Kapitel 20
Der Plan
Nachdem die bayrische Regierung im Jahre 1786 die Dokumente der von Adam Weishaupt geleiteten Geheimgesellschaft der „Illuminaten“ beschlagnahmt und sie im Jahr darauf veröffentlicht hatte, lag ein hieb- und stichfester Beweis für die Existenz einer Verschwörung vor. Die Dokumente enthüllten nämlich den Plan für eine Weltrevolution sowie das Vorhandensein einer mächtigen Organisation, deren Angehörige teilweise gesellschaftliche Spitzenpositionen einnahmen. Fortan war kein Zweifel mehr daran statthaft, dass es in allen Ländern und Gesellschaftsklassen Männer gab, die sich zusammengetan hatten, um alle legalen Regierungen zu stürzen und alle Religionen zu vernichten. Als die Beweise für die Existenz dieser Verschwörerorganisation ans Licht gekommen waren, tauchte sie sofort wieder in den Untergrund ab, überlebte jedoch und arbeitete weiterhin zielstrebig auf die Verwirklichung ihres Plans hin; 1917 ließ sie dann die Maske fallen und trat mit einem Paukenschlag ins Rampenlicht. In Gestalt der internationalen kommunistischen Bewegung verfolgt sie ihre Anno 1786 durch den Coup der bayrischen Regierung bloßgestellten Ziele seither ohne jede Tarnung weiter, wobei sie sich jener Methoden bedient, die in den beschlagnahmten Dokumenten dargelegt worden waren.
Die Veröffentlichung der Weishaupt-Dokumente wurde durch einen Zufall ermöglicht, der nicht minder bizarr war als die Sicherstellung der Whittaker-Chamber-Papiere im Jahre 1948. 2 Es handelte sich lediglich um einen kleinen Teil der dokumentarischen Belege für die Realität der Verschwörung; der Hauptteil war vor 1786 vernichtet worden, nachdem das eine oder andere über das Treiben und die Pläne der Illuminaten durchgesickert war – teils durch die Prahlereien einiger Angehöriger des Ordens, teils durch die Enthüllungen von Mitgliedern, die sich (wie Chambers 160 Jahre später) von der Organisation, der sie angehörten, abgestoßen fühlten, nachdem sie ihre wahre Natur durchschaut hatten. Beispielsweise wurde die Herzogswitwe Maria Anna von Bayern 1783 von ehemaligen Illuminaten darüber unterrichtet, dass der Orden jede Religion als „Unsinn“ betrachtete (Lenins „Opium für das Volk“), Patriotismus für „kindisch“ hielt, die Ansicht vertrat, der Mensch solle sich bei der Gestaltung seines Lebens von der Leidenschaft und nicht von der Vernunft lenken lassen, es für statthaft erachtete, seine Feinde zu vergiften etc. Als Ergebnis dieser und anderer ihm zugegangener Informationen erließ der Herzog von Bayern 1785 ein Edikt gegen die Illuminaten; diese wurde als Zweig der Freimaurerei bezeichnet, und es wurde Regierungsbeamten, Angehörigen des Heeres, Professoren, Lehrern und Studenten verboten, dem Orden beizutreten. Die Gründung von Geheimgesellschaften (d.h. von nicht ordnungsgemäß registrierten Vereinigungen) wurde ganz allgemein untersagt.
Das Verbot (das selbstverständlich nicht durchgesetzt werden konnte, weil sich Geheimgesellschaften per definitionem nicht per Dekret auflösen lassen) war für die Verschwörer ein Warnschuss vor den Bug. Laut zwei Historikern der Illuminatenbewegung, C. F. Forester und Leopold Engel, wurde „eine erhebliche Anzahl der wertvollsten Papiere des Ordens entweder sorgfältig verborgen oder verbrannt“, so dass „nur wenige Dokumente überlebt haben, denn die meisten waren zerstört worden, und Beziehungen zu Außenstehenden waren zwecks Vermeidung von Verdacht abgebrochen worden“. In anderen Worten: Der Orden tauchte ab. Unter diesen Umständen können die 1786 vorgefundenen Dokumente lediglich die Spitze des Eisbergs gewesen sein. Forestier schreibt, 1784 (dem letzten Jahr, in dem die Illuminaten ihre Macht nicht nur nicht vertuschten, sondern regelrecht damit protzten) habe sich der Orden von seinem bayrischen Stützpunkt aus „über ganz Mitteleuropa vom Rhein bis zur Weichsel und von den Alpen bis zur Ostsee“ erstreckt; zu seinen Mitgliedern hätten „junge Menschen, welche die ihnen eingebleuten Prinzipien später in die Praxis umsetzten“, ebenso gehört wie „Beamte aller Art, die ihren Einfluss für die Ziele des Ordens geltend machten, Kleriker, die Gefallen daran fanden, ‚tolerant' zu sein, sowie Fürsten, auf deren Schutz der Orden zählen konnte und die er zu kontrollieren hoffte“. Dem Leser wird nicht entgangen sein, dass diese Schilderung wie ein Spiegelbild des Kommunismus in unseren Tagen anmutet, abgesehen vom Hinweis auf die „Prinzen“, deren Zahl seit 1784 empfindlich geschrumpft ist.
Obschon die vorgefundenen und veröffentlichten Papiere keinen Aufschluss über die zahlenmäßige Stärke und den Einfluss der Illuminaten vor allem in Frankreich, England und Amerika vermittelten, warfen sie ein grelles Licht auf die Natur der Gesellschaft und ihre zerstörerischen Ziele. 1785 war ein Abgesandter des Ordens während einer Reise nach Schlesien vom Blitz getroffen worden. Die bei ihm entdeckten Dokumente führten dazu, dass die Häuser zweier führender Illuminaten durchsucht wurden. Ein Briefwechsel zwischen „Spartakus“ (Adam Weishaupt) und den „Areopagiten“ (seinen engsten Vertrauensmännern) sowie andere Papiere enthüllten das ganze Ausmaß des Plans zur Weltrevolution, dessen Ergebnisse wir im 20. Jahrhundert unter dem Namen „Kommunismus“ so hautnah kennengelernt haben.
Niemand wird heute ernstlich behaupten wollen, dieser grandiose Zerstörungsplan sei dem Gehirn eines bayrischen Professors entsprungen. Sehr viel glaubhafter wirkt da Nesta Websters These, wonach Weishaupt und seine Verbündeten nichts anderes taten, als eine furchterregende Kraft, die seit Jahrhunderten geschlummert hatte, zu erwecken und auf die Welt loszulassen.
Als Weishaupt den Illuminatenorden am 1. Mai 1776 gründete, war er Dekan der juristischen Fakultät an der Universität von Ingolstadt (auch heute unterrichten Professoren, die insgeheim kommunistischem Gedankengut huldigen, oft an den juristischen Fakultäten). Er war von den Jesuiten erzogen worden, die er später hasste; von ihnen übernahm er, freilich unter umgekehrten ideologischen Vorzeichen, das Geheimnis der Organisation, die Methode, die (wie sich sein Gesinnungsgenosse Mirabeau ausdrückte) darin bestand, dass „Männer, welche über die Welt zerstreut waren, unter einem Oberhaupt auf ein und dasselbe Ziel hin arbeiteten“. Die Idee, Männer durch eine Verschwörung aneinander zu ketten und zur Erreichung eines Ziels zu benutzen, das sie nicht verstehen, findet sich in sämtlichen von der bayrischen Regierung sichergestellten Briefen und sonstigen Dokumenten der Illuminaten.
Diese Idee wird mit leidenschaftlichem Eifer präsentiert, und die vielen Wege zu ihrer Verwirklichung zeugen von höchstem Einfallsreichtum. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sich die Ersteller dieser Dokumente die gesammelten Erfahrungen der Verschwörer früherer Zeiten zunutze gemacht haben; bei ihrer Suche nach den Quellen dieser trüben und perversen Doktrin stieß Nesta Webster bereits in den ersten christlichen Jahrhunderten, ja noch früher, auf handfeste Belege. Hierzu ein Beispiel: Laut Sylvestre de Sacy trieb im 8. Jahrhundert innerhalb des Islam eine subversive Sekte ihr Unwesen, deren Strategie darin bestand, „überall und in allen Klassen der Gesellschaft“ Anhänger zu rekrutieren, mit dem Ziel, den überlieferten Glauben sowie die bestehende Regierung zu zerstören. Der Führer dieser „Ismailiten“, Abdullah Ibn Maymun, plante „eine riesige Geheimgesellschaft mit zahlreichen Stufen der Einweihung zu begründen; dieser sollten Freidenker, welche die Religion als Instrument zur Unterdrückung der Menschen betrachteten, ebenso angehören wie Eiferer aller Sekten“. Gemäß einem anderen Fachmann auf diesem Gebiet, Reinhart Dozy, erreichte Abdullah Ibn Maymun „mit diesen Mitteln das außergewöhnliche Ergebnis, dass eine große Zahl von Menschen verschiedener Glaubensrichtungen einträchtig auf ein Ziel hinarbeiteten, das nur wenigen von ihnen bekannt war“. Diese Schilderung lässt sich mühelos auf die Methoden und Erfolge Adam Weishaupts und des Kommunismus übertragen; in der Literatur der Kabbalisten, der Gnostiker und der Manichäer finden sich zahlreiche Parallelen.
Die Weishaupt-Dokumente sind unbestreitbar echt: Indem die bayrische Regierung es allen Interessenten freistellte, die Papiere in den Münchner Archiven zu besichtigen, durchkreuzte sie von vorneherein jeden Versuch, sie als Fälschungen abzutun.
Aus den Dokumenten gingen drei grundlegende Dinge hervor: Erstens die Ziele der Gesellschaft, zweitens die Methoden, nach denen der Orden organisiert war, und drittens die Mitgliederschaft, wenn auch nur in einem verhältnismäßig kleinen Gebiet (vor allem den süddeutschen Staaten). Im Folgenden werden wir auf alle drei Punkte eingehen.
Die Grundidee des Ordens ging aus dem Briefwechsel zwischen „Spartakus“ und seinen ebenfalls unter Pseudonymen agierenden Mitverschwörern mit aller nur wünschenswerten Deutlichkeit hervor und bestand in der Zerstörung sämtlicher bestehenden Regierungen, Nationen und Religionen, um einer neuen herrschenden Klasse, jener der Illuminaten, den Weg zur Macht zu ebnen. Henri Martin resümiert die Ziele der Geheimgesellschaft wie folgt: „Abschaffung des Eigentums, der gesellschaftlichen Autorität und der Nationalität; Rückkehr des Menschengeschlechts zu jenem glücklichen Zustand, in dem sie eine einzige Familie ohne künstlich geschaffene Bedürfnisse und ohne unnütze Wissenschaften war. Jeder Vater wird Magistrat und Priester zugleich sein – Priester was für einer Religion, wissen wir nicht, denn obwohl sich Weishaupt oft auf den Gott der Natur berief, deutet vieles darauf hin, dass er keinen anderen Gott hatte als die Natur selbst.“
Dies wird von Weishaupt selbst bestätigt: „Fürsten und Nationen werden verschwinden... Die Vernunft wird die einzige Richtschnur des Menschen sein.“ In all seinen Schriften findet sich nicht die Spur eines Hinweises auf eine göttliche Macht außerhalb des Menschen.
Die Attacken gegen „Könige und Fürsten“ waren lediglich ein Tarnmäntelchen für den wirklichen Angriff, jenen auf jede Form der Nation (die seitherigen Entwicklungen haben drastisch gezeigt, dass die Kommunisten in unseren Tagen, wo Könige und Fürsten zur Mangelware geworden sind, proletarische Premierminister und Politiker genau so kaltblütig über die Klinge springen lassen wie gekrönte Häupter), und die Kritik an den „Priestern“ war nichts weiter als ein Rauchvorhang, hinter dem sich der Angriff auf jegliche Form von Religion verbarg. In beiden Fällen ging das wahre Ziel aus Weishaupts eigener Korrespondenz mit seinen Vertrauensmännern hervor, während die vorgetäuschten Ziele für Illuminaten minderen Ranges gedacht waren – oder für die Öffentlichkeit, falls diese Wind von den Ränken des Ordens bekam. Weishaupts bewundernswertes Geschick bei der Rekrutierung wichtiger Persönlichkeiten, die sich ihm anschlossen, um ihre „fortschrittliche“ oder „liberale“ Gesinnung unter Beweis zu stellen, wird durch die Zahl der Adeligen und Priester belegt, die auf den Mitgliederlisten seiner Organisation figurierten.
Das schlagendste Beispiel für seinen Erfolg und für die Mühelosigkeit, mit der er seine Methoden der konkreten Situation anpasste, war sein Umgang mit der Religion. Sein Angriff auf die Religion war in jenen Tagen ungleich waghalsiger und schockierender als in unseren; schließlich haben wir lange genug mit bekennenden Kommunisten zusammengelebt, um uns mit einer Denkweise vertraut zu machen, die zu Weishaupts Zeiten kaum fassbar schien, nämlich dass der Mensch, nachdem er den Weg zur Idee Gottes gefunden hat, wieder den umgekehrten Weg einschlagen soll!
Ursprünglich hatte Weishaupt mit dem Gedanken geliebäugelt, die Anbetung des Feuers zur Religion des Illuminatentums zu machen. Dies hätte ihm unter dem Klerus allerdings kaum Anhänger beschert, so dass er schon bald auf eine weit klügere Strategie verfiel, der Heerscharen von Priestern auf dem Leim krochen. Er behauptete nämlich, Jesus habe eine „geheime Lehre“ besessen, die zwar nie im Klartext offenbart worden sei, die man jedoch erschließen könne, wenn man in den Evangelien nur fleißig genug zwischen den Zeilen lese. Diese geheime Lehre solle die bestehende Religion ersetzen und an ihrer Stelle die Vernunft auf den Thron heben; wenn die Vernunft zur Religion der Menschheit geworden sei, ließen sich alle Probleme lösen. Die Idee, einer Geheimgesellschaft beizutreten, deren wahrer Begründer Jesus gewesen war, erwies sich für viele Angehörige des Klerus als unwiderstehlich: Bereitwillig durchschritten sie das Tor, das sich vor ihnen auftat. Für die damalige Zeit war dies fürwahr außergewöhnlich, während kommunistische Priester heutzutage fast schon eine Alltagserscheinung sind.
