daß, weil Europa GVO gemieden hätte, es an Produktivität im Vergleich zu den USA eingebüßt habe», erinnert sich Heinemann. «Das schien mir seltsam. Deshalb ging ich, noch während er sprach, zur FAO-Datenbank und sah mir die Erntezahlen für Mais an.» Über den kurzen Zeitraum von 1995 – 2010 lagen die USA und Europa Kopf an Kopf, und es gab überhaupt keinen Unterschied. Deswegen schien seine Feststellung, daß, weil Europa die GVO fehlen würden, es deshalb hinter die USA zurückfiele, nicht der Wahrheit zu entsprechen.
Heinemann versuchte Collier über das für die Konferenz eingerichtete Internet gestützte Frage-und Antwort-System nach der Quelle für seine Fakten zu fragen, aber er erhielt nie eine Antwort. Er fuhr fort, nach Daten zu stöbern und stolperte über, wie er es nennt, «das Lehrbuch-Beispiel für die Probleme, die durch wenig genetische Vielfalt in der Landwirtschaft entstehen» – Die Maisblatt-Blight-Epidemie der Südstaaten von 1970.
«Was tatsächlich bis 1970 geschah war, daß bis zu 85% des Maises, der in den USA angepflanzt wurde, genetisch fast identisch war,» erklärt Heinemann. «Die USA sind der weltgrößte Hersteller von Mais, sowohl geographisch als auch mengenmäßig. Wenn man also so viel Land mit einer Pflanze mit so wenig genetischer Diversität bedeckt, dann ist dies eine direkte Anfrage fürs Scheitern… Im Jahr 1970 befiel ein bis dahin unbekannter Erreger die US-Mais-Pflanzen und die USA verlor fast gänzlich ihren Mais. Das war eine Riesen-Krise damals. Das einzige, was den Mais rettete, war, daß das Wetter sich 1971 änderte und daß der Wetter-Wechsel für den Krankheits-Erreger nicht so verträglich war. Dadurch erhielten die Bauern und die Züchter ein Extra-Jahr, um zu einer Varietät aus dem Mais-Genpool zu wechseln, die nicht so verwundbar war.»
Alle sagten, daß diese Epidemie schätzungsweise einen Verlust von 5 Billionen Kilokalorien an Nahrungs-Energie bedeutete. Das machte sie «viele Male größer als es die Irische Kartoffel-Not war.», sagte Heinemann.
«Nun, das war zu einer Zeit, als noch keine Bio-Treibstoffe aus Mais gemacht wurden. Somit gab es keinen Mitbewerber um diese Nahrungs-Kalorien… Zeitsprung zur Dürre von 2012. Wie viele Kilo-Kalorien verlor man aufgrund dieses Ereignisses? In Kilo-Kalorien ausgedrückt waren es allein wegen der Trockenheit 89 Billionen. Das geschah einfach durch eine jährliche Variation des Wetter… Die USA sind die größten Hersteller und Exporteure von Mais.»
Wenn die U. S. Mais-Pflanzen scheitern, dann spürt die ganze Welt den Schmerz
Bei solchen Zahlen entschied sich Heinemann die Produktivität und die Nachhaltigkeit des US-amerikanischen Landwirtschaftlichen Systems zu untersuchen.
Und wenn er die Nachhaltigkeit untersuchen möchte, dann meint er das in einem sehr wörtlichen Sinn: Kann dieses System über die Zeit bestehen? Ist die U. S.-Landwirtschaft resilient oder ist sie hochgradig verletzlich für Variationen des Wetters, bei den Schad-Insekten oder anderen Stressoren?
