Die indonesische Gesundheitsministerin fordert Würde, Gleichwertigkeit und Transparenz für alle Länder der Welt
AUTOR: Eva-Maria FÖLLMER MÜLLER & Stefan KELLER
Dr. Siti Fadilah Supari PhD: It’s Time for the World to Change – In the spirit of dignity, equity and transparency – Divine Hand behind Avian Influenza. ISBN 978-979-17357-0-4; am schnellsten erhältlich beim Verlag: P.T. Sulaksana Watinsa Indonesia (SWI). Tel./Fax: +62 21 86614125, Mobile phone: +62 818813154, Email: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Die indonesische Gesundheitsministerin Dr. Siti Fadilah Supari* hat ihr wichtiges Buch im Jahr 2007 in Indonesien veröffentlicht; seit dem vergangenen Jahr ist es auch in englischer Sprache erhältlich.
Siti Fadilah Supari beschreibt in ihrem Buch den Kampf gegen die WHO und neokolonialistische Bestrebungen, ihrem Land, aber auch allen anderen Entwicklungsländern ihre Souveränität und ihre Rechte und Würde abzusprechen. Sie prangert an, dass die reichen Industrieländer die Entwicklungsländer ungleich behandeln, und fordert Transparenz bei der Abgabe und Weiterverarbeitung der Viren.
Sie beschreibt, wie die indonesische Regierung und die indonesische Gesellschaft Hand in Hand mit den Folgen der Vogelgrippe im eigenen Land sorgfältig umgegangen sind und die notwendigen Schritte unternommen haben, deren Ausbreitung zu stoppen.
Unermüdlich gegen die Ungleichbehandlung der Entwicklungsländer
Als Gesundheitsministerin ihres Landes hielt sie sich zunächst genau an die Vorschriften der WHO im Umgang mit der Vogelgrippe. Dabei realisierte sie im Umgang mit der Vogelgrippe immer mehr die Ungleichbehandlung der Entwicklungsländer durch die reichen Länder des Westens.
So forderte zum Beispiel die WHO von der indonesischen Regierung, dass diese der Bevölkerung des Landes in ausreichender Menge das virenhemmende Mittel Tamiflu zur Verfügung stellen sollte. Mit grosser Mühe stellte die Regierung die dafür notwendigen Geldmittel bereit. Dennoch konnten sie das Medikament nicht kaufen, weil die Vorräte vollständig von den reichen Ländern als Vorrat aufgekauft worden waren. (90% des Impfstoffhandels ist in den Händen von 10% der Weltbevölkerung.)
Aus solchen Erfahrungen zog Dr. Supari deshalb zu Recht den Schluss, dass sich ihr Land auf eigene Beine stellen musste. Im Vorwort ihres Buches schreibt sie: «Der Fall der Vogelgrippe braucht darüber hinaus unsere feste Entschlossenheit, die Souveränität des Landes und der Republik Indonesien aufrecht zu halten. Und indem sie die Mehrheit der Menschen übergingen, haben die mit der WHO zusammenarbeitenden Zentren tatsächlich die Proben des indonesischen Vogelgrippevirusstammes (und anderer) an Firmen in den Industrieländern gegeben. Diese wiederum entwickeln aus dem Virus Impfstoffe, die sie dann kommerziell und zu hohen Preisen wieder an die armen und an die Entwicklungsländer verkaufen, die vom Virus betroffen sind.» (S. xi)
Vogelgrippe in Indonesien Indonesien ist von der Vogelgrippe am stärksten betroffen. Seit 2005 ist die Vogelgrippe dort zu einem ernsthaften Gesundheitsproblem geworden. Inzwischen gibt es laut WHO in Indonesien 141 bestätigte Fälle von Vogelgrippe bei Menschen. Davon sind 115 Menschen bislang verstorben. |
Indonesische Initiative gegen das westliche Forschungsmonopol
In einem zähen Ringen ist es ihr schliesslich gelungen, in der Verwaltung des weltweiten Gesundheitssystems unter dem Dach der WHO und der World Health Assembly (WHA) einen Prozess der Umstrukturierung einzuleiten, hin zu mehr Gleichheit, einem faireren Umgang mit allen Ländern und mehr Transparenz.