Die Illuminatenführer machten sich privat über ihre naiven Gefolgsleute lustig. So schrieb Weishaupts führender Mitarbeiter „Philo“ (hinter dem Pseudonym verbarg sich der hannoveranische Baron von Knigge): „Wir sagen dann, Jesus habe keine neue Religion einführen, sondern lediglich die Naturreligion und die Vernunft in ihren alten Rechten wiederherstellen wollen... Es gibt viele Stellen in der Bibel, auf die man sich hierbei stützen kann; deshalb hören sämtliche Streitereien zwischen den Sekten auf, wenn man in der Lehre Jesu einen vernünftigen Sinn finden kann, mag dieser nun zutreffen oder nicht. Weil die Leute sehen, dass wir die einzigen wirklichen und wahren Christen sind, können wir das eine oder andere Wort gegen die Priester und Fürsten fallen lassen, aber ich habe es so eingerichtet, dass wir nach vorhergehender Prüfung Päpste und Könige in diesen [für den Klerus und den Adel bestimmten] Grad aufnehmen können. In den höheren Mysterien müssen wir dann: a) Den frommen Betrug enthüllen, und b) Gestützt auf alle Schriften den Ursprung sämtlicher religiösen Lügen und den Zusammenhang zwischen ihnen offenbaren...“
„Spartacus“ war hochzufrieden: „Ihr könnt euch nicht vorstellen, welches Aufsehen unser Priestergrad auslöst. Das Wundervollste ist, dass große protestantische und reformierte Theologen, die dem Illuminatentum angehören, immer noch glauben, die von diesem gelehrte Religion atme den wahren und echten Geist des Christentums. Oh Mensch, was kann man dir nicht alles weismachen! Ich hätte nie geglaubt, dass ich der Begründer einer neuen Religion werden würde.“
Indem er Priester davon zu überzeugen vermochte, dass eine Unreligion der wahre Glaube und der Antichrist das wahre Christentum sei, brachte Weishaupt seinen Orden in Bayern einen großen Schritt vorwärts. Mit Genugtuung konstatierte er, dass alle den Illuminaten fern stehenden Professoren von der Universität Ingolstadt gefeuert worden waren, dass die Gesellschaft ihre klerikalen Angehörigen mit „handgreiflichen Vorteilen, Gemeinden, Positionen am Hof“ belohnt hatte, dass die Schule der Kontrolle der Illuminaten unterstanden und dass sich das Seminar für junge Priester schon bald in den Händen des Ordens befinden würde, worauf es diesem möglich sein werde, „ganz Bayern mit passenden Priestern zu versorgen“.
Weishaupts Feindschaft gegen die Religion war das hervorstechendste Merkmal seiner Lehre. Seine Vorstellungen vom „Gott der Vernunft“ und dem „Gott der Natur“ erinnern auffallend an jene primitive Religion, die das Judentum für die Goyim vorsieht; da aus dem Illuminatentum der Kommunismus hervorging und die kommunistische Bewegung unter jüdische Kontrolle geriet, verdient diese Tatsache gebührende Beachtung. Laut dem jüdischen Religionsgesetz werden die Nichtjuden keinen Anteil an der kommenden Welt haben und besitzen keinen Anspruch auf irgendeine Religion außer derjenigen der Vernunft und der Natur, just jene Religion also, die Weishaupt predigte. Moses Mendelssohn3 äußerte sich laut seinen Memoiren wie folgt:
„Unsere Rabbiner lehren einmütig, dass die geschriebenen und mündlichen Gesetze, die gemeinsam unsere offenbarte Religion bilden, nur für unsere eigene Nation verbindlich sind. Moses überlieferte uns ein Gesetz, ja das Erbe der Gemeinschaft Jakobs. Wir glauben, dass alle anderen Nationen der Erde von Gott dazu angeleitet worden sind, der Naturreligion anzuhängen... Jene, die ihr Leben getreu den Vorschriften der Religion der Natur und der Vernunft gestalten, werden tugendhafte Menschen anderer Nationen genannt.“
Dieser Autorität zufolge hat Gott die Nichtjuden also aus seiner Gemeinschaft ausgeschlossen und ihnen befohlen, einzig und allein die Gebote der Religion der Vernunft und Natur zu befolgen. Dies entspricht haargenau dem, wozu Weishaupt seine Anhänger anhielt. Falls die talmudistischen Rabbiner keinen Anteil an der Begründung des Illuminatenordens hatten (und bisher hat kein Forscher beweisen können, dass dies der Fall gewesen wäre), tritt der Grund dafür, dass die Juden später eine führende Rolle beim Kommunismus gespielt haben, klar zutage.
Soviel zu den Zielen der Illuminaten; sie entsprachen vollumfänglich jenen des Kommunismus in unseren Tagen. Bezüglich der Methoden, mit denen diese Ziele erreicht werden sollten, lässt sich sagen, dass dabei alle Niederträchtigkeiten, deren der Mensch fähig ist, zum Zuge kamen. Unter den Dokumenten fanden sich zwei Pakete mit Papieren, welche die Öffentlichkeit damals besonders entsetzten. Sie enthielten Beweise dafür, dass der Orden das Recht beanspruchte, über Leben und Tod seiner Mitglieder zu entscheiden, ferner Lobpreisungen des Atheismus, die Schilderung einer Maschine zur automatischen Zerstörung von Geheimpapieren, Anleitungen für die Durchführung von Abtreibungen, die Fälschung von Siegeln, die Herstellung giftiger Parfüme und Geheimtinte und dergleichen mehr. Dies alles gemahnt an die Ausstattung eines kommunistischen Labors und mag heutzutage nicht mehr besonders aufregend wirken, doch 1787 erweckten diese Enthüllungen bei den Bewohnern des katholischen Bayern den Eindruck, sie hätten dem Teufel in den Rachen geblickt.
Unter anderem enthielten die Weishaupt-Dokumente ein Diagramm, das Aufschluss über die Art und Weise vermittelte, wie „Spartacus“ die Kontrolle über seine Organisation ausübte. Es erinnert an einen Kettenbrief oder eine Bienenwabe und ist mit dem legendären „Zellensystem“ kommunistischer Untergrundorganisationen identisch. Dieses System zeugt von höchster Intelligenz, aber auch von jahrhundertelanger Erfahrung, denn solche Methoden sind zwangsläufig die Frucht einer langen Versuchsperiode. Das Geheimnis besteht darin, dass jeder Schlag gegen eine solche Organisation bestenfalls lokale Erfolge zeitigen kann, welche die Struktur als Ganzes nicht ernsthaft zu erschüttern vermögen, da diese solche Niederlagen immer wieder ausbügeln kann. Wenn einige Verbindungen (oder Zellen) zerstört werden, können sie in absehbarer Zeit neu aufgebaut werden, und in der Zwischenzeit funktioniert die Organisation ohne nennenswerten Schaden weiter.
Im Zentrum des Netzes saß Weishaupt, und er hielt sämtliche Fäden in der Hand. „Man muss zeigen, wie leicht es für einen klugen Kopf wäre, Hunderte oder gar Tausende von Männern zu leiten“, schrieb er über das Diagramm und fügte unter diesem hinzu: „Unmittelbar unter mir stehen zwei Männer, die mir restlos ergeben sind; jeder von diesen beiden hat zwei weitere Männer unter sich, und so weiter. Auf diese einfache Weise kann ich tausend Männer in Bewegung setzen und zum Handeln veranlassen; auf diese Weise muss man Befehle erteilen und auf die Politik einwirken.“
Als die Dokumente der Illuminaten veröffentlicht wurden, erfuhren die meisten Mitglieder des Ordens, dass Weishaupt ihr Oberhaupt war; zuvor war dies lediglich seinen engsten Vertrauten bekannt gewesen. Die große Masse der Angehörigen hatte bloß gewusst, dass sie einem „geliebten Führer“ oder „großen Bruder“ unterstand, einem allweisen, aber strengen Wesen, das die Welt mit ihrer Hilfe neu gestalten würde. Somit hatte Weishaupt das „außergewöhnliche Ergebnis“ erreicht, das man Abdullah Ibn Maymun in der islamischen Welt zuschreibt: Unter seiner Leitung arbeitete eine „Vielzahl von Menschen verschiedener Glaubensrichtungen einträchtig auf ein Ziel hin, das nur wenige von ihnen kannten“.
Die Tatsache, dass jeder dieser Gimpel lediglich jene zwei anderen Gimpel kannte, mit denen er persönlich zusammenarbeitete, hätte nicht ausgereicht, um ein solches Resultat zu bewerkstelligen. Mit welchen Mitteln wurden die Illuminaten zusammengehalten? Die Antwort lautet, dass Weishaupt das Geheimnis entdeckte (oder ihm dieses von einer höheren Intelligenz offenbart wurde), das die Weltrevolution heute, im Zeitalter des Kommunismus, zusammenkittet und auf dem ihre Stärke beruht: Terror.
Alle Angehörigen des Ordens nahmen „erleuchtete“ Namen an, derer sie sich im Verkehr miteinander sowie in ihrer Korrespondenz bedienten. Diese Praxis der Decknamen ist noch heute üblich. Als die Kommunisten in Russland 1917 die Macht ergriffen, lernte die Welt ihre Führer unter Pseudonymen kennen, die bis zum heutigen Tage in den Geschichtsbüchern stehen. Die Enthüllungen über die kommunistische Untergrundtätigkeit in Amerika, Kanada, England und Australien von 1945 bis 1955 belegen, dass die Männer, die als kommunistische Agenten im Regierungsapparat dieser Staaten tätig waren, ebenfalls unter Decknamen gewirkt hatten, wie es seit Weishaupts Zeiten üblich war.
Weishaupts Orden war nach Graden oder Kreisen aufgebaut, wobei der äußere Kreis aus Neulingen oder Gimpeln minderen Ranges bestand. Die Aufnahme in einen höheren Grad ging Hand in Hand mit der Einweihung in weitere Einzelheiten des großen, geheimnisvollen Plans. Weishaupt rekrutierte mit Vorliebe junge Männer zwischen 15 und 30, da diese am leichtesten zu beeinflussen sind. (Diese Praxis wurde in unseren Tagen fortgesetzt: Alger Hiss, Harry Dexter White, Whittaker Chambers, Donald Maclean, Guy Burgess und viele andere gingen den Werbern an amerikanischen oder britischen Universitäten ins Netz.) Mit der Rekrutierung einer immer größeren Zahl von Mitgliedern sowie dem Auftauchen unvorhergesehener Schwierigkeiten kamen neue Grade hinzu. Wir haben bereits erwähnt, mit welchen Mitteln der Orden Geistliche köderte. Auch hier traten die Kommunisten in die Fußstapfen Weishaupts, indem sie ihren Anhängern einredeten, Jesus sei der erste Kommunist gewesen; sie taten also nichts anderes, als das Wort „Illuminat“ durch das Wort „Kommunist“ zu ersetzen. Man erkennt, dass die Methoden, mit denen der Orden seine Mitglieder anwarb, auf den individuellen Hintergrund der Opfer zugeschnitten waren.
Die jungen Männer, die man für die Verschwörung anwarb, wurden bei einer furchteinflößenden Zeremonie vereidigt, zu der auch die Nachäffung der christlichen Sakramente gehörte. Es wurde von ihnen verlangt, ein Dossier über ihre Eltern anzulegen, in dem ihre „vorherrschenden Leidenschaften“ aufgelistet waren, und sich gegenseitig auszuspionieren. Auch diese Praktiken werden im Kommunismus weitergeführt; eine mögliche Quelle ist hier das „mosaische Gesetz“, das seinen Anhängern befiehlt, der Häresie verdächtigte Verwandte zu denunzieren und die Wächter von anderen Wächtern überwachen zu lassen.
Ein junger Illuminat musste zwangsläufig den Eindruck erhalten, dass er nie wissen konnte, wieviele unbekannte Vorgesetzte jeden seiner Schritte mit Argusaugen beobachteten; schließlich kannte er nur seine unmittelbaren Vorgesetzten. Er wurde angewiesen, seine Umgebung auszuspionieren, und folgerte daraus, dass man auch ihn ausspionierte. Dies ist das Grundprinzip des Terrors; um diesen wirklich wirksam zu machen, reichen Mord, Folter und Kerker allein nicht aus. Es bedarf dazu der Einsicht, dass man niemandem trauen darf, nicht einmal seinem eigenen Sohn oder Vater oder Freund; erst dieses Bewusstsein erzeugt die erwünschte vollkommene Unterwerfung. Seit Weishaupts Zeiten hat dieser geheime Terror in den Ländern des Westens stets existiert. Wer ihn nie persönlich kennengelernt hat, kann sich ein Bild von seiner gegenwärtigen Schlagkraft machen, indem er liest, wie sich Whittaker Chambers vor der Rache seiner kommunistischen Herren verbarg, nachdem er sich dazu durchgerungen hatte, mit ihnen zu brechen.