Anstatt Nord-Amerika alleine zu untersuchen, wählte er die Möglichkeit, es im Vergleich mit West-Europa zu messen. Deshalb ist er nicht nur in der Lage, zu bestimmen, ob sich die Landwirtschaft von Nord-Amerika über die Zeit verbessert hat, sondern ob sie oder ob sie sich nicht mehr oder weniger als eine ähnliche Region verbessert hat. Die Landwirtschaften auf beiden Seiten des Atlantiks sind ziemlich ähnlich, mit Ausnahme der Annahme von GV-Pflanzen.
Die beiden USA und Kanada waren die frühen Anwender, wohingegen West-Europa die GV-Pflanzen nicht angenommen hat. Die Studie verglich Pflanzen, die für die beiden Regionen üblich sind: Mais und Weizen in den USA und West-Europa, und Raps in Kanada und West-Europa. Fast sämtlicher Mais und Raps, der in Nord-Amerika angepflanzt wird, ist gentechnisch verändert, wohingegen in keiner der untersuchten Regionen GV-Weizen angebaut wurde. Daher kann die Studie einerseits isoliert betrachten, ob irgendwelche Anstiege bei den Ernten der Gentechnischen Veränderung zu verdanken waren oder einfach der konventionellen Zucht.
Sogar in gentechnisch veränderten Pflanzen stammen die meisten der Gene in der Pflanze aus der konventionellen Züchtungsarbeit. Denken Sie an das neue gentechnisch veränderte Schaf, das von Wissenschaftlern in Uruguay gemacht wurde, um im Dunklen – kein Scherz – zu leuchten. Seine DNA enthält Gene, die die Zellen anweisen, Wolle, Hufe, 4 Beine, einen Kopf und alles andere, das es zu einem Schaf macht, herzustellen. Nur ein paar Gene – die, die das Schaf im Dunklen leuchten lassen – wurden durch die Gentechnik eingefügt. Falls das Schaf zufällig die beste Wolle, um daraus Sweater herzustellen, oder falls es die beste Milch, um daraus Käse zu machen, hervorbringt, dann liegt das an der konventionellen Züchtung und nicht an der Gentechnischen Veränderung.
Das gleiche ist für die Pflanzen wahr. Eine oder mehr gentechnisch veränderte Eigenschaften können zu jeder Varietät von Mais, Soja-Bohnen oder Raps hinzugezählt werden. Die meisten der Eigenschaften dieser Pflanzen stammen aus konventioneller Zucht. Falls eine GV-Pflanze besonders gut oder schlecht funktioniert, kann der Erfolg oder das Versagen an den Genen liegen, die durch die Gentechnik eingesetzt wurden… oder es kann an all seinen anderen konventionellen eingekreuzten Genen liegen.
Die Gruppe von Heinemann fand, daß zwischen 1985 und 2010 West-Europa bei allen 3 gemessenen Nutz-Pflanzen schneller Ernte-Steigerungen erzielte als Nord-Amerika. Das bedeutet, das die USA, die hauptsächlich GV-Mais und Kanada, das hauptsächlich GV-Raps anbaut, darin nicht so gut sind wie Europa, das nicht-gv-Mais und -Raps anpflanzt. Die Steigerungen in den USA sind relativ konsistent geblieben sowohl vor als auch nach der Einführung von GV-Mais. Außerdem erfährt West-Europa bei nicht-GV-Weizen schneller Ernte-Gewinne als Amerika.
Was bedeutet das? «Es gibt keine Evidenz dafür, daß [GV-Pflanzen] uns höhere Ernten eingebracht haben», erklärt Heinemann. «Die Evidenz deutet exklusiv auf die Züchtung als den Input, der die Erträge über die Zeit gesteigert hat. Und es gibt Evidenz, die zwingend für die Ernten der Nord-Amerikanischen Landwirtschaft ist.» Er bietet zwei mögliche Gründe auf die Frage nach dem Warum. Erstens «verkleinert sich die Durchschnittliche-Ernte, wenn man den Genpool viel enger macht, weil so die kleinen Ernten so gering ausfallen.»