Durch ihre Initiative haben viele ärmere Länder und Entwicklungsländer Mut gefasst und konnten sich der indonesischen Initiative anschliessen. «In Hoffnung auf eine gesündere und gerechtere Welt haben alle Länder einer Vereinbarung zugestimmt, dass es keine Ausbeutung einer Nation durch eine andere geben darf (exploitation de l’homme par l’homme), wenn es um die Weltgesundheit geht. Es darf kein System mehr geben, das den armen Ländern, die von der Pandemie betroffen sind, das Recht auf ihre Viren streitig macht, mit der anschliessenden Möglichkeit, Kapital zu schöpfen durch wohl überlegte Kommerzialisierung der Impfstoffe, die aus den Viren gewonnen wurden, einschliesslich den Viren aus den armen Ländern und den Entwicklungsländern.» (S. xii)
Sie schreibt weiter: «Die Welt weiss, dass das nichts mit gewinnen oder verlieren auf diplomatischer Ebene zu tun hat. Der Kampf gegen die Vogelgrippe ist der Kampf, echte Menschlichkeit zu erhalten. Der Einsatz in diesem Kampf ist der, dass wir bei der Pandemie unser Leben verlieren können, aber durch die Habgier und das Missmanagement des Weltgesundheitssystems ist die Auslöschung der menschlichen Rasse gewiss.» (S. xxi)
Als sich herausstellte, dass es sich beim Vogelgrippevirus in Indonesien um ein besonders aggressives Virus handelt, wurde Dr. Supari der Mechanismus deutlich: Ihr Land sollte das Virus an das Global Influenza Surveillance Network (GISN) abgeben; diese geben es an eines der WHO Collaborating Centers (WHO-CCs) weiter, die daraus einen Impfvirus herstellten und dann in einem ihrer Laboratorien den Impfstoff herstellen, den sie dann für teures Geld an die reichen Länder verkaufen. WHO-CCs sind Labors, die mit der WHO zusammenarbeiten und in Australien, Japan, Grossbritannien und den USA als Referenzlabors anerkannt sind.
Mit der Abgabe des Virus verliert das Land alle seine Besitzrechte und das Virus verschwindet buchstäblich im schwarzen Loch. Im Falle einer Pandemie stünden solche Länder, die das Virus zur Verfügung gestellt haben, mit den anderen armen Ländern hinten an, da die reichen Länder bevorzugt behandelt werden. Dieses Schicksal hatte Vietnam erfahren. Vietnam hatte, nachdem es seinen H5N1-Virus an die WHO-CCs geschickt hatte, nie mehr etwas darüber erfahren, was mit seinen Viren passiert ist.
«Seit 1952 waren die 110 Länder der Welt, bei denen gewöhnliche Influenza (jahreszeitlich bedingte Grippe) aufgetreten war, verpflichtet, die Virenproben freiwillig und ohne Behinderung weiterzugeben. Die vom GISN angenommenen Viren wurden wilde Viren genannt und die Proben wurden Eigentum des GISN. Die Experten arbeiteten damit zum Zwecke der Risikoeinschätzung und der Forschung. Aber Teile davon wurden zu Zuchtlinien von Viren (seed virus) weiterentwickelt. Und aus diesen Zuchtlinien kann dann später ein Impfstoff entwickelt werden. Das Problem für mich war, dass die Impfstoffe, nachdem sie kommerziell hergestellt wurden, weltweit verteilt wurden, auch an die betroffenen Länder, die die wilden Viren besassen, zu den von den Entwicklern festgelegten Preisen, die zumeist aus Industrieländern und entwickelten Ländern kamen. Natürlich setzten diese den sehr hohen Preis mit rein ökonomischer Zielsetzung fest und vernachlässigten dabei den sozialen und moralischen Aspekt. Das sind genau die Charakteristika des Kapitalismus.» (S. 11)
Dr. Supari begann, sich gegen diese Ungleichbehandlung zur Wehr zu setzen: «Jedes Mal, wenn ich in die Vergangenheit blickte, sah ich die Schatten des Imperialismus, der einen grossen Teil der Ressourcen meines Landes geraubt hatte, weil wir die Technologie dazu nicht hatten, unsere Ressourcen selbst auszuschöpfen. Es war, als ob ich dabei zusehen müsste, wie sie einen Grossteil unseres Erdöls abpumpten, nur, weil uns die Technologie dazu fehlte und das Geld, es zu verarbeiten.» (S. 10)
Indonesien Indonesien ist mit circa 237,5 Millionen Einwohnern bevölkerungsmässig das viertgrösste Land der Welt. Es besteht aus 13- bis 17tausend Inseln, 33 Provinzen, 21 davon waren 2005 von der Vogelgrippe betroffen. Für Indonesien ist das Geflügel der wichtigste Proteinlieferant. Nach Angaben der FAO (18.3.08) sind 20% der Hühnerpopulation (14 Mrd.) auf über 30 Millionen Hinterhöfen verteilt. Daher ist die Situation auch heute kritisch. Seit dem Ausbruch der Vogelgrippe (2005) mussten 9,5 Millionen Tiere (Enten, Gänse, Hühner, Wachteln) vernichtet werden. |
Voreilige Fehlschlüsse der WHO
Eine weitere Ungleichbehandlung ihres Landes durch die WHO beschreibt sie im Zusammenhang mit den sogenannten «cluster cases». Indonesien hat die weltweit grössten «cluster cases», also die grösste Häufung von Vogelgrippefällen innerhalb einer Familie. In Tanah Karo hatten sich 7 von 8 Familienmitgliedern mit dem Virus infiziert. Die Experten der WHO, zumeist Epidemiologen, schlussfolgerten daraus, völlig übereilt und ohne Rücksprache, dass die Häufung in Tanah Karo ein Fall von Mensch-zu-Mensch-Übertragung sei.