Aus den Weishaupt-Papieren ging hervor, dass der Illuminatenorden zehn Jahre nach seiner Gründung mehrere tausend Mitglieder zählte, von denen ein erheblicher Teil wichtige gesellschaftliche Positionen einnahm und folglich in der Lage war, auf das Handeln von Herrschern und Regierungen einzuwirken – ganz abgesehen davon, dass er sogar gekrönte Häupter zu den Seinen zählte: Wie der Marquis de Luchet berichtete, schlossen sich rund dreißig regierende und nichtregierende Fürsten nichtsahnend einem Orden an, deren Führer die Vernichtung des Adels auf ihre Fahnen geschrieben hatten! Dazu gehörten die Herzoge von Braunschweig, Gotha und Sachsen-Weimar, die Fürsten von Hessen und Sachsen-Gotha sowie der Kurfürst von Mainz. Auch Fürst von Metternich, der berühmte Pädagoge Heinrich Pestalozzi, Botschafter, Politiker und Professoren waren Mitglieder des Illuminatenordens. Zu guter Letzt gehörte diesem ein Dichter an, welcher zwanzig Jahre später ein unvergängliches Meisterwerk über einen Mann verfassen sollte, der seine Seele dem Teufel verkauft. Es lässt sich nicht von der Hand weisen, dass Faust in Wahrheit die Geschichte Goethes und seiner Beziehung zu den Illuminaten ist. Auf dasselbe Grundthema stoßen wir in Whittaker Chambers' Buch Witness sowie anderen Zeugnissen von Menschen, die sich in unseren Tagen vom Kommunismus losgesagt haben.
Diese Listen waren selbstverständlich keineswegs vollständig: Wie bereits erwähnt, hatte der Orden im Jahre 1786 nach der bei zwei der engsten Mitarbeiter Weishaupts durchgeführten Hausdurchsuchung eine Reihe von Vorsichtsmassnahmen getroffen. Aus demselben Grund erfassten die Diagramme nur einen Teil des Gebiets, in dem die Illuminaten Fuß gefasst hatten. Wie aus Weishaupts eigenem Diagramm hervorging, war der Orden so aufgebaut, dass nie mehr als ein Segment davon geschädigt werden konnte, wenn das eine oder andere Mitglied den Behörden ins Netz ging. Unter diesen Umständen lässt sich nicht ausschließen, dass Weishaupt selbst lediglich ein regionaler Führer war und die Identität der eigentlichen Drahtzieher der weltrevolutionären Organisation niemals enthüllt worden ist.
Obschon die beschlagnahmten Dokumente keinerlei französische Namen oder sonstige Hinweise auf die Macht des Ordens in Frankreich enthielten, blies die drei Jahre später ausgebrochene Französische Revolution zum Sturmangriff auf jegliche Autorität und Religion, genau wie es Weishaupt und seine Spießgesellen geplant hatten. Im Dienste der Weltrevolution stehende Autoren haben sich die Finger wundgeschrieben, um jeglichen Zusammenhang zwischen dem Illuminatentum und der Französischen Revolution in Abrede zu stellen, wobei sie sich des fadenscheinigen Arguments bedienten, die Geheimgesellschaft sei ja 1786 verboten worden und habe folglich keinen Einfluss auf eine Entwicklung ausüben können, die erst 1789 begann.
Tatsache ist, dass das Illuminatentum durch das Verbot genau so wenig ausgemerzt wurde, wie ein Verbot kommunistischer Bewegungen heute den Kommunismus ausmerzen könnte. Es unterliegt keinem Zweifel, dass Agenten des Ordens der Französischen Revolution jene Züge verliehen, die sie als Werk von Weltrevolutionären und nicht von mit den Verhältnissen in ihrer Heimat unzufriedenen Franzosen auswiesen. Während der Periode des Terrors wurden Taten begangen, die für den Durchschnittsmenschen früher undenkbar gewesen wären, in den Hirnen der Illuminaten jedoch längst Gestalt angenommen hatten. Wer, außer diesen, hätte beispielsweise auf die Idee verfallen können, die Gefäße, aus denen das Abendmahl gereicht wird, öffentlich von einem Esel durch die Strassen von Paris tragen zu lassen? Den Illuminaten war dergleichen bestens vertraut, gehörte die Verhöhnung der christlichen Sakramente doch zu ihren Einweihungsritualen. Wer, wenn nicht Weishaupt oder einer seiner Geistesverwandten, konnte auf den Gedanken gekommen sein, in der Kathedrale von Notre Dame eine Schauspielerin als „Göttin der Vernunft“ auftreten zu lassen?
„Um den Teufel heraufzubeschwören... muss man die Zeremonien der Religion, der man angehört, auf lästerliche Weise nachäffen und auf ihrem heiligsten Symbol herumtrampeln“, schreibt A. E. Waite über die Formeln der schwarzen Magie. Schwarze Magie und Satanismus waren zwei Grundpfeiler der Ideologie des Illuminatenordens.
Weishaupt und seine Mitarbeiter (oder Vorgesetzten?) hatten zielstrebig darauf hingearbeitet, ihre Agenten in Frankreich in hohe Positionen einzuschleusen. Das 20. Jahrhundert hat gezeigt, welch schlagende Erfolge man mit dieser Methode erzielen kann: Dass die kommunistische Sowjetunion aus dem Zweiten Weltkrieg als eigentliche Siegerin hervorging, und dass seither kein Frieden, sondern allenfalls ein brüchiger Waffenstillstand herrscht, ist das Ergebnis der Wühlarbeit von Männern wie Alger Hiss und Harry Dexter White sowie der Komplizenschaft hochgestellter Persönlichkeiten, die ihre schützende Hand über die Maulwürfe hielten. Um sich gebührenden Einfluss auf die Entwicklung in Frankreich zu sichern, hatte Weishaupt den sichersten Weg gewählt: Er infiltrierte eine andere, ebenfalls sehr mächtige Geheimgesellschaft, die sich die in seinen Dokumenten dargelegten Methoden zu eigen machte. Bei dieser Geheimgesellschaft handelte es sich um den Freimaurerorden Grand Orient.
Der Plan, mittels Agenten, welche dem Illuminatenorden angehörten, die Kontrolle über die Freimaurerei zu gewinnen, wird in den Weishaupt-Papieren unumwunden dargelegt. Weishaupt schreibt nämlich: „Es ist mir gelungen, einen tiefen Einblick in die Geheimnisse der Freimaurer zu gewinnen; ich kenne ihr Ziel vollumfänglich und werde es in einem der höheren Grade [des Illuminatenordens] bekanntmachen, sobald die Zeit reif ist.“ Später wies er seine „Areopagiten“ an, sich Freimaurerlogen anzuschließen: „Dann werden wir unsere eigene Freimaurerloge haben... Wir werden diese als unsere Schule betrachten... Bei jeder Gelegenheit werden wir uns dahinter [d.h. hinter der Freimaurerei] tarnen. “
Der Kniff, unter dem Tarnmantel einer anderen Organisation zu agitieren, ist bei den Kommunisten heute noch gang und gäbe; für Weishaupt war er das alles beherrschende Prinzip: „Wenn das Ziel erreicht wird, spielt es keine Rolle, unter welchem Deckmantel es erreicht worden ist, und ein Deckmantel ist stets notwendig. In der Tarnung liegt nämlich ein grosser Teil unserer Stärke. Aus diesem Grund müssen wir uns stets mit dem Namen einer anderen Organisation tarnen. Die bestehenden Freimaurerlogen sind vorderhand die beste Tarnkappe für unser hohes Ziel... Eine auf diese Weise getarnte Gesellschaft kann man nicht bekämpfen... Bei gerichtlichen Ermittlungen oder Verrat können die Führer nicht entdeckt werden... Wir werden durch eine undurchdringliche Finsternis vor Spionen und Emissären anderer Gesellschaften geschützt sein.“
Es sei nochmals darauf hingewiesen, dass diese Schilderung sehr genau auf die heutzutage von den Kommunisten benutzten Taktiken passt; man könnte sie auf die heutige kommunistische Unterwanderung von Parteien, Vereinen und Gesellschaften anwenden, ohne ein einziges Wort zu ändern. Wie erfolgreich Weishaupts Strategie war, geht mit aller Klarheit aus den Worten des Herzogs von Braunschweig hervor, der zugleich Großmeister der deutschen Freimaurerei und Angehöriger des Illuminatenorden gewesen war. 1794, fünf Jahre nach dem Ausbruch der Französischen Revolution, ordnete er die Auflösung seines Freimaurerordens an und führte für diesen Schritt folgende Gründe ins Feld:
„Wir sehen unser Gebäude [die Freimaurerei] zerbröckeln und den Grund mit Ruinen bedecken; wir sehen eine Zerstörung, der unsere Hände nicht länger Einhalt zu gebieten vermögen... Eine große Sekte ist entstanden, die das Gute und das Glück des Menschen zu ihrer Losung erhoben hat, doch im Dunkel einer Verschwörung darauf hinwirkt, das Glück des Menschen zu ihrer eigenen Beute zu machen.
Diese Sekte ist jedermann bekannt; ihre Brüder sind nicht weniger bekannt als ihr Name. Sie sind es, welche die Grundfesten des [freimaurerischen] Ordens bis zu ihrem völligen Einsturz untergraben haben; sie sind es, welche die ganze Menschheit schon seit mehreren Generationen vergiften und irreführen... Sie begannen, indem sie die Religion verleumdeten... Der von ihnen entworfene Plan zur Auflösung aller gesellschaftlichen Bande und zur Zerstörung jeglicher Ordnung wurde in all ihren Reden und Taten enthüllt... Sie warben Lehrlinge aller Ränge und Stellungen an; sie führten die scharfsinnigsten Männer hinters Licht, indem sie sie über ihre Absichten täuschten... Ihre Führer strebten nach nichts Geringerem als nach den Thronen der Erde, und die Herrschaft über die Nationen sollte ihren lichtscheuen Klubs anheimfallen. Dies ist es, was geschehen ist und auch weiterhin geschieht... Doch stellen wir fest, dass die Fürsten und das Volk nicht merken, wie und mit welchen Mitteln es geschieht. Deshalb sagen wir ihnen frank und frei: Der Missbrauch unseres Ordens... hat all jene politischen und moralischen Probleme hervorgerufen, von denen die Welt heute voll ist. Ihr, die ihr eingeweiht wurdet, müsst heute gemeinsam mit uns eure Stimme erheben und Völker wie Fürsten darüber belehren, dass die Sektierer, die Abtrünnigen unseres Ordens, die alleinigen Urheber gegenwärtiger und künftiger Revolutionen sind... Um die Wurzeln des Missbrauchs und des Irrtums auszureißen, ist es jetzt an der Zeit, den ganzen Orden aufzulösen...“
Indem wir die Worte des Herzogs von Braunschweig wiedergaben, sind wir den Ereignissen um fünf Jahre vorausgeeilt, um zu zeigen, dass einer der führenden Freimaurer jener Zeit dem Illuminatenorden, dem er zeitweise angehört hatte, mit Schaudern den Rücken kehrte, nachdem er sich darüber klar geworden war, dass die Illuminaten hinter der Französischen Revolution sowie hinter allen künftigen Revolutionen steckten. Weishaupt hatte sein erklärtes Ziel, die Freimaurerei zu unterwandern und vor den Karren seines eigenen Ordens zu spannen, erfolgreich verwirklicht; dies konnte niemand besser bezeugen als der Großmeister der deutschen Freimaurerei selbst.
Infolge ihrer Unterwanderung durch die Illuminaten schlug die in Frankreich schon seit langem ungemein einflussreiche Freimaurerei einen immer radikaleren Kurs ein. Aus ihr gingen die Jakobinerklubs hervor, die – ebenfalls unter dem Einfluss der Illuminaten – zu den Regisseuren des Terrors wurden, durch den die Drahtzieher der Revolution ihr wahres Gesicht enthüllten. Wie die russischen Revolutionäre 130 Jahre später stellten auch die französischen unter Beweis, dass sie die Armen und Wehrlosen inbrünstiger hassten als die Reichen, denn unter den Bauern der Vendée forderte die Schreckensherrschaft einen noch furchtbareren Blutzoll als unter den angeblichen Unterdrückerschichten. Ebensowenig machten die Revolutionäre einen Hehl aus ihrer Verachtung für alles Schöne, für Kirchen und Religion, für alles, was die menschliche Seele über das Niveau rein animalischer Bedürfnisse und Gelüste erhebt.
Adam Weishaupt selbst hatte sich Anno 1777, ein Jahr nachdem er den Illuminatenorden gegründet hatte, in eine Münchner Freimaurerloge aufnehmen lassen. Graf Mirabeau, der später zu den Führern der französischen Revolution gehören sollte, wusste von Weishaupts Mitgliedschaft in der Loge sowie von den Gründen, die ihn zum Eintritt bewogen hatten: In seinen Memoiren findet sich ein auf das Jahr 1776 datiertes Papier, in dem er ein Programm entwarf, das mit demjenigen der Illuminaten identisch war; in seiner „Geschichte der preußischen Monarchie“ nennt er Weishaupt sowie die Illuminaten beim Namen und fügt hinzu:
„Die Loge Theodore de Bon Conseil in München, der etliche Männer mit Hirn und Herz angehörten, war der leeren Versprechungen der Freimaurerei und der Streitigkeiten innerhalb dieser überdrüssig geworden. Ihre Führer beschlossen, ihrem Zweig eine andere Geheimorganisation aufzupropfen, dem sie den Namen ‚Orden der Illuminaten' gaben. Diesen formten sie nach dem Vorbild der Gesellschaft Jesu, während ihre Ansichten den ihrigen [denen der Jesuiten] diametral entgegengesetzt waren.“
Diese Darstellung entspricht exakt den Zielen und Methoden, die Weishaupt in seiner eigenen Korrespondenz beschrieben hat. Damit dürfte der Beweis erbracht sein, dass der spätere Revolutionsführer Mirabeau bereits 1776 zu den Eingeweihten gehörte. Des weiteren weisen Mirabeaus Ausführungen darauf hin, dass der Illuminatenorden mit dem ausdrücklichen Ziel gegründet wurde, die Kontrolle über die Freimaurerei zu gewinnen, um diese als Instrument zur Anzettelung und Durchführung von Revolutionen benutzen zu können. Ein starkes Indiz dafür, dass Mirabeau von Anfang an zu den Illuminaten gehörte, ist die Tatsache, dass er in seinen Anno 1776 (also im Gründungsjahr des Ordens!) verfassten Memoiren unter dem Tarnnamen „Arcesilas“ figuriert; er dürfte also eines der Gründungsmitglieder und später einer der Führer der Geheimgesellschaft gewesen sein. Ein seriöser Forscher wird es sich nicht leisten können, Mirabeaus Rolle als Verbindungsglied zwischen den Illuminaten und der Französischen Revolution zu ignorieren.