Mit anderen Worten, das Fehlen von Bio-Diversität bei den Haupt-Acker-Pflanzen resultiert jetzt in größeren Verlusten während schlechter Jahre.
Unternehmen, die die Gentechnik ausführen, profitieren von einem relativ neuen Gesetz, das 1994 erlassen wurde und viel Striktere/Strengere Internationale Geistige Eigentumsrechte an Saatgut zuließ. Davor hatte ein Unternehmen Rechte, seine Saaten zu verkaufen. Ein Bauer konnte die Saat kaufen und sie mit anderen Saaten kreuzen, um daraus lokal angepasste Varietäten herzustellen. Er oder sie konnte daraufhin das Saatgut bewahren und jene Varietäten nachpflanzen. Jetzt kann die Firma die Gene innerhalb der Pflanze patentieren. Es spielt dabei keine Rolle, ob ein Bauer Monsanto-Mais mit einer lokalen Varietät kreuzt und damit eine neue Mais-Sorte produziert. Falls die daraus entstehenden Saaten Monsanto's Gene in sich tragen, dann ist Monsanto ihr Eigentümer. Der Bauer kann seine eigene Saat nicht behalten.
Das bedeutet, daß die Saatgut-Unternehmen die Menge an den Bauern verfügbarer Bio-Diversität kontrollieren. Und die Anzahl an Varietäten, die sie verkaufen, ist nach unten gegangen. Zum Beispiel fand die Untersuchung heraus, daß die Bauern im Jahr 2005 aus annähernd 9.000 verschiedenen Mais-Varietäten auswählen konnten. Die Mehrzahl (57%) davon war GVO, aber die Bauern hatten noch über 3.000 nicht-GV-Varietäten, auf die sie zugreifen konnten. Bis 2010 hat sich das GV-Angebot leicht ausgeweitet, für nicht-GV jedoch stürzten die Optionen um 2/3 ein. Ähnliche Verringerungen der verkauften Varietäten wurden auch bei Soja und Baumwolle beobachtet. Bis 2010 waren nur 17 Prozent der Mais-Varietäten, 10 Prozent der Soja-Bohnen Varietäten und 15% der in Saatgut-Katalogen verfügbaren Baumwoll-Sorten nicht Gentechnisch Verändert.
Aber diese Zahlen lassen die Saatgut-Versorgung der USA in einer größeren Bio-Diversität erscheinen als das wirklich der Fall ist. Von all den tausenden verkauften Mais-Varietäten stellt Reed Yellow Dent 47% des Gen-Pools dar, der benutzt wurde, um daraus Hybrid-Varietäten herzustellen. Alles in allem gründet sich das gesamte Mais-Erbgut auf nur 7 Inzucht-Linien. Wobei mehr als ein Drittel der sieben von einer Linie, B73 genannt, kommt.
Wo die Bauern in fast jedem Bundesstaat solchen genetisch ähnlichen Mais anpflanzen, erfahren sie booms und busts (Hochs und Tiefs) gleichzeitig. Die Bauern von Mexiko, dem Ursprungs-Land des Maises, pflanzen eine phantastische Vielfalt an Mais. Die Pflanzen unterscheiden sich in Farbe, Höhe, Kolbengröße, Trocken-Toleranz, Reife-Zeit und mehr. Falls sich das Wetter schlecht in der späten Saison zeigt, dann liefern die Varietäten mit den frühen Reife-Zeiten noch eine Ernte.
Wenn es trocken ist, dann überleben die Trocken-toleranten Varietäten. Falls eine neue Krankheit auftritt, werden einige Mais-Sorten etwas Widerstand dagegen besitzen, wogegen andere Varietäten ihr gegenüber empfindlicher sein werden.
Bio-Diversität funktioniert fast wie ein Versicherungs-System.