Damit traten sie arroganterweise mit einem Statement vor die lokale und internationale Presse, was in der Weltöffentlichkeit heissen musste, dass die furchtbare Vogelgrippe-Pandemie begonnen hatte. Dies hätte für das Land Indonesien verheerende Konsequenzen gehabt, und das Land wäre isoliert worden.
Supari beschreibt, wie sie sich zu wehren begann: «Zuerst sandte ich einen deutlichen Hinweis an die WHO in Indonesien, weil sie eine ungesichere Stellungnahme abgegeben hatten, die für Indonesien schlimme Konsequenzen haben könnte. […] Zweitens fragte ich nach der DNS-Sequenz des Virus aus Tanah Karo, der an die WHO-CCs gegeben worden war. […] Drittens wies ich die WHO Indonesien an, die Nachrichten von CNN zu korrigieren, oder ich würde sie bei den Vereinten Nationen verklagen.» Dann hielt sie eine Pressekonferenz ab, an der sie die voreilig herausgegebene Meldung selbst korrigierte.
Selbst als sie das Ergebnis der DNA-Analyse aus einem Labor ihrer Wahl (ohne WHO-Anerkennung) – das Eijkman Institut in Indonesien, geleitet von Professor Sangkot Marzuki – und damit den Beleg hatte, dass es sich bei dem H5N1-Virus von Tanah Karo lediglich um eine etwas aggressivere Form dieses Viruses handelte und die Mensch-zu-Mensch-Übertragung damit nicht bestätigt werden konnte, wurde diese neue Information ignoriert und von den Wissenschaftlern und von der WHO totgeschwiegen.
NAMRU2 Am 24.4.2008 war in der «Jakarta Post» zu lesen, dass genau dieses Labor die Immunität aller ihrer Mitarbeiter verlangte. Obwohl Michael Leavitt selbst nach Indonesien reiste, gab die indonesische Regierung dem Antrag nur eingeschränkt statt. Stattdessen forderte der indonesische Aussenminister Eddy Pratomo volle Transparenz. Indonesien sollte Zugang zu allen Forschungen und deren Resultaten erhalten. Es wurde nämlich vermutet, dass das Labor geheimdienstlich tätig sein könnte. Die NAMRU Labore dienten vor allem dem militärischen Personal der USA, die dort stationiert waren. Im April 2008 hatte Siti Supari den Virustransfer an das NAMRU2 Labor gestoppt, bis sie bereit waren, ihre Forschungsresultate mit Indonesien und den anderen Ländern zu teilen, so dass diese ihren eigenen Impfstoff herstellen konnten. |
Viren für Los Alamos ...
Obwohl die eigenen Wissenschaftler im Land sehr gut, wenn nicht sogar besser ausgebildet sind, werden sie nicht gleich behandelt wie die der Industrieländer: So war Indonesien vom US-Gesundheitsminister Michael Leawitt eine Spende von 3 Millionen US-Dollar versprochen worden, von denen das Land nichts gesehen hat. Bei einem Besuch der US-Aussenministerin Condoleezza Rice erfuhr Dr. Supari, dass das Geld an das NAMRU2 (US naval medical research unit 2) gegeben wurde, mit der Begründung, dass dieses Labor ja gemeinsam mit dem indonesischen Gesundheitsministerium am H5N1-Virus forschte. Das NAMRU2 in Indonesien ist eine grosse Laboreinheit ausserhalb der USA und hat 175 Mitarbeiter, davon sind 19 US-Amerikaner.
Ein wichtiges Kapitel in ihrem Buch beschäftigt sich mit dem geheimen Labor von Los Alamos. Bei ihren Nachforschungen über den Verbleib der DNA-Sequenzen des H5N1-Virus erfuhr sie, dass das Genmaterial über die WHO und die WHO-CCs direkt an das Los Alamos National Laboratory in New Mexico geliefert wurde. Dort gab es nur wenige Forscher, die mit den DNA-Sequenzen forschen durften.