Der Herausgeber der Memoiren, M. Barthou, hob hervor, dass der 1776 unter den Papieren Mirabeaus vorgefundene „Reformplan“ unverkennbare Ähnlichkeit „mit gewissen Teilen der später von der verfassungsgebenden Versammlung [dem revolutionären Parlament von 1789] bewerkstelligten Reformen“ aufwies. In anderen Worten: Die „Reformen“ der verfassungsgebenden Versammlung erinnerten fatal an Adam Weishaupts Plan aus dem Jahre 1776, als er und Mirabeau gemeinsam den Illuminatenorden aus der Taufe hoben und Pläne zur Unterwanderung der Freimaurerei schmiedeten.
Auch die weiteren Etappen der unter der Regie Weishaupts erfolgten Unterwanderung der Freimaurerlogen sind dokumentiert. Beim freimaurerischen Generalkongress, der 1782 in Wilhelmsbad stattfand, warben die Illuminaten so viele Neumitglieder an, dass die zuvor mächtigste Gruppierung innerhalb der Freimaurerei, der „Orden der Strikten Observanz“, von der Bildfläche verschwand. Als es den Illuminaten gar noch gelang, die beiden wichtigsten Gestalten der deutschen Freimaurerei – Herzog Ferdinand von Braunschweig (der sich später entsetzt von ihnen abwandte) sowie Prinz Carl von Hessen – für sich zu gewinnen, waren sie endgültig zur führenden Kraft innerhalb des Maurertums geworden.
1785 beteiligten sich Emissäre des Illuminatenordens an einem anderen Kongress, der diesmal in Paris stattfand und bei dem die Planung der Revolution allem Anschein nach der Loge des Amis Réunis anvertraut wurde, die den Illuminaten als Deckmantel diente. Dass sich die Illuminaten schon bald darauf emsig bemühten, ihre Spuren zu verwischen, ging darauf zurück, dass der Orden in Bayern 1786 zu jäher Bekanntheit gelangte und im Jahr darauf verboten wurde. Dies hinderte ihn freilich nicht daran, 1787 auf Einladung des Geheimkomitees der Loge ein und dieselben Emissäre nach Paris zu entsenden.
Noch ehe die Revolution so richtig in Fahrt geriet, war die Tatsache, dass sie von den Illuminaten vorbereitet und durchgeführt worden war, ein offenes Geheimnis. Die Warnung des Marquis de Luchet wirken nachträglich wie eine erstaunlich präzise Prophezeiung nicht nur der Entwicklung, welche die Französische Revolution einschlagen sollte, sondern auch der bis in unsere Tage anhaltenden weltrevolutionären Bestrebungen.
Bereits 1789 schrieb der Marquis:
„Wisset, dass eine Verschwörung zugunsten des Despotismus gegen die Freiheit, der Unfähigkeit gegen das Talent, des Lasters gegen die Tugend, der Unwissenheit gegen die Aufklärung existiert... Diese Gesellschaft strebt die Weltregierung an... Ihr Ziel ist die Herrschaft über die Welt... Kein solches Unheil hat die Welt je zuvor betroffen...“
De Luchet sah genau voraus, welch entwürdigende Rolle man dem Monarchen während der girondistischen Phase der Revolution zuweisen würde: „Wir sehen ihn dazu verurteilt, den Leidenschaften all jener zu dienen, die ihn umgeben..., entarteten Männern zur Macht zu verhelfen, sein Urteilsvermögen zu prostituieren, indem er Entscheidungen trifft, die seiner Urteilskraft Hohn sprechen“. Auch gab er sich keinen Illusionen über die verheerenden Folgen hin, welche die Revolution für Frankreich haben würde: „Wir behaupten nicht, das Land, in dem die Illuminaten herrschen, werde aufhören zu existieren, doch wird es ein solches Ausmaß an Erniedrigungen hinnehmen müssen, dass es in der Politik nichts mehr zählen und seine Bevölkerung abnehmen wird.“ Falls man seine Warnungen in den Wind schlage, fuhr de Luchet beschwörend fort, werde „eine Reihe von Katastrophen eintreten, deren Ende sich im Dunkel der Zeit verbirgt... Ein unterirdisches Feuer wird ewig schwelen und periodisch in gewaltsame und zerstörerische Explosionen münden“.
Treffender als der Marquis von Luchet hätte man die Entwicklungen der letzten 165 Jahre kaum schildern können! Er ahnte auch voraus, dass liberale und progressive „Schutzherren“ maßgeblich zu den künftigen „gewaltsamen und zerstörerischen Explosionen“ beitragen würden: „Es gibt zu viele Menschen, die daran interessiert sind, das System der Illuminaten zu unterstützen, zu viele hinters Licht geführte Herrscher, die sich für aufgeklärt halten und bereit sind, ihr Volk in den Abgrund zu stürzen.“ Ebenso sah er voraus, dass die Verschwörung ihre Stärke und Schlagkraft keineswegs einbüßen würde: „Die Hände des Ordens werden die Macht, die sie errungen haben, ebensowenig aufgeben wie die ihnen zur Verfügung stehenden Schätze.“ De Luchet forderte die Freimaurerei auf, ihren Stall auszumisten, so lange noch Zeit dafür sei: „Wäre es nicht möglich, die Freimaurer selbst gegen die Illuminaten zu mobilisieren, indem man ihnen zeigt, dass, während sie selbst für die Aufrechterhaltung der Harmonie in der Gesellschaft wirken, jene anderen überall Zwietracht säen und die völlige Zerstörung ihres Ordens anstreben?“ 165 Jahre später beschworen Menschen in England und Amerika ihre eigenen Regierungen mit ganz ähnlichen Worten, den Augiasstall auszumisten und den Staatsapparat von jenen Illuminaten zu säubern, die heute unter dem Namen „Kommunisten“ agitieren. Doch auch diesen Mahnern leiht niemand sein Ohr.
Wie klar de Luchet die künftigen Entwicklungen voraussah, geht schon daraus hervor, dass er die zitierten Zeilen im Jahre 1789 schrieb, als die Französische Revolution noch gar keine eigentliche Revolution war; sie galt damals allgemein als sanfte, gesunde Reform, die dem Monarchen einen guten Teil seiner ehemaligen Macht belassen, offenkundige Missstände beheben und einem glücklichen, erneuerten Frankreich dauerhafte Gerechtigkeit und dauerhaften Frieden bescheren würde. Auch ein Jahr darauf, Anno 1790, hing man noch überall solchen Vorstellungen an, doch jenseits des Ärmelkanals gab es einen Mann, der die wahre Natur der Revolution durchschaut hatte und „den Lauf der Dinge mit unheimlicher Klarsicht voraussagte“ (so sein Biograph John Morley, der mehr als ein Jahrhundert nach ihm lebte).
Edmund Burke, ein Ire, war einer der begnadetsten Redner, die das britische Unterhaus je gekannt hat. Die Zeit ist ein Prüfstein für die Qualität eines solchen Menschen, und je mehr Zeit seit der Französischen Revolution verstreicht, desto eindrücklicher klingen Burkes Angriffe auf sie. Wie im Fall des Marquis de Luchet liegt das Bemerkenswerte darin, dass Burke seine Attacken bereits im Jahre 1790 ritt, als die Namen Robespierre und Danton kaum jemandem ein Begriff waren, das Wort „Republik“ noch nicht gefallen war, der König scheinbar einer langjährigen Regierungszeit als konstitutioneller Monarch entgegensehen durfte und sich ganz Frankreich über die mit friedlichen Mitteln durchgesetzten gesellschaftlichen Verbesserungen freute. Inmitten dieses allgemeinen Jubels erhob sich die prophetische Stimme Burkes, der vor den kommenden Greueln warnte.
„Es ist kein Wunder, dass, nachdem die Wolke geborsten und das Unheil hereingebrochen war, sich die Menschen Burke zuwandten, wie sie sich in alter Zeit Ahitopheth zugewandt hatten, dessen Rat so viel galt wie das Orakel Gottes“, schreibt Burkes Biograph Morley. Leider entspricht diese Darstellung nicht den Tatsachen, denn nachdem sich Burkes düstere Weissagungen bewahrheitet hatten, spendeten ihm viele nicht etwa Beifall, sondern griffen ihn heftig an – gerade weil er die Wahrheit gesagt hatte! Welche Macht die Verschwörung selbst zum damaligen Zeitpunkt über Öffentlichkeit und Presse ausübte, lässt sich am klarsten daraus ersehen, dass jene, die Burke zuvor gelobhudelt hatten, ihn nach dem Erscheinen seiner „Gedanken über die Revolution“ auf gehässige Weise attackierten. Die Illuminaten sowie die von ihnen kontrollierten „liberalen und fortschrittlichen“ Blätter hatten fest mit der Unterstützung Edmund Burkes gerechnet, weil er ein Jahrzehnt zuvor eine Lanze für die amerikanischen Kolonisten gebrochen hatte. Wie konnte er die eine Revolution unterstützen und die andere verurteilen? fragten sie erbost und fielen gemeinsam über Burke her – so wie die Einheitspresse in unseren Tagen über jeden herzieht, der öffentlich eine Untersuchung kommunistischer Umtriebe im Regierungsapparat fordert.
Hätte Burke einen „progressiven“ Kurs verfolgt und behauptet, die Französische Revolution sei gut für den „einfachen Mann“, so hätte man ihn auch weiterhin mit Schmeicheleien bedacht. Freilich wären seine Aussagen in diesem Fall nicht von bleibendem Wert gewesen, und kein Mensch würde seinen Namen heute noch kennen. Doch er wagte es, gegen den Strom zu schwimmen, und seine klarsichtigen Worte über die Französische Revolution sichern ihm dauerhaften Ruhm:
„Sie ist nicht mehr, jene Treue zum Prinzip, jene Keuschheit der Ehre, die einen Flecken wie eine Wunde empfand... Das Zeitalter der Ritterlichkeit ist nicht mehr. Jenes der Wortklauber, Ökonomen und Rechner ist angebrochen, und der Ruhm Europas ist für immer dahin.“
Falls auch diese Worte von prophetischer Hellsicht zeugten (sie wirken im Jahre 1955 noch wahrer als selbst im Jahre 1790), dann haben das Christentum und das Abendland in Edmund Burke einen wortgewaltigen und edlen Chronisten ihres Niedergangs gefunden. Er vermochte genau so klar zwischen verschiedenen „Revolutionen“ zu unterscheiden, wie er die Natur der Geschehnisse in Frankreich durchschaute. Er ließ sich nicht dadurch irreführen, dass einige Leute einen von Grundbesitzern angeführten Unabhängigkeitskrieg gegen eine Kolonialmacht zur „Revolution“ hochstilisierten. Als echter Freund der Freiheit unterstützte er die Forderung der amerikanischen Siedler, sich selbst regieren zu dürfen und Herr im eigenen Haus zu sein. Zwischen ihren Beweggründen und jenen der Dunkelmänner, die, wie Burke wusste, in Frankreich hinter den Kulissen die Fäden zogen, klaffte jedoch ein unüberwindbarer Abgrund. Deshalb zog er wortgewaltig gegen die Französische Revolution zu Felde und kümmerte sich so wenig um die Vorwürfe der „Liberalen“ und „Progressiven“, wie er sich zuvor um ihre Lobeshymnen geschert hatte (schließlich war er sich sehr wohl bewusst gewesen, dass ihr Lob nicht auf irgendwelche Sympathien mit Händlern in New England oder Plantagenbesitzern im Süden des nordamerikanischen Kontinents zurückging).
In Amerika gab man sich zum damaligen Zeitpunkt noch allerlei Illusionen über die Geschehnisse in Frankreich hin. Schuld daran war jene Begriffsverwirrung, die Burke durchschaut hatte; die amerikanische Bevölkerung glaubte eine Zeitlang, in Frankreich sei eine menschenfreundliche Revolution im Gang, die sich mit der „Amerikanischen Revolution“ vergleichen lasse. Während einer – allerdings nur kurzen – Periode herrschte in den USA eine Art „französisches Fieber“: Die Amerikaner trugen Kokarden und Freiheitsmützen und skandierten das Schlagwort „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“. Mit dem Beginn der Schreckensherrschaft zerstoben diese Illusionen jäh und wichen dem Abscheu und dem Entsetzen.