Wenn man genetisch identische Pflanzen anbaut, liefert das gegensätzliche Resultate. Das ist so als würde man bei der Wette sein gesamtes Geld auf ein Lotterie-Los setzen. Und wenn die U.S.-Bauern die Lotterie verlieren, dann verlieren sie alle zusammen, und damit sinkt auch das Nationale Ernte-Aufkommen.
Zweitens, fügt Heinemann hinzu, «ist eine andere Möglichkeit, daß es nicht die GV selber ist, sondern daß es an der Innovations-Politik liegt, durch die die GV erfolgreich wurde, was bewirkt, daß die Landwirtschaft der USA in die falschen Dinge investiert. So gibt die Innovations-Strategie Signale an die Industrie, Sachen zu produzieren, die mithilfe der Instrumente für geistiges Eigentum kontrolliert werden können, aber die Dinge gehören nicht zu einer nachhaltigen Landwirtschaft. Das Problem ist, daß die Biotechnologien, in die die USA investiert, die Nachhaltigkeit und die Produktivität des Agrar-Systems begrenzen.» (Heinemann versteht «Biotechnologien» in einem sehr weiten Sinn, so wie jede andere Technologie, die Menschen in der Landwirtschaft benutzen, sogar so etwas Einfaches wie die Verwendung von Laub und Holzschnitzel oder Kompost.)
«West-Europa hat einen anderen Weg zur Innovation eingeschlagen», fährt er fort. «Weil Europa Innovation ohne den Einsatz der Gentechnik umsetzen muß», wegen seiner Gesetze, die keine GV-Pflanzen erlauben, «macht es das auf eine Art, die die Pflanzen belohnt. Sie kriegen größere Ernten und verwenden weniger Pestizide, um das zu erreichen. Der Weg aber, den die USA als Innovation gehen, bestraft alle Pflanzen, egal ob sie gentechnisch verändert sind oder nicht.»
Das ist richtig. Und zusätzlich zu einer schnelleren Steigerung der Pflanzen-Erträge, haben die Europäischen Nationen den Pestizid-Gebrauch mehr reduziert als wir.
«Mit der Einführung von Bt-Pflanzen [GV-Pflanzen, die ihr eigenes Pestizid herstellen] triumphierten die USA und die U.S.-Industrie über die Verringerung im chemischen Insektizid-Gebrauch», so Heinemann. Und ein Blick auf die Zahlen sagt, das ist wahr. Sie sind auf ungefähr 85% der Mengen gegangen, die in der Zeit vor der Gentechnik benutzt wurden. Aber, was sie Dir nicht erzählen, ist, daß Frankreich auf 12% der Mengen zuvor heruntergegangen ist. Frankreich ist der viertgrößte Exporteur von Mais auf der Welt, eines der größten Exporteure von Weizen, und es beträgt nur 11 Prozent der Größe der USA.
«Hier ist also ein größeres Agro-System, das die gleichen Dinge wie die US anbaut, Mais und Weizen, und daß seinen Gebrauch von Insektiziden auf 12% der Levels von 1995 reduzierte. Das ist, was eine moderne Landwirtschaft leisten kann. Was die USA getan hat, ist, einen Weg zu erfinden, auf dem im Vergleich mehr Insektizide benutzt werden.» Mehr Im Vergleich als was? «Mehr als es sein sollte!» ruft Heinemann aus. «Auch sie sollte unten bei 12% sein.»
Der kleine Info-Dienst dieser GenAG liefert vornehmlich Meldungen zur Grünen Gentechnik, die von einer gesundheitsbezogenen Relevanz sind.
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Der Biotech-Riese Monsanto verspricht Bauern, wenn sie gentechnisch verändertes (GV) Saatgut kauften, seien ihre Feldfrüchte widerstandsfähig gegen Herbizide, Insektenschutzmittel und Dürren. Inzwischen entlarven Untersuchungen und Feldversuche dies als falsche Versprechungen. Überall auf der Welt werden Pflanzen und Insekten immun gegen starke Herbizide und Pestizide; die Folge ist das Auftauchen von »Superunkräutern« und »Superschädlingen«.