... für Impfstoff oder Biowaffen?
Los Alamos ist das Labor, in dem biologische, chemische und atomare Waffen erforscht werden. «Es schockierte mich zutiefst. Ich wusste, dass das Labor in Los Alamos unter Kontrolle des amerikanischen Energieministeriums stand. Es war genau dieses Labor, das 1945 die Atombombe zur Zerstörung Hiroshimas entwickelt hatte. Es ist anzunehmen, dass sie genau dieselbe Einrichtung dazu benutzen, chemische Waffen zu erforschen und herzustellen. Welch erschreckende Tatsache. Die Daten über die DNS-Sequenz des H5N1-Virus standen ausschliesslich den Wissenschaftlern aus Los Alamos zur Verfügung. Ob sie sie dazu verwendeten, einen Impfstoff oder eine chemische Waffe herzustellen, würde von den Erfordernissen und Interessen der US-Regierung abhängen. Es ist in der Tat eine sehr gefährliche Situation für das Schicksal der gesamten Menschheit.» (S. 19)
Supari äussert zu Recht die Vermutung, dass ein von Indonesien an die WHO gesandter Stamm ebenso an Los Alamos weitergegeben worden sein könnte – zur Herstellung biologischer Waffen. «Der Absender erfuhr nie das weitere Schicksal seiner Proben. Wurden sie an eine nicht kommerzielle Institution gesandt, um einen Impfstoff zu entwickeln, der von den betroffenen Ländern benötigt wurde? Oder wurden sie an kommerzielle Unternehmen gesandt oder an irgendeinen Ort, an dem sie zu biologischen Waffen verarbeitet wurden?» (S. 13)
Als sie nach den Daten des Tanah-Karo-Virus fragte, die sie über die WHO-CCs geliefert hatte, erfuhr sie aus dem Internet, dass das Los-Alamos-Labor geschlossen worden war. Wo aber waren ihre Virenstämme gelandet? Ein Teil der Daten wurde an das Global Initiative on Sharing Avian Influenza Data (GISAID) und der Rest an die Bio Health Security (BHS) verteilt. Sie hatte erfahren, dass viele der Forscher wie auch des Personals von Los Alamos an das BHS gewechselt hatten. Sie fragte sich, ob das BHS eine Forschungsanstalt ist, um biologische Waffen zu entwickeln, unter der Aufsicht des Pentagon. «Wenn dies so wäre, dann würde es bedeuten, dass das Spiel unter anderem Namen an einem anderen Ort weitergespielt wurde.» (S. 21)
Vor den Verhandlungen mit der WHO wird ihre Vermutung von der Generaldirektorin der WHO, Dr. Margret Chan, bestätigt. Bei einem Treffen mit ihr sagte sie: «Was Sie in Ihrer Rede sagten, ist tatsächlich wahr. Es gab einen Kriminellen in der WHO, der die Zuchtlinie des Virus oder die Daten darüber nach Los Alamos geschickt hat. Aber jetzt wurde er gestoppt, Frau Ministerin.» «Bitte helfen Sie mir und David Heymann. Wir haben das System von unseren Vorgängern übernommen. Und ich hoffe, ich kann es verändern, Madame», fuhr sie fort. (S. 129)
Anfang Dezember 2006 beschloss Indonesiens Regierung, die Abgabe ihrer Viren an die WHO und die an der WHO angeschlossenen Laboratorien zu unterbrechen, solange diese dem undurchsichtigen Mechanismus des GISN folgten. Statt dessen forderte sie Transparenz, so dass die von der Vogelgrippe schwer betroffenen Länder von der Virenabgabe profitieren können.
Es beginnt ein zähes Ringen auf internationaler Ebene. Supari stellte dabei fest, dass das Sekretariat der WHO eigenmächtig eine Streichung einer Passage in den Richtlinien für den Austausch von Virenmaterial von 2005 bis 2007 vorgenommen hatte. Diese Passage regelte den ordnungsgemässen Austausch des Virenmaterials, so dass die Virenstämme im Besitz des Ursprungslands blieben (Material Transfer Agreement, MTA). […] «Meiner Meinung nach war dies ein extremer Rechtsbruch, wenn nicht sogar ein Verbrechen, begangen von einer Organisation, die von einer untadeligen Verwaltung geführt werden sollte.» (S. 61) Die WHO hatte sich über die WHA gestellt. Zu Recht prangert Dr. Supari diese Ungerechtigkeit an.