Die Jakobiner, die den Terror dirigierten, waren Illuminaten, wie sie im Buche standen, und benutzten nach dem Vorbild von „Spartacus“ Weishaupt Pseudonyme: Chaumette nannte sich „Anaxagoras“, Clootz (dem Vernehmen nach ein preußischer Baron) „Anarcharsis“, Danton „Horace“, Lacrois „Publicola“ und Ronsin „Scaevola“. Nachdem sie, um eine Parallele zur Russischen Revolution zu ziehen, die „Kerenski-Phase“ hinter sich gebracht hatten, führten sie den Plan der Illuminaten getreulich aus. Der Mord am König sowie die Schändung von Kirchen spiegelten die beiden grundlegenden Ziele des Ordens wider: Den Sturz aller bestehenden Regierungen und die Vernichtung sämtlicher Religionen. Trotz allem scheinen auch die Jakobiner lediglich Werkzeuge gewesen zu sein, denn ein zeitgenössischer Beobachter, Lombard de Langres, schrieb von einer „streng geheimen Konvention, die nach dem 31. Mai alles lenkte“; diese charakterisierte er als „ okkulte und furchtbare Macht, deren Sklavin die andere Konvention wurde und die sich aus den höchstrangigen Eingeweihten des Illuminatentums zusammensetzte. Diese Macht stand über Robespierre und den Regierungskomittees... Diese okkulte Macht war es, die sich der Schätze der Nation bemächtigte und sie an jene Brüder und Freunde verteilte, welche bei dem großen Werk mitgeholfen hatten.“
Dieses Bild hochrangig platzierter Männer, welche den Willen einer verborgenen, aber erkennbaren Sekte vollstrecken, verleiht der Revolution den Charakter eines dämonischen Puppenspiels, das vor dem Hintergrund lodernder Flammen und unter Schwefelgeruch über die Bühne geht. Was sich abspielte, war die Revolution, nicht die Französische Revolution. Mag der Charakter der Englischen Revolution auch strittig sein – seit 1789 gibt es nur noch eine, permanente Revolution. Was 1848, 1905 etc. geschah, waren nicht etwa Episoden oder spontane, voneinander unabhängige Explosionen des Volkszorns, sondern Ausbrüche eines „ewig schwelenden unterirdischen Feuers“, das de Luchet und Burke bereits erkannt hatten, ehe die erste große Eruption erfolgte. Die immense historische Bedeutung der Französischen Revolution liegt darin, dass bei ihr nachweislich Männer für ein Ziel mobilisiert wurden, das sie nicht verstanden. Dies verlieh und verleiht der Revolution ihr besonderes, satanisches Gepräge, ihren „Höllencode“, um es mit Lombard de Langres zu sagen.
Als die Revolution abflaute, meldeten sich in Frankreich, Großbritannien und Amerika drei Männer zu Wort, die drei Dinge klar erkannt hatten: Erstens, dass die Revolution nach dem Plan verlaufen war, der in den 1787 aufgefundenen Dokumenten des Illuminatenordens dargelegt worden war; zweitens, dass es dieser Geheimgesellschaft gelungen war, die Revolution anzuzetteln und zu lenken, wobei sie die Freimaurerei als Transmissionsriemen benutzte; drittens, dass der Geheimbund der Verschwörer, deren Ziel weiterhin die Weltrevolution war, überlebt hatte und sich anschickte, die nächsten „gewaltsamen und zerstörerischen Explosionen“ auszulösen, die de Luchet prophezeit hatte.
Diese drei Männer waren Abbé Barruel, französischer Jesuit und Augenzeuge der Revolution, Professor John Robison, ein schottischer Wissenschaftler, der über zwanzig Jahre lang als Generalsekretär der Royal Society von Edinburgh waltete, sowie Pfarrer Jedediah Morse, ein Geistlicher und Geograph aus New England. Die Bücher Abbé Barruels und John Robinsons sowie die gesammelten Predigten Jedediah Morses erschienen in den Jahren 1797/1798 und erlebten zahlreiche Auflagen; für jemanden, der sich ernsthaft mit den damaligen Geschehnissen auseinandersetzen will, sind sie schlicht und einfach unverzichtbar. Sie erregten damals großes Aufsehen; Sukkurs erhielten sie unter anderem von der von William Cobbett in Philadelphia herausgegebenen Porcupine Gazette. Vieles weist übrigens darauf hin, dass Cobbett von derselben okkulten Kraft ins Exil getrieben worden war, die sich nun anschickte, Barruel, Robison und Morse eine Lektion zu erteilen.
Abbé Barruels Verdikt über die Französische Revolution stimmte mit der früheren Prophezeiung de Luchets sowie der weit später vorgenommenen Analyse Lord Actons überein:
„Wir werden nachweisen, dass alles, bis hin zu den abscheulichsten während der Französischen Revolution verübten Taten, vorausgesehen und im voraus geplant, abgesprochen und langfristig vorbereitet war; dass diese Taten das Ergebnis einer abgrundtiefen Verruchtheit waren, da sie von Männern vorbereitet und begangen wurden, die den Schlüssel dieser Komplotte und Verschwörungen allein in der Hand hielten, nachdem sie sich bei geheimen Treffen, wo diese Pläne ausgeheckt wurden, ein Stelldichein gegeben hatten... Obwohl es den Anschein machen mag, die Ereignisse der einzelnen Tage seien nicht im voraus geplant worden, existierte nichtsdestoweniger eine geheime Triebkraft und ein geheimes Ziel, die Anstoß zu den einzelnen Geschehnissen gaben und jeden Umstand dem lang erstrebten Ziel untertan machten... Das große Ziel der Revolution, ihre hervorstechenden Charakterzüge, ihre grässlichen Verbrechen sind und bleiben eine ununterbrochene Kette sorgfältig geplanter und vorsätzlicher Schurkereien.“
Die drei Männer gelangten zu ein und derselben Schlussfolgerung: „Eine antichristliche Verschwörung... nicht nur gegen Könige, sondern gegen jegliche Regierung, gegen jede zivilisierte Gesellschaft, ja sogar gegen jedwede Form von Eigentum“ (Abbé Barruel). „Es wurde eine Vereinigung gegründet, die das ausdrückliche Ziel verfolgt, alle etablierten Religionen auszurotten und alle bestehenden Regierungen Europas zu stürzen“ (Prof. Robison). „Das erklärte Ziel ist die Ausrottung und Abschaffung des Christentums sowie der Sturz aller zivilisierten Regierungen“ (Pfarrer Morse). Die drei Autoren waren sich darin einig, dass das, was sich zugetragen hatte, nicht nur eine durch die spezifischen Umstände in Frankreich ausgelöste Episode der französischen Geschichte war, sondern das Werk einer in allen Ländern tätigen Organisation mit einem langfristigen, weltweiten Plan. Sie stimmten darin überein, dass diese Organisation der Geheimorden der Illuminaten war, welcher die terroristische Phase der Revolution inspiriert und kontrolliert hatte, dass dieser überlebt und sowohl in England als auch in den USA feste Wurzeln geschlagen hatte. Zu diesem letzten Punkt gab Abbé Barruel besonders unmissverständliche Warnungen von sich.
Die Worte und Schriften dieser drei Autoren wurden von den führenden Politikern ihrer Zeit unterstützt. Die späteren Entwicklungen, insbesondere jene unseres Jahrhunderts, haben sie dermaßen frappant bestätigt, dass sie im Grunde lediglich von historischem Interesse sind, beweisen sie doch, dass es schon damals Menschen gab, welche die Weltrevolution zum Zeitpunkt ihres zweiten Erscheinens im Westen durchschaut hatten. Allerdings vermochten die Warnungen dieser drei Männer die Katastrophe, welche die Revolution später bewirkte, in keiner Weise zu verhindern; dies ist ein weiterer Grund dafür, dass ihr Fall besonderes Interesse verdient.
Was ihnen widerfuhr, belegt die Realität dessen, was sie zu beweisen versuchten, noch drastischer als ihre eigenen Worte: Die fortgesetzte Existenz und Macht einer Geheimgesellschaft, die in allen Ländern tätig war, um die von den drei Männern beschriebenen zerstörerischen Ziele zu erreichen. Barruel, Robison und Morse wurden mit wüsten Schmähungen überhäuft. Damals steckte die Presse noch in den Kinderschuhen; normalerweise gehörte eine Zeitung einer einzigen Person, die zugleich als ihr Herausgeber amtierte. Unter diesen Umständen muss es weit schwieriger gewesen sein als heute, die Kontrolle über eine größere Anzahl von Zeitungen zu erringen. Dass diese drei Männer von dem Moment an, wo sie geschrieben hatten, das Illuminatentum habe die Französische Revolution organisiert und bestehe auch weiterhin, unter Dauerbeschuss seitens der Presse gerieten, zeigt eindrücklich, dass der Illuminatenorden die amerikanische sowie die britische Presse bereits 1797 kontrollierte.
Es ist dies eines der überraschendsten Ergebnisse, zu denen ich bei meinen Recherchen für das vorliegende Buch gelangt bin. Ich habe am eigenen Leib erfahren, dass die Presse einer Kontrolle unterliegt und dass ein Autor, der im Stile Edmund Burkes über die Weltrevolution schreibt, keine Zeile mehr in einer größeren Zeitung oder Zeitschrift veröffentlichen darf. Dieselbe Erfahrung hat auch Nesta Webster gemacht. Als sie sich zu Beginn der zwanziger Jahre erstmals mit der Revolution auseinandersetzte, warnte sie ein wohlbekannter Londoner Verleger: „Denken Sie daran: Wenn Sie eine antirevolutionäre Linie einschlagen, werden sie die ganze literarische Welt gegen sich haben.“ Ihren eigenen Ausführungen zufolge erschien ihr dies in höchstem Grade absonderlich, doch erfuhr sie schon bald, dass der Verleger recht gehabt hatte. Meine eigenen Erlebnisse weisen in dieselbe Richtung. Anfangs war ich der Auffassung, dieser Stand der Dinge habe sich erst in den letzten drei Jahrzehnten eingependelt, doch dann stieß ich auf die Fälle Barruel, Robinson und Morse und musste feststellen, dass 1798, als die Erinnerung an den Terror noch frisch war, in der Tat „die ganze literarische Welt“ über diese Männer hergefallen war. Einen schlagenderen Beweis dafür, dass zwischen dem Illuminatentum des Jahres 1789 und dem Kommunismus unserer Tage eine ununterbrochene Kontinuität besteht, kann man sich kaum wünschen: Ein und dieselbe Organisation verfolgt ein und dasselbe Ziel mit ein und denselben Methoden, ja sogar mit ein und denselben Worten.
Die Attacken gegen diese drei Männer, die „eine antirevolutionäre Linie einschlugen“, waren auch in anderer Hinsicht aufschlussreich. Kaum waren sie mit ihren Schriften ins Rampenlicht der Öffentlichkeit getreten, setzten in den Zeitungen die Angriffe gegen sie ein, wobei die Verfasser der betreffenden Artikel fast immer anonym blieben. Sie bedienten sich derselben Sprache, die heutzutage bei ähnlichen Verleumdungsfeldzügen Verwendung findet. Man warf den drei Männern vor, eine „Hexenjagd“ angezettelt zu haben, zieh sie der Bigotterie und der Panikmache, beschuldigte sie der Unterdrückung der „Meinungsfreiheit“ und der „akademischen Freiheit“, unterstellte ihnen eine verzerrte Darstellung „liberalen“ und „fortschrittlichen“ Gedankenguts etc. Mit der Zeit nahmen die Angriffe und Verunglimpfungen an Heftigkeit zu, und die Vorwürfe wurden immer bizarrer. Ich habe in diesen Artikeln mehrfach Formulierungen gefunden, die später, von 1947 bis 1949, bei der Hetzkampagne gegen das amerikanische Kabinettsmitglied James Forrestal benutzt worden sind. Man bezichtigte die drei Männer eines unsittlichen Lebenswandels und finanzieller Unregelmäßigkeiten und deutete schließlich nach altbewährtem Muster an, sie müssten wohl „verrückt“ sein. Auch heute wird oft nach diesem Schema vorgegangen: Auf dem Höhepunkt einer Kampagne gegen eine antirevolutionäre Persönlichkeit gilt der Vorwurf der Geistesgestörtheit offenbar als besonders wirksame Waffe. Diese besonders niederträchtige Variante der Diffamierung mag ihre Wurzeln im Talmud haben, wo sie gegen Jesus angewendet wird. In ihrem Artikel zum Stichwort „Jesus“ erwähnt die Jewish Encyclopedia einen jüdischen Verfasser, der „sich der Auffassung anschließt, den Aussagen und dem Verhalten Jesu müssten abnorme mentale Prozesse zugrunde liegen“.
Kurz und gut: Die Urheber der Attacken gegen Barruel, Robison und Morse bedienten sich einer Handvoll politischer Schlagwörter, die noch heute gang und gäbe sind und ohne jeden Zweifel aus der Küche der Revolution und ihrer Agenten stammen. Heutzutage wirkt dieses Vokabular so abgedroschen, dass man den Eindruck erhält, es sei den Eingeweihten von irgendeiner Zentrale eingepaukt worden. Der Verleumdungsfeldzug erwies sich als so erfolgreich, dass die Namen dieser drei Männer bei der breiten Masse ebenso in Vergessenheit gerieten wie derjenige Edmund Burkes. Nichtsdestoweniger empfand die Geheimsekte, welche die Wahrheit hasst wie der Teufel das Kreuz, auch weiterhin Furcht vor ihnen, so dass die Diffamierungskampagne auch nach ihrem Tode weiterging. Noch 1918 stellte die Columbia University in New York ein Stipendium für eine aufwendige Forschungsarbeit zur Verfügung, die nachweisen sollte, dass der Illuminatenorden mit seinem Verbot im Jahre 1786 tatsächlich erloschen war und somit keinerlei Einfluss auf die Französische Revolution ausgeübt haben konnte. In der betreffenden Publikation erschienen die alten, abgegriffenen Schlagworte wieder, als seien Barruel, Robison und Morse weiterhin quicklebendig und gäben sich immer noch hingebungsvoll der „Hexenjagd“ hin!
1918 war die Russische Revolution erst ein Jahr alt, und man hielt die Zeit für reif, ein weiteres Mal nachzuweisen, dass die Französische Revolution ein isoliertes Ereignis gewesen war und keine Wurzeln hinterlassen hatte, denen 1917 in Russland ein neues Gewächs hätte entspringen können. Sofern es den Herren Barruel, Robison und Morse vergönnt war, die Geschehnisse aus dem Jenseits zu verfolgen, werden sie zweifellos bemerkt haben, dass die Columbia University von New York ab 1918 für die Kommunisten ein erstklassiges Rekrutierungsfeld abgab. Zu den bedauernswerten jungen Männern, die den Fischern ins Netz gingen, gehörte Whittaker Chambers, der sich 1939 vom Kommunismus lossagte; hätte Präsident Franklin Roosevelt seinen Warnungen Gehör geschenkt, so hätten der Zweite Weltkrieg und der Rest des 20. Jahrhunderts vielleicht einen ganz anderen, besseren Verlauf genommen.
Die beiden ersten Präsidenten der Amerikanischen Republik gingen zwar nicht aktiv gegen die Geheimgesellschaft vor, empfanden aber lebhafte Sorge über ihre Wühlarbeit und wussten, dass Barruel, Robison und Morse die Wahrheit geschrieben hatten. Eine der letzten Handlungen George Washingtons bestand darin, Morse einen Brief zuzustellen, in dem er seiner Hoffnung Ausdruck verlieh, seinem Werk möge „eine größere Verbreitung“ beschieden sein, enthalte es doch „wichtige Informationen, die außerhalb eines kleinen Kreises wenig bekann sind, und eine allgemeine Verbreitung in der Öffentlichkeit wäre von Nutzen“. (Vermutlich hätte Washington Morse nicht nahegelegt, „in einen See zu springen“, wie es ein Emissär der Roosevelt-Regierung gegenüber Whittaker Chambers tat.) Kurz zuvor hatte Washington in einem anderen Brief festgehalten, er sei völlig überzeugt, dass sich „die Doktrin der Illuminaten und die Prinzipien des Jakobinertums“ auf die USA ausgedehnt hätten.
Daran konnte in der Tat kein Zweifel bestehen, denn bereits 1793 waren in den USA Geheimgesellschaften aufgetaucht, die sich zwar als „demokratische Klubs“ tarnten, über deren wahren Charakter die Einstellung des französischen Botschafters Genet jedoch beredten Aufschluss vermittelte: Dieser legte ihnen gegenüber offene Sympathie an den Tag, so wie sowjetische Botschafter in unsren Tagen kein Hehl aus ihren Sympathie für kommunistische Organisationen – oder Tarnorganisationen – zu machen pflegen. (Die Beziehungen zwischen den Sowjetbotschaften und den jeweiligen lokalen kommunistischen Parteien wurden 1945/1946 bei den Ermittlungen in Kanada und 1954/1955 bei denjenigen in Australien durch eine Flut von Dokumenten erhärtet.) 1794, als Washington noch Präsident war, hatte er diesen Gesellschaften vorgeworfen, einen Aufstand in Pennsylvania angezettelt zu haben, der als „Whiskey Rebellion“ in die Geschichte eingegangen ist. Washingtons genoss ein zu hohes Ansehen, als dass man ihn der „Hexenjagd“ hätte zeihen können, und die Klubs tauchten flugs in den Untergrund ab, doch von jenem Augenblick an wusste jeder, der es wissen wollte und der Gehirnwäsche durch die Presse widerstehen konnte, dass es auf amerikanischem Boden eine Organisation gab, die sich der Weltrevolution verschrieben hatte.
Aufgrund der Rolle, welche die von den Illuminaten unterwanderte Freimaurerloge Grand Orient bei der Französischen Revolution unleugbar gespielt hat, geriet auch die amerikanische Freimaurerei in Verdacht, aber eine offene Diskussion dieser Frage wurde dadurch verhindert, dass der große George Washington selbst Vorsitzender der Logenbruderschaft gewesen war. Dies haben die Verteidiger der Freimaurerei immer wieder hervorgehoben (wobei sie nach der Logik operierten: Wenn einer unschuldig ist, sind alle unschuldig), und als Washington 1799 zu Grabe getragen wurde, führte die Loge einen grossen Trauerzug durch. Dass die Debatte anschließend abflaute, war dem Respekt vor dem verstorbenen Helden zuzuschreiben, denn die Frage an sich war weiterhin unbeantwortet. Immerhin gab es zumindest zwei prominente Freimaurer, Amos Stoddard und Pfarrer Seth Payson, die öffentlich erklärten, der Illuminatenorden habe die Freimaurerei unterwandert und treibe unter neuem Namen weiter sein Unwesen. Washingtons Nachfolger als Präsident, John Adams, hatte schon 1798 unmissverständlich vor der Freimaurerei gewarnt:
„Die Gesellschaft der Maurer hat eine Wissenschaft des Regierens oder eine Kunst der Beherrschung der Gesellschaft entwickelt, die für sie eigentümlich und allen anderen Gesetzgebern und Philosophen der Welt unbekannt ist. Ich meine damit nicht nur die Fähigkeit, einander durch Zeichen oder Gebärden zu erkennen, deren Sinn kein anderer Mensch erraten kann, sondern die wundersame Macht, alle Männer, und vermutlich auch alle Frauen, zur dauerhaften Wahrung eines Geheimnisses zu befähigen, ja zu zwingen. Wenn diese Kunst angewendet werden kann, um die allgemein gültigen Maximen der Gesellschaft außer Kraft zu setzen, eine Politik des Ungehorsams gegenüber der Regierung zu betreiben und das Geheimnis auch weiterhin zu wahren, liegt es auf der Hand, dass eine solche Wissenschaft und solche Gesellschaften für all jene üblen Zwecke missbraucht werden können, die man ihnen unterstellt hat...“
Nach diesen deutlichen Worten hätte wahrscheinlich nichts außer dem Tod Washingtons, der im folgenden Jahr eintrat, die Forderung der Öffentlichkeit nach einer gründlichen Untersuchung verstummen lassen können; wie so oft in solchen Situationen profitierten die Gegner einer solchen Ermittlung von einem an und für sich irrelevanten Ereignis, das die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit ablenkte. Nichtsdestoweniger schwelte das Misstrauen gegenüber der Freimaurerei in der Bevölkerung weiter und führte 1827 zur Gründung einer antifreimaurerischen Partei, die zwei Jahre darauf bei ihrer Versammlung in Massachusetts 1829 erklärte, "es gebe Beweise für eine enge Verbindung zwischen den höheren Graden der Freimaurerei und dem französischen Illuminatentum." Dies war freilich fast schon eine Art Schwanengesang der Freimaurergegner, denn bei ihrer nächsten Versammlung, die 1830 in Vermont stattfand, zog die Partei eine ernüchternde Bilanz: „Die Forderung nach einer Ermittlung... wurde bald auf unerklärliche Weise abgewürgt; die Presse verhielt sich so still wie ein Wächter, dem man den Hals zuschnürt, und die Masse des Volkes wird in Unwissenheit darüber gehalten, dass wegen der Freimaurerfrage je Alarm geläutet worden ist.“
In anderen Worten, der Ruf nach einer Untersuchung war, genau wie in der Gegenwart, unterdrückt worden, indem man den Warnern „eine Hexenjägermentalität“ und dergleichen mehr unterstellte. Seit jenen Tagen ist es dem amerikanischen Volk niemals gelungen, seine Regierung zu einer umfangreichen Ermittlung zu bewegen; die geheime Infiltrierung des Regierungsapparates nahm ihren Fortgang, mit Resultaten, welche durch die 1948 und danach erfolgten Enthüllungen nur unvollkommen bekannt worden sind. Ganz ähnlich ist die Lage in England.
Wie wir gesehen haben, meldeten sich in den dreißiger Jahren des neunzehnten Jahrhunderts in Amerika Stimmen zu Wort, die vor der Freimaurerei warnten. Die Antifreimaurerpartei löste sich allerdings bereits 1840 auf. Kehren wir nun in die Jahre unmittelbar nach der Französischen Revolution zurück und wenden wir uns wieder der Frage zu, welche Auswirkungen diese für den Gang der Weltgeschichte nach sich gezogen hat.
Die Worte und Schriften Präsident Adams' belegen, dass er über die Existenz einer weltweiten und andauernden Verschwörung gegen alle bestehenden Regierungen und Religionen vollumfänglich Bescheid wusste. Allerdings beging er den (damals verzeihlichen) Fehler, zu glauben, diesen Bestrebungen liege ein rein französischer Plan zugrunde, so wie viele Menschen heute (unverzeihlicherweise) vom „russischen“ Kommunismus sprechen, obwohl am internationalen Charakter der Revolution längst kein Zweifel mehr statthaft ist.
Durch den Erlass eines Anti-Meuterei-Gesetzes im Jahre 1798 versuchte Präsident Adams die Zukunft der amerikanischen Republik zu sichern, aber die seitherigen Entwicklungen haben gezeigt, dass Gesetze gegen Geheimgesellschaften und Verschwörungen (die an und für sich völlig berechtigt sind, weil sie die Illegalität derartiger Unternehmungen klarstellen) ein untaugliches Mittel zu ihrer Eindämmung sind, zumal die Geheimorganisationen auf jahrhundertelange Erfahrung bei der Umgehung solcher Gesetze zurückblicken können. Die einzige wirksame Waffe gegen geheime Verschwörungen ist eine Ermittlung, der sich die öffentliche Entlarvung der Dunkelmänner sowie Maßnahmen zur Behebung des angerichteten Schadens anschließen. Solche Schritte sind aber noch nie konsequent erfolgt.
Kein anderer amerikanischer Politiker hat die Gefahr für die Zukunft seines Landes so klar erkannt wie Alexander Hamilton, ein Vertrauter Washingtons. In seinem Nachlass fand sich ein undatiertes, vermutlich aus dem Zeitraum von 1797 bis 1800 stammendes Schriftstück folgenden Inhalts:
„Die gegenwärtige Ära gehört zu den außergewöhnlichsten der Menschheitsgeschichte. Seit geraumer Zeit gewinnen allmählich Ansichten an Boden, welche die Grundlagen der Religion, der Moral und der Gesellschaft gefährden. Zuerst erfolgte ein Angriff auf die christliche Offenbarung, für die eine Naturreligion als Ersatz feilgeboten wurde... Die Existenz einer Gottheit selbst wurde in Frage gestellt und in einigen Fällen bestritten. Die Pflicht zur Frömmigkeit wurde der Lächerlichkeit preisgegeben; es wurde behauptet, der Mensch sei sterblich, und all seine Hoffnungen beschränkten sich auf die kurze Spanne seines irdischen Lebens. Vom Tod hieß es, er sei ein ewiger Schlaf; das Dogma der Unsterblichkeit wurde als Betrug dargestellt, der dazu diene, die Lebenden um der Toten willen zu quälen... Zwischen den Aposteln und Jüngern der Gottlosigkeit und jenen der Anarchie wurde ein Bündnis geschmiedet. Religion und Regierung wurden beide als überflüssig gebrandmarkt... Zu welchen praktischen Ergebnissen dieses verderbliche System führt, hat sich in Frankreich erwiesen. Es hat als Werkzeug zur Unterwanderung all seiner alten weltlichen und religiösen Institutionen mitsamt aller Kontrollmechanismen, welche die Härte der Autorität milderten, gedient; es hat eine Reihe furchtbarer Revolutionen ausgelöst, die Eigentum verwüstet, Kunstwerke vernichtet, Städte zerstört, Provinzen verheert, Regionen entvölkert, den Boden des Landes mit Blut gerötet und zu Verbrechen, Armut und Verworfenheit geführt haben... Dieses entsetzliche System schien eine Zeitlang eine Bedrohung der zivilisierten Gesellschaft darzustellen und die Gefahr eines allgemeinen Chaos unter der Menschheit heraufzubeschwören. Und obwohl die fürchterlichen Übel, die seine ersten und einzigen Früchte waren, seinen Fortschritt gehemmt haben, ist zu befürchten, dass sich das Gift schon zu weit verbreitet hat und schon zu tief eingedrungen ist, als das man es jetzt noch unschädlich machen könnte. Seine Aktivitäten [die Aktivitäten dieses Systems] sind eingestellt worden, aber seine Anhänger existieren weiter und bereiten neue Anschläge vor, sobald sich die Gelegenheit ergibt. Es besteht triftiger Grund zur Sorge, dass die Menschheit noch nicht am Ende des Unheils angelangt ist, welches es [dieses System] erzeugen soll, und dass dieses noch eine lange Reihe von Erschütterungen, Revolutionen, Schlächtereien, Verwüstungen und Elend auslösen wird. Die Symptome der nur zu offensichtlichen Präsenz dieses Systems in den Vereinigten Staaten sind erschreckend sichtbar. Unter seinem Einfluss wurden Versuche unternommen, unser Land in der frühen Phase des Krieges zu einer Allianz mit Frankreich zu verleiten und unsere Regierung dazu zu verführen, seine verabscheuenswerten Grundsätze und Ansichen mit dem Blut und den Schätzen unserer Bürger zu verteidigen und zu fördern. Unter seinem Einfluss wurde jede erfolgreiche Revolution gebilligt oder entschuldigt; alle dabei verübten Greuel wurden gerechfertigt oder verharmlost; selbst die übelsten Exzesse, die den lautstark verkündeten Prinzipien der Revolution ins Gesicht schlugen, wurden beschönigt, und die von ihr [der Revolution] verabschiedete despotische Verfassung wurde uns listig als Modell angepriesen, das unserer Nachahmung durchaus nicht unwürdig sei. Mit dem Fortschritt dieses Systems haben sich Unfrömmigkeit und Untreue sprunghaft vermehrt. Man sieht ungeheure Verbrechen, wie wir sie zuvor nicht gekannt haben...“
Wir, die wir in den fünfziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts leben, sind mit den Ergebnissen der Entwicklung, die Hamilton prophezeite, dermaßen vertraut, dass wir uns kaum vorstellen können, welcher Weitsicht es im letzten Jahrzehnt des neunzehnten Jahrhunderts bedurfte, um all dies vorauszusehen! Kaum jemand hat die Ereignisse unseres Jahrhunderts so klar vorausgeahnt wie de Luchet, der schon vor dem Beginn des Terrors in Frankreich von einer „Reihe von Katastrophen, deren Ende sich im Dunkel der Zeit verliert“ und von „einem unterirdischen Feuer“ schrieb, das ewig schwele und „periodisch in gewaltsamen und verheerenden Explosionen“ ausbreche, und Hamilton („Die Anhänger existieren weiter und bereiteten neue Anschläge vor, sobald sich die Gelegenheit dazu ergibt... Eine lange Reihe von Erschütterungen, Revolutionen, Schlächtereien, Verwüstungen und Elend“).
Das praktische Ergebnis dieser hellsichtigen Mahnungen war freilich gleich null, denn niemand zog daraus die sich aufdrängenden Konsequenzen. So wurde all das, was de Luchet, Burke, Hamilton, Barruel, Robison und Morse vorausgeahnt hatten, bittere Wirklichkeit. Wie ein Schlafwandler trat der Westen auf alle Minen, die für ihn ausgelegt waren. Die antirevolutionären Propheten wurden niedergeschrieen; die revolutionären Tribunen und Schriftsteller übernahmen die Führung der Debatte und ernteten dafür stürmischen Beifall.
Die Napoleonischen Kriege trugen dazu bei, die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit von der Verschwörung und der hinter dieser stehenden Organisation abzulenken. Zehn Jahre nach der Französischen Revolution gerieten die Dokumente der Illuminaten bereits in Vergessenheit, und die breite Masse der Bevölkerung wähnte, der Orden sei tatsächlich tot, oder er habe bei der Revolution keine Rolle gespielt; viele interessierten sich schon gar nicht mehr für diese Frage. Zwanzig Jahre nach der Französischen Revolution schmiedeten die Illuminaten ihre Ränke so eifrig wie stets zuvor. Der einzige Unterschied zu früher bestand darin, dass es der Gefolgschaft der Sekte in England und Amerika dank ihres Einflusses auf die Presse geglückt war, die Öffentlichkeit einzuschläfern und die Warner zu verleumden.
In jüngerer Vergangenheit haben die Forschungen Nesta Websters unser Wissen über den Illuminatenorden erheblich bereichert, ist es ihr doch gelungen, die Dossiers der Polizei Napoleons aufzustöbern, deren Inhalt Historikern und anderen Interessenten jetzt zugänglich ist. Sie zeigen, dass die Illuminaten zwei Jahrzehnte nach dem Ausbruch der Revolution und kurz vor Napoleons Sturz quicklebendig waren und ihre Ziele unbeirrt weiter verfolgten.
François Charles de Berckheim, ein Freimaurer, war während des Napoleonischen Kaiserreichs Sonderkommissar der Polizei in Mainz. 1810 hielt er in einem Bericht fest, dass die Illuminaten in ganz Europa über Eingeweihte verfügten und emsig darauf hinarbeiteten, ihre Prinzipien in die Freimaurerlogen einzubringen: „ Das Illuminatentum entwickelt sich zur großen und furchterregenden Macht... Könige und Völker werden darunter viel zu leiden haben, falls Weitsicht und Vorsicht seinen furchtbaren Mechanismus nicht zu brechen vermögen.“ Ein zweiter, aus dem Jahre 1814 stammender Bericht bestätigt das, was Barruel, Robison und Morse zwischen 1797 und 1799 über den Fortbestand der Geheimgesellschaft geschrieben hatten, voll und ganz:
„Die älteste und gefährlichste Vereinigung ist diejenige, die allgemein unter der Bezeichnung ‚Illuminaten' bekannt ist und deren Grundlagen auf die Mitte des vergangenen Jahrhunderts zurückgehen... Die Doktrin des Illuminatentums strebt die Abschaffung jeder Art von Monarchie an; unbegrenzte Freiheit, absolute Nivellierung ist das fundamentale Dogma der Sekte; die Bande zu zerstören, die den Herrscher eines Staates mit seinen Bürgern verketten, ist das Ziel all ihrer Bemühungen.“
Zwanzig Jahre nachdem der Herzog von Braunschweig der Freimaurerei öffentlich abgeschworen hatte, rief Berckheim in Erinnerung, dass es „unter den hauptsächlichen Führern... eine Anzahl von Männern gibt, die sich durch ihr Vermögen, ihre Geburt und die ihnen anvertrauten Würden auszeichnen“. Seiner Ansicht nach waren einige davon „keine Betrogenen, die demagogischen Träumen anhängen“, sondern hofften „in den von ihnen angeheizten Emotionen des Volkes das Mittel zur Machtergreifung zu finden, oder zumindest ihren Reichtum und Ruhm zu mehren, doch die große Mehrzahl der Anhänger glaubt mit religiöser Inbrunst daran...“
Diese Worte, die an die fünfundzwanzig Jahre zuvor gemachten Äußerungen de Luchets gemahnen, tönen heute bekannt oder sollten zumindest bekannt tönen, denn in unserer Generation haben wir abermals erlebt, dass die Machtgier wohlhabende oder berühmte Menschen dazu verleitet hat, sich mit Bewegungen einzulassen, die ihrem Reichtum und Ruhm scheinbar feindlich gesinnt waren, weil sie hoffen, mit Hilfe dieser Bewegungen noch reicher oder noch berühmter zu werden.
Im Folgenden liefert Berckheim eine Schilderung der Organisation sowie der Methoden der Illuminaten, die dem Bild entspricht, welches sich aus Weishaupts Korrespondenz aus dem Jahre 1786 ergibt; auch hier liegen die Parallelen zur Strategie des Kommunismus in unserem Jahrhundert auf der Hand. Im folgenden Abschnitt werden Charaktere geschildert, die so wirken, als entstammten sie dem 20. Jahrhundert, obwohl der Text Anno 1813 entstand:
„Da die hauptsächliche Kraft der Illuminaten in der Macht der Ansichten liegt, strebten sie von Beginn an danach, unter jenen Menschen Anhänger zu gewinnen, die durch ihren Beruf einen direkten Einfluss auf das Denken ausüben, wie beispielsweise Literaten, Gelehrte und vor allem Professoren. Letztere propagieren die Prinzipien der Sekte von ihren Lehrstühlen aus, erstere in ihren Schriften, indem sie das Gift, das sie verbreiten, auf tausenderlei Art tarnen... Vor allem an den Universitäten hat das Illuminatentum stets zahlreiche Anhänger gefunden und wird sie auch künftig finden. Jene Professoren, die der Vereinigung angehören, erforschen von Anfang an den Charakter ihrer Schüler. Wenn ein Student durch einen scharfen Verstand oder eine glühende Phantasie besticht, nehmen ihn die Sektierer gleich unter ihre Fittiche; sie flüstern ihm die Worte Despotismus, Tyrannei, Volksrechte etc. ins Ohr. Bevor er mit diesen Worten eine klare Vorstellung verbindet, wird durch für ihn ausgewählte Lektüre und geschickt arrangierte Gespräche dafür gesorgt, dass sich die ihm eingepflanzte Mikrobe in seinem jungen Hirn entwickelt, während er älter wird. Schon bald gärt seine Phantasie... Wenn er schließlich vollkommen umgarnt ist, wenn die Gesellschaft ihn jahrelang geprüft hat und sicher sein kann, dass er das Geheimnis unverbrüchlich wahren und sich ihr voll und ganz hingeben wird, offenbart man ihm, dass Millionen von Menschen in allen Staaten Europas seine Gefühle und Hoffnungen teilen, dass ein geheimes Band alle zerstreuten Mitglieder dieser riesigen Familie fest aneinanderkettet, und dass die von ihm so dringend ersehnten Reformen früher oder später zustande kommen müssen. Diese Propaganda wird durch die bestehenden Studentenverbindungen erleichtert, die sich zum Studium der Literatur, zum Fechten, Spielen oder auch zu bloßen Ausschweifungen treffen. Die Illuminaten schleichen sich in all diese Zirkel ein und verwandeln sie in Zentren zur Propagierung ihrer Prinzipien. Auf diese Weise hat die Vereinigung von ihren Anfängen bis hin zur Gegenwart stete Fortschritte erzielt; indem das Illuminatentum die Angehörigen der höchsten Klassen von Kindheit an mit den Keimen des Gifts infiziert, den Studenten Ideen einflösst, die der Ordnung, unter der sie leben müssen, diametral entgegengesetzt sind, und die Bande zerstört, die sie an Fürsten ketten, hat es die größte Zahl von Jüngern rekrutiert.“
So überlebte das Illuminatentum und blühte in der Dunkelheit, nachdem seine „Jünger“ in den Zeitungsredaktionen sowie auf den Lehrstühlen der Universitäten die öffentlichen Rufe nach seiner Ausmerzung zum Schweigen gebracht hatten. Die Entwicklung dauerte seither rund fünf Generationen an, und in jeder Generation gingen der Sekte eine erhebliche Anzahl gesellschaftlich hochrangiger Personen sowie ein gewisser Teil der jungen Universitätsstudenten ins Netz. Die einzige Gegenmaßnahme, die den Ränkeschmieden Einhalt geboten und den ahnungslosen jungen Opfern die Augen geöffnet hätte, wäre eine umfassende Aufklärung der Öffentlichkeit über die Weltrevolution und ihre Methoden gewesen, doch in keiner einzigen Generation ist ein solcher Schritt je erfolgt, so dass es der Sekte gelang, sich zu behaupten und ihre Macht noch zu vergrößern. Dass sich die Regierungen von Generation zu Generation weigern, die notwendigen Ermittlungen durchzuführen und die Sekte bloßzustellen, hat nur eine einzige mögliche Erklärung: Wie in den Tagen Weishaupts hocken die Jünger des Illuminatenordens auch heute in den Regierungen selbst. Hieb- und stichfeste Beweise hierfür haben die Ereignisse unseres Jahrhunderts erbracht.
Was geschah mit Weishaupt selbst, nachdem er entlarvt und sein Orden geächtet worden war? 1808 erkundigte er sich nach einem Detail des freimaurerischen Rituals. Ein prominentes Mitglied der Loge Grand Orient, Marquis de Chefdebien, erfuhr davon und schrieb anschließend an einen Freund, aus dem Illuminatentum seien jene Männer hervorgegangen, welche „Aufstände, Verwüstung und Mord“ heraufbeschworen hätten. Als Weishaupt 1830 das Zeitliche segnete, war sein Orden vermutlich mächtiger denn je zuvor, stand jedoch kurz vor einem Namenswechsel, denn schon in den vierziger Jahren des neunzehnten Jahrhunderts nannte sich diese Organisation, die ihre Ziele unverändert verfolgte, „kommunistisch“. Auf den Kommunismus werden wir in späteren Kapiteln zu sprechen kommen.
Dies ist die Geschichte von Adam Weishaupt, jenem Mann, dessen Name für immer mit der Weltrevolution als permanenter Idee und permanentem Ziel verbunden sein wird; diese Idee und dieses Ziel wurden von einer seither kontinuierlich existierenden Organisation von Verschwörern verfochten, die in allen Ländern wirken und die Unterdrückung und Ungerechtigkeit keineswegs abschaffen, sondern in noch schlimmerer Form verewigen wollen.
Wer immer seine Förderer waren und was auch immer die Quellen gewesen sein mögen, aus denen er seine profunde Kenntnis der menschlichen Schwäche schöpfte, Tatsache ist, dass Adam Weishaupt „die Fäden sämtlicher Verschwörungen in seinen Händen vereinte und zu einem gigantischen Plan zur Zerstörung Frankreichs und der Welt zusammenwob“ (Nesta Webster). In seiner Armee waren Männer aller Klassen und der unterschiedlichsten Überzeugungen durch Bande der Infamie aneinandergekettet, die anscheinend nicht minder stark als jene der Treue und der Ehre waren. Nesta Webster schreibt:
„Weishaupts bewundernswertes System dicht abgeschotteter Zellen verhinderte, dass seine Gefolgsleute sich der großen zwischen ihnen bestehenden Unterschiede gewahr wurden, und sie marschierten alle bewusst oder unbewusst auf ein und dasselbe Ziel zu.“
Hatte es früher zahlreiche Gruppierungen gegeben, die mit den bestehenden Verhältnissen unzufrieden waren und sie zu ändern gedachten, so schweißte Weishaupt sie alle zu einer einzigen Oppositionsbewegung zusammen. Mit ihm und dem Illuminatentum wurden, um wiederum Nesta Webster zu zitieren, „verschwommene subversive Theorien zu einer aktiven Revolution“; es wurde ein Generalstab gebildet, die kommenden Schlachten wurden geplant, die Ziele wurden schärfer umrissen. Heute, fast zweihundert Jahre später, liegen die Folgen all dessen klar zutage: Entweder wird die zerstörerische Weltrevolution über das Christentum und das Abendland triumphieren und beides vernichten, oder sie wird selbst vernichtend geschlagen. Es gibt keinen dritten Weg, keinen Mittelweg und keinen anderen möglichen Ausgang des Konflikts, von dem die Welt erstmals im Jahre 1786 erfuhr. Dies haben führende Staatsmänner und Denker sowie die Anhänger der Sekte selbst von Beginn an klar erkannt. 1875 fasste Monseigneur Dillon die unabänderlichen Fakten kurz und bündig zusammen:
„Hätte Weishaupt nicht gelebt, so hätte die Freimaurerei nach der Reaktion, die auf die Französische Revolution folgte, womöglich aufgehört, eine Macht zu sein. Er verlieh ihr eine Form und einen Charakter, die sie dazu befähigte, diese Reaktion zu überleben, ihr bis zum heutigen Tag immer neue Energie verlieh und dazu führen wird, dass sie immer größere Fortschritte erzielt, bis ihr Endkampf gegen das Christentum darüber entscheiden wird, ob Christus oder Satan letzten Endes über die Welt regieren wird.“
Das vorliegende Buch ist eine Studie der heutzutage wichtigsten weltpolitischen Frage, der „Judenfrage“, doch in diesem bisher längsten Kapitel war bislang nicht von dieser Frage, oder überhaupt von den Juden, die Rede. Dafür gibt es einen triftigen Grund. Fünfzig Jahre nach der Französischen Revolution unterstand die Weltrevolution jüdischer Führung, doch dass die Juden bei der Weltrevolution in ihrer französischen Phase die Hand im Spiel gehabt hätten, lässt sich nicht nachweisen. Unter diesen Umständen ist es sehr wohl möglich, dass die Weltrevolution anfangs kein jüdisches Unterfangen war und erst später unter jüdische Kontrolle geriet. Definitive Schlussfolgerungen lassen sich nicht ziehen, denn die Verwischung von Spuren ist das oberste Prinzip revolutionärer Taktik.