© Peggy Greb, USDA
Eines der jüngsten Beispiele zeigt sich in den Baumwollanbaugebieten des südlichen Punjab, wo der Baumwollkapselwurm - ein Schmetterling und gefürchteter Baumwollschädling - wie die Bauern befürchten, resistent gegen Monsantos Bt-Baumwolle geworden ist.
Monsanto liefert momentan drei Produkte an Baumwollfarmer, darunter Bollgard-II (Insektenschutz), Roundup Ready Flex (RRF) (Herbizid-Toleranz) und Bollgard-II mit RoundupReady Flex, das vor Insekten und Unkraut schützen soll.
Bt-Baumwolle bringt in Pakistan Superschädlinge hervor
Trotz des Einsatzes von RRF und Bollgard-II werden Baumwollpflanzen noch immer von verschiedenen Spezies des Baumwollkapselwurms attackiert, welcher die Pflanze während des Wachstums auffrisst, sodass die Entwicklung der Baumwolle beeinträchtigt und die produzierte Menge reduziert wird.
Anstatt dass Bt-Baumwolle den Baumwollkapselwurm ausrottete, sind die Raupen der verschiedenen Arten gegen Bt-Baumwolle resistent geworden - nach Ansicht einiger Experten infolge zu niedrigen Giftgehalts. »Alle Bt-Sorten von Baumwolle haben den Baumwollkapselwurm nicht ausgerottet, sie erfüllen die Erwartungen nicht, Wir haben auf unseren Feldern vier Bezirke, bei denen Baumwollkapselwürmer und Mehlkäfer die Pflanzen angreifen«, erklärt Chaudhry Gohar Ali, ein Baumwoll-Anbauer aus Zentralpakistan.
Die Regierung rät den Bauern dringend, weiterhin Pestizide zu versprühen, um den Befall, der teuer werden und eine Gefahr für Gesundheit und Umwelt bedeuten kann, unter Kontrolle zu bekommen. Pestizide kosten pro Liter 600 bis 700 Rupien, das sind umgerechnet 7,40 bis 8,70 Euro. Ein anderer Baumwollbauer aus Shahdadpur in Sindh, einer Region in Südpakistan, ist ebenfalls um seine 40 Hektar Anbaufläche besorgt.
»Es überrascht, dass diese Schädlinge überlebt haben, nachdem sie die Bt-Baumwollpflanzen gefressen haben. Wegen der hochdosierten Giftstoffe in der Bt-Baumwollpflanze sollten Schädlinge doch eingehen und keine Resistenz entwickeln, was hier aber offenbar der Fall ist«, sagte Muhammad Bux.
Monsantos Bt-Baumwolle sollte eigentlich für die Bauern den Einsatz von Insektenschutzmitteln verringern, stattdessen ist das Gegenteil eingetreten, sie müssen mehr Chemikalien ausbringen als vorher. »Die Verwendung von Pestiziden hat zugenommen, seit Bt in Pakistan eingeführt wurde, da die Baumwollproduktion zurückging«, berichtete die Website Dawn.com.
»Die Regierung hat schätzungsweise 985 Millionen Rupien ausgegeben, zusätzlich zu ausländischer Hilfe im Namen von Forschung und Entwicklung der Biotechnologie. Anstatt eigene modifizierte Samen zu entwickeln, kopierten Forscher und Wissenschaftler schließlich Technologien von multinationalen Saatgutherstellern und fingen an, sie auf den Märkten an einheimische Bauern zu verkaufen«, sagte ein Landwirtschaftsexperte des Pakistanischen Rats für Agrarforschung (PARC, Pakistan Agriculture Research Council).