Biologische Waffen aus Los Alamos? Ein leitender Forscher beim Verteidigungsministerium, Isro Samiharjo, erzählte den Zuhörern, die US-Regierung verwende Los Alamos zur Entwicklung biologischer Waffen. Isro stützte Sitis Behauptung und sagte, dieselben Proben könnten zur Entwicklung von Waffen verwendet werden. Er fügte hinzu, dass es in den 1980er Jahren ein ähnliches Szenario gegeben habe, als Schädlinge grosse Mengen von Reisfeldern angriffen und Indonesien – bis heute – zum Importeur von Reissaatgut wurde. Isro sagte, dass biologische Waffen dazu benutzt werden könnten, ein Land von einem anderen abhängig zu machen, einem Zustand der auch als «verdeckter Imperialismus» bezeichnet wird. «Es gibt offensichtlich eine Verschwörung», sagte er und diskutierte dann die Beteiligung der Vereinigten Staaten an der Entwicklung von Biowaffen. Mit der unausweichlichen Entwicklung solcher Waffen, sagte Isro, hätte sich das indonesische Verteidigungsministerium und seine Abteilung für Verteidigungspotential auf die biologische Verteidigung konzentriert. Quelle: «Jakarta Post» vom 16.3.200 |
Kriminelle Machenschaften bei der WHO?
Am 28. März 2007 organisierte Dr. Supari zwei High-Level-Meetings (HLM) mit ähnlich gesinnten Ländern. In der Eröffnungsrede stellt sie ihre Forderungen.
Am Vortag hatte sie bei einem High-Level-Technical-Meeting (HLTM), das sie einberufen hatte, bereits einen Konsens darüber erreicht, dass es ein neues Verfahren für den Virenaustausch braucht: «Wir können nicht weitermachen, ohne die Hoffnung zu äussern, dass – so wie es mit der WHO vereinbart wurde – ein jegliches Programm zur Weitergabe von Viren in verantwortlicher Weise ausschliesslich dazu genutzt wird, Risiken abschätzen zu können und nicht nur für die kommerzielle Produktion von Impfstoffen verwendet werden darf, ohne dass man weiss, aus welchem Land die Proben stammen. Ich muss diesen Standpunkt einnehmen, weil es wichtig ist zu betonen, dass die Entwicklungsländer einen gleichwertigen Zugang zum H5N1-Grippe-Impfstoff zugesichert bekommen. Bis heute sind 10% in Europa und Nordamerika konzentriert, und dieser Teil der Welt hat 90% der Produktionskapazitäten für den Grippeimpfstoff. Das bedeutet, dass im Falle einer Krise die Mehrheit der Entwicklungsländer keinen Zugang zu Impfstoffen während und möglicherweise auch nach der ersten Welle der Pandemie hätte. Wir müssen daher unsere Bemühungen verstärken, effektive Methoden für die Produktion und Verteilung von Impfstoffen für Pandemien zu suchen und dabei die technischen, wirtschaftlichen und humanitären Anliegen in der Weise mit einzubeziehen, so dass wir weltweit wirksam darauf vorbereitet sind.» (S. 180)
Ein erster Schritt zum Schutz für alle
An dem Treffen auf höchster Ebene nahmen Gesundheitsminister, hohe Vertreter und Beamte aus 12 betroffenen Ländern und 23 weiteren entwickelten und unterentwickelten Ländern, impfstoffproduzierende Länder und andere wichtige Interessenvertreter teil, darunter die WHO. Das Treffen endete mit der «Jakarta Declaration on Responsible Practices for sharing Avian Influenza Viruses and Resulting Benefits». In dieser wird gefordert, die ganze Problematik an der WHA mit allen Mitgliedsländern zu diskutieren. Am 14. Mai 2007 fand in Genf das sechzigste Treffen der WHA statt, dessen Ergebnis in der Resolution WHA 60.28 festgehalten wurde. In einem wichtigen Regierungstreffen am 20. November 2007 haben alle Länder zugestimmt, dass es für das GISN keinen Platz in der WHO gibt.
Mitte Mai 2009 findet die 62. Sitzung der WHA in Genf statt. Gerade noch Zeit genug, Dr. Suparis wichtiges Buch zu lesen.
*Dr. Siti Fadilah Supari, PhD, ist seit 2004 Gesundheitsministerin von Indonesien. Sie stammt aus Solo in Zentral Java und ist Konsiliarärztin für Kardiologie und Fachärztin für Herz- und Blutgefässerkrankungen.
Quelle: Zeit-Fragen Nr. 16
Originalartikel veröffentlicht am 21.4.2009
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