Allem Anschein nach spielten die Juden bei der ursprünglichen Verschwörung, jener Weishaupts und der Illuminaten, keine oder allenfalls eine geringfügige Rolle; bei der Französischen Revolution war ihr Anteil unter den Revolutionsführern nicht höher als ihr Anteil unter der Bevölkerung insgesamt. Bezüglich des ersten Punktes schreibt die namhafteste Autorität auf diesem Gebiet, Nesta Webster, Juden seien „nur in seltenen Fällen“ in den Orden aufgenommen worden. Leopold Engel, eine mysteriöse Figur, die den Orden 1880 reorganisierte, geht noch weiter und behauptet, die Rekrutierung von Juden sei ausdrücklich verboten gewesen. Andererseits stellte sich Mirabeau, ein namhafter Illuminat und Revolutionär, hinter jüdische Forderungen und Anliegen, so dass ein allfälliges Verbot der Anwerbung von Juden eine jener Tarnmaßnahmen gewesen sein könnte, auf die Weishaupt so großen Wert legte.
Die führenden Fachleute sind sich darüber einig, dass die Illuminaten die Anstifter der Revolution und in allen Ländern vertreten waren. Chevalier de Malet hielt fest: „Die Urheber der Revolution sind nicht mehr Franzosen, als dass sie Deutsche, Italiener, Engländer etc. sind. Sie bilden eine besondere Nation, die im Dunkel geboren wurde und aufwuchs, inmitten aller zivilisierten Nationen, die sie unterwerfen und beherrschen wollen.“ Dasselbe Bild ergibt sich heute auch aus der Erforschung der Französischen Revolution; es unterscheidet sich radikal von dem der Russischen Revolution von 1917, auf die diese Worte in keiner Hinsicht zuträfen.
Bei der Französischen Revolution selbst (im Gegensatz zu der ihr vorausgehenden Verschwörung) ist die Rolle der Juden recht klar; sie bestand darin, „die Unordnung zu begünstigen“, wie es im Koran heißt, doch unternahmen sie keinen Versuch, die Kontrolle über die Revolution an sich zu reißen. Den damaligen Dokumenten lässt sich oft nicht entnehmen, ob eine Person jüdischer Abstammung war, weil die betreffenden Autoren dies nicht erwähnten. Außerdem richtete sich die Revolution in ihrer Französischen Phase zumindest dem Anschein nach gegen alle Religionen und Nationen (in der russischen Phase war dies nicht mehr der Fall). Deshalb gehörten dem Pöbel, der, während in den Kirchen von Paris Feste zu Ehren der „Vernunft“ gefeiert wurden, der revolutionären Versammlung Kreuze und Kelche brachte, auch Juden an, die aus den Synagogen Schmuckstücke geraubt hatten und der Profanierung preisgaben. Im „Tempel der Freiheit“ bewies ein „in den Vorurteilen der jüdischen Religion erzogener Bürger“ namens Alexandre Lambert, dass „alle Arten von Religion Betrügereien sind, die den Menschen gleichermaßen erniedrigen“. Dabei verlieh Lambert seinem Protest gegen die Knechtschaft des Talmud beredten Ausdruck:
Es gibt zwar Autoren, denen zufolge die Juden sich nicht nur an der Revolution beteiligten, sondern für deren schlimmste Greuel verantwortlich waren, doch dies ist bloße Prahlerei, die von jüdischer und nicht von nichtjüdischer Seite stammt. Zu diesen Autoren gehörte beispielsweise ein Léon Kahn, der hundert Jahre nach den Geschehnissen behauptete, von ihm namentlich genannte Juden seien für die Angriffe auf den König und die Religion verantwortlich gewesen. Diese Art von Geschichtsfälschung, die sich in der jüdischen Literatur nicht selten findet, verfolgt den Zweck, nachzuweisen, dass solche Dinge einzig und allein durch die Hand Jahwes, also durch die Juden, geschehen können. Offenbar war Kahn unfähig, die Französische Revolution anders darzustellen als in Bildern, die der Geschichte von Daniel und Belsazer entlehnt waren. Hätte sich nicht die Russische Revolution ereignet, so würde es sich nicht lohnen, Herrn Kahn auch nur zu erwähnen; auch in diesem Fall verleitet unser heutiges Wissen uns dazu, Behauptungen wie die seinen für bare Münze zu nehmen.
Als die Französische Revolution abgeklungen war, machte es den Anschein, die jüdischen Führer hätten im Interesse ihrer Gemeinde das Beste aus der Situation gemacht, was selbstverständlich ihr gutes Recht war. Im Lichte der späteren Ereignisse lässt sich freilich sagen, dass jene Juden, die von den Ereignissen profitierten, die Ostjuden waren und dass diese nichtsemitischen Konvertiten zum Judentum die Entwicklung zum ersten konzertierten Sturmangriff auf das Abendland nutzten.
Die meisten französischen Juden waren Sepharden, also Nachkömmlinge der spanischen und portugiesischen Juden, die zumindest teilweise von den Hebräern Palästinas abstammten. Sofern diese Juden noch unter rechtlichen Diskriminierungen zu leiden hatten, wurden letztere im Jahre 1790 durch ein Dekret beseitigt, das alle Juden zu französischen Bürgern machte.
Allerdings gab es damals im Elsass bereits eine Gemeinde, die aus Aschkenasen bestand. Diese Ostjuden waren äußerst unbeliebt; der Vorschlag, ihnen das französische Bürgerrecht zu verleihen, führte in der Generalversammlung zu stürmischen Debatten und löste unter den elsässischen Bauern einen regelrechten Aufruhr aus. Bei diesem Anlass erschollen wiederum Warnungen, wie sie in Europa bereits in früheren Jahrhunderten erklungen waren. Abbé Mauret mahnte die Abgeordneten:
„Die Juden haben sich siebzehn Jahrhunderte lang nicht mit anderen Nationen vermischt... Man darf sie nicht verfolgen; sie müssen als Individuen geschützt werden, nicht aber als Franzosen, denn sie können keine Bürger sein... Was immer ihr tut, sie werden stets Fremdlinge unter uns bleiben.“
Der Bischof von Nancy stieß ins gleiche Horn: „Man muss ihnen Schutz, Sicherheit und Freiheit zuteil werden lassen, doch sollten wir einem Stamm Zutritt zu unserer Familie gewähren, der ihr fremd ist, dessen Augen unaufhörlich auf ein seinen Angehörigen gemeinsames Land gerichtet sind, der davon träumt, das Land zu verlassen, in dem er ansässig ist? Die Interessen der Juden selbst machen diesen Protest erforderlich.“
Selbst die Sepharden schlossen sich diesem Protest an: „Wir machen kein Hehl aus unserer Überzeugung, dass unser Status in Frankreich heute keinen Anlass zur Diskussion gäbe, hätten gewisse Forderungen der Juden Elsass-Lothringens und der drei Bischofstümer nicht eine Verwirrung erzeugt, die anscheinend auch auf uns abfärbt... Den Zeitungen nach zu urteilen, scheinen diese Forderungen recht ungewöhnlich zu sein, weil diese Juden in Frankreich einen Sonderstatus verlangen, nur für sie gültige Gesetze haben wollen und eine Klasse von Bürgern zu bilden gedenken, die von allen anderen getrennt lebt.“
Zu diesem jüdischen Protest hatte es schon in früheren Jahrhunderten Parallelen gegeben, die von den nichtjüdischen Herrschern allerdings regelmäßig ignoriert wurden. Auch diesmal war ihm ebenso wenig Erfolg beschieden wie dreißig Jahre früher dem Widerstand der Pariser Händler gegen ein Dekret, das Juden den Eintritt in ihre Verbände erlaubte:
„Der französische Händler treibt seinen Handel allein; jedes Handelsunternehmen ist gewissermaßen isoliert, während die Juden Bestandteile des Quecksilbers sind und letzten Endes immer einen festen Block bilden.“
Ungeachtet aller Opposition erhielten auch die elsässischen Juden 1791 die französische Staatsbürgerschaft. Als Napoleon die Macht ergriff, hatte das jüdische Problem bereits gewaltige Ausmaße angenommen, und da es ihm nicht gelang, es zu lösen, wurde es schon bald zu einem Problem für die Welt.
Von diesem Zeitpunkt an tat die führende Sekte innerhalb des Judentums alles in ihrer Macht stehende, um den Einfluss der ursprünglichen, sephardischen Juden zu verringern und jenen der in geschlossenen Siedlungsgebieten im Osten lebenden Aschkenasen zu mehren. Die Aschkenasen migrierten alsbald in immer größeren Scharen nach Mittel- und Westeuropa (und später nach Amerika), schwangen sich zu Führern der Weltrevolution auf und bliesen überall zum Sturm auf die bestehenden Regierungen, die Religion und die Nation.
Diese Entwicklung kam nach der ersten Phase der Weltrevolution, der Französischen Revolution, in Gang und erinnerte an das Eindrücken einer Tür oder den Bruch eines Deichs. Bisher hatte man allenfalls behaupten können, die Juden hätten zur Revolution einen Beitrag geleistet, der ihrem Anteil an der Bevölkerung entsprach, und von ihr etwas mehr profitiert als andere. Doch nun wandelte sich das Bild jäh; von jetzt an waren die Juden nicht bloße Teilnehmer am revolutionären Prozess, sondern dessen Führer.
In den fünf Jahrzehnten, die auf die Enthüllung eines weltrevolutionären Plans und die bald danach ausgebrochene Französische Revolution folgten, verliefen die Geschichte des Judentums und jene der Weltrevolution nicht länger getrennt, sondern flossen zusammen. Die weiterhin existierende Verschwörung und die Juden (genauer gesagt, die führende Sekte innerhalb des Judentums) wurden buchstäblich miteinander identisch; niemand konnte fortan guten Gewissens behaupten, sie hätten nichts miteinander zu tun. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts befand sich die Weltrevolution unter jüdischer Führung.
Dies wurde von einem Mann bezeugt, an dessen Sachkenntnis kein Zweifel statthaft war und dessen Warnungen sich im Folgenden ebenso bewahrheiten sollten wie die der früheren Mahner de Luchet, Hamilton und Burke. Dieser Mann war kein Geringerer als Benjamin Disraeli, Premierminister von Großbritannien.
2. Whittaker Chambers, ein leicht beeinflussbarer, charakterlich labiler junger Amerikaner, wurde 1925 an der Universität von Columbia, New York, von den Kommunisten angeworben. Im folgenden war er als Agent und Kurier tätig, der unter einem Pseudonym arbeitete und seinen kommunistischen Vorgesetzten gestohlene Dokumente zuspielte. 1938 wurde er seiner Tätigkeit sowie der kommunistischen Partei überdrüssig. Schockiert über die Allianz zwischen Kommunisten und Nationalsozialisten versuchte er 1939, Präsident Roosevelt über die Infiltration des Regierungsapparates durch kommunistische Agenten sowie die fortgesetzte Spionage aufzuklären, wurde jedoch rüde abgewiesen: Ein Emissär des Präsidenten riet ihm, „in den See zu springen“. Vorsichtigerweise hatte er sein Beweismaterial (Hunderte von Photographien offizieller Geheimdokumente) in einem ausrangierten Fahrstuhlschacht verborgen. Bis 1948 blieb es still um ihn, doch dann wurde sein Name im Rahmen eines Ermittlungsverfahrens genannt, das durch die Enthüllungen eines anderen ehemaligen kommunistischen Agenten ausgelöst worden war, und er wurde in den Zeugenstand gerufen. Unmittelbar danach reichte ein hoher Regierungsbeamter namens Alger Hiss Strafanzeige gegen Whittaker Chambers ein, weil ihn dieser bezichtigt hatte, streng geheime Papiere gestohlen und über ihn, Chambers, an die Kommunisten weitergeleitet zu haben. Um sich verteidigen zu können, bat Chambers einen Verwandten in New York, nachzuforschen, ob sich die von ihm verborgenen Papiere immer noch in dem Fahrstuhlschacht befanden. Dies war in der Tat der Fall, und als Chambers das staubbedeckte Paket nach zehn Jahren öffnete, wurde er sich der immensen Brisanz seines Inhalts erst so richtig bewusst. Er versteckte das Paket zunächst in einem hohlen Kürbis auf seiner Farm, legte es aber bei dem Prozess, den Hiss wegen übler Nachrede gegen ihn angestrengt hatte, als Beweismaterial vor. Dies führte dazu, dass Hiss wegen Spionage verurteilt wurde und die kommunistische Unterwanderung der amerikanischen Regierung zumindest teilweise ans Licht kam; sie hatte solche Ausmasse angenommen, dass der Schluss nahe liegt, die Politik der Vereinigten Staaten sei während des ganzen Zweiten Weltkriegs großenteils von den Führern der Weltrevolution in Moskau beeinflusst worden.(zurück)3. Moses Mendelssohns vor fast zweihundert Jahren gemachte Ausführungen geben die jüdische Einstellung gegenüber den „minderen Arten ohne Gesetz“ (Kipling) korrekt wieder. In unseren Tagen (Anno 1955) entstand in Israel ein Plan, die minderen Arten nominell der jüdischen Gemeinschaft anzugliedern, sie de facto aber auch weiterhin zu diskriminieren und auszugrenzen. Wie sich der Leser erinnert wird, waren Konvertiten zum Judentum in der vorchristlichen Periode willkommen, doch nach Beginn der christlichen Ära wurde die jüdische Haltung gegenüber Konversionen zusehends feindlicher, und diese Feindseligkeit nahm