PARC-Vertretern zufolge ist das Problem teilweise darauf zurückzuführen, dass es kein nationales Schädlingsbekämpfungs-Programm gibt, das die Bauern über Superschädlinge aufklärt. Außerdem ist bemerkenswert, dass der Befall von Baumwollkapselwürmern in Pakistan mit ein bis zwei Prozent sehr gering ist. Einige Bauern sagen, die größte Gefahr für die Baumwolle stellten das Blattrollvirus und der Mehlkäfer dar, gegen die Bt vollkommen wirkungslos ist.
Der Baumwollanbau im Punjab ist extrem wichtig, in der Region werden mit zehn Millionen Ballen jährlich 80 bis 90 Prozent der Baumwolle des ganzen Landes produziert. »Mit der Einführung gentechnisch veränderten Saatguts in Pakistan sollte der Gebrauch von Pestiziden minimiert, die Kosten reduziert und die Umwelt sauber gehalten werden«, sagte Dr. Nayyer Iqbal, Direktor für Landwirtschaft und Biotechnologie der pakistanischen Atomenergiekommission.
Anstatt ineffektive und schädliche Gen-Samen zu verwenden, wären Bauern besser beraten, zu traditionellen Anbaumethoden wie Fruchtfolge zurückzukehren, die dazu beitragen, Schädlingsbefall und Krankheiten zu verhindern. »Dadurch, dass die Frucht jedes Jahr geändert wird, verhindern Sie, dass bodenbürtige Schädlinge, die ziemlich spezifisch für die jeweilige Frucht sind, die nächste Pflanze, die Sie anbauen, befallen«, berichtet die Website lovethegarden.com.
Weitere Quellen:
Dawn.com
RT.com
LoveTheGarden.com
© NaturalNews.com
Die US-Regierung hat Zahlungen aus einem Entwicklungshilfe-Fonds an El-Salvador an den Kauf gentechnisch veränderten Saatguts von Monsanto gebunden. Ohne die US-Unterschrift gehen EL Salvador 300 Millionen Dollar Entwicklungshilfe verloren. Bauern protestierten vor der US-Botschaft gegen den Druck aus Washington.
Monsanto will seinen Gen-Mais auch nach El Salvador verkaufen. (Foto: dpa)
Die US-Regierung hat Zahlungen aus einem Entwicklungshilfe-Fonds an El-Salvador an den Kauf gentechnisch veränderten Saatguts von Monsanto gebunden.
Die Auszahlung der zweiten Tranche aus dem Millenium-Challenge-Account wurde solange auf Eis gelegt, bis die Empfängerländer bestimmte Wirtschafts- und Umwelt-Reformen umsetzten, eine davon umfasst auch den Kauf genmanipulierten Saatguts. Die US-Botschafterin in El Salvador übte Druck auf die Regierung aus, Samen von US-Herstellern zu kaufen, statt wie bisher auf regionales Saatgut zurückzugreifen.
Ohne die US-Unterschrift werden EL Salvador vereinbarte Entwicklungshilfen über 277 Millionen Dollar vorenthalten. Die Millenium Challenge Cooporation sollte die Gelder offiziell staatenunabhängig verteilen.
Wie Medien in EL Salvador berichten, haben mehrere Bauernverbände eine Demonstration vor der US-Botschaft organisiert, um gegen den Druck der Botschafterin Mari Carmen Aponte zu protestieren.
„Uns ist der Geduldsfaden gerissen, weil die US-Regierung über ihre Botschafterin mit dem Geld aus dem Millenium-Fonds droht nur weil wir Monsanto keinen Genmais abkaufen wollen“, sagte Miguel Aleman von der Landwirtschaftlichen Organisation CONFRAS.
Er forderte die Botschafterin auf, die Bauern in Ruhe zu lassen und ihre Souveränität und Menschenwürde zu respektieren. „Es ist nicht tolerierbar, dass die Regierung eines der reichsten Länder der Welt uns beim Anbau unserer eigenen Nahrung Hindernisse in den Weg stellt“, so Aleman.