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Anfang 2015 hat der kanadische Ökonom Michel Chossudovsky eine Untersuchung zum Zusammenhang zwischen der Globalisierung und den Kriegen der letzten 15 Jahre in englischer Sprache vorgelegt. Schon als Professor für Ökonomie an der Universität von Ottawa – heute emeritiert – forschte er im Bereich Globalisierung. Er gründete das Centre for Research on Globalization (CRG) in Montreal, dem er heute vorsteht. Zudem ist er Herausgeber von Global Research.

Dank seiner Unbestechlichkeit und Gradlinigkeit in der Analyse genießt Chossudovsky international hohes Ansehen. Dazu schrieb Paul Craig Roberts, ehemaliger stellvertretender Finanzminister unter der Reagan-Regierung: «Er ist ein Vorbild an Integrität in der Analyse; sein Buch liefert eine ehrliche Einschätzung der extremen Gefahr, welche der hegemoniale US-Neo-Konservatismus für Leben auf unserer Erde darstellt.»

Die «Globalization of War» («Die Globalisierung des Krieges»), wie sie von den USA seit dem Angriffskrieg der NATO gegen Jugoslawien bis heute verfolgt wird, dient der Ausweitung der amerikanischen Hegemonie – so Chossudovsky.

Zur Verfolgung dieses Zieles führt die westliche Militärallianz Kriege oder destabilisiert mit geheimdienstlichen Operationen souveräne Staaten. Bis heute ins Fadenkreuz genommen sind der Nahe Osten, Osteuropa, Afrika, Zentralasien sowie der Ferne Osten. Anvisiertes Fernziel ist die Einkreisung von Russland und von China.

Die Arroganz der USA

Diesen Plänen entspricht auch die Arroganz der USA, unsere Erde in sechs «areas of responsibility» («Gebiete der Verantwortung») einzuteilen, über die sie die militärische Kontrolle beanspruchen. Diese Hybris zeigt, dass den USA der Bezug zur Realität in unserer heutigen Welt fehlt: Diese besteht in einer gleichwertigeren Zusammenarbeit zwischen den Ländern weltweit.

Destabilisierung von Finanzmärkten und von nationalen Währungen

Eng verbunden mit dem militärischen Vorgehen ist das Vorgehen im wirtschaftlichen Bereich. Freihandelsabkommen zugunsten transnationaler Konzerne sowie die Destabilisierung von Finanzmärkten und von nationalen Währungen sollen die nationalen Volkswirtschaften zerrütten. Chossudovsky charakterisiert diesen Vorgang mit dem Begriff «economic warfare» («ökonomische Kriegsführung»). Anhand sorgfältiger Fallanalysen zu Afghanistan, dem Irak, Syrien oder Libyen zeigt Chossudovsky, wie die USA seit dem 11. September 2001 unter dem Vorwand der «Selbstverteidigung» mit dem «Krieg gegen den Terrorismus» ihre Hegemonie auszuweiten versuchen. Das Beispiel Libyen macht deutlich, dass es darum ging, Chinas National Petroleum Corporation als Konkurrent aus dem Feld zu schlagen und die Hand auf die libyschen Ölfelder zu legen.

Die Rolle der USA im Zusammenhang mit “Rebellengruppen”

Michel Chossudovsky

Michel Chossudovsky
Quelle: http://www.seniora.org

Gleichzeitig soll Libyen als Zugang zum Sahel und zu Zentralafrika dienen, was Chossudovsky wie folgt charakterisiert: «Redrawing the Map of Africa» («Die Karte Afrikas neu zeichnen»). Thema ist auch die heutige verhängnisvolle Rolle der USA im Zusammenhang mit den verschiedenen Rebellengruppen und dem IS-Staat in Syrien und im Irak. Das ermöglicht dem Leser, Nachrichten aus dem Gebiet entsprechend zu gewichten und sinnvoll einzuordnen.

Mit diesen Ausführungen sind nur einige Aspekte der reichen Fülle an geo­politischen Fakten, die dieses Buch enthält, angesprochen. Der ehemalige kanadische Minister für die nationale Verteidigung, Paul Hellyer, empfiehlt das Buch wie folgt: «Michel Chossudovskys Buch ist ein Muss für jeden, der Frieden und Hoffnung den Vorzug gibt gegenüber ständigem Krieg, Tod, Entwurzelung und Hoffnungslosigkeit.» Dieser Empfehlung kann man sich nach der Lektüre des Buches nur anschliessen. (PK)

Michel Chossudovsky: The Globalization of War America’s «Long War» against Humanity, 2015, ISBN 978-0-9737147-6-0

Dr. phil. Henriette Hanke Güttinger hat diese Rezension bei Seniora.org veröffentlicht.

The original source of this article is Neue Rheinische Zeitung

Copyright © Henriette Hanke Güttinger, Neue Rheinische Zeitung, 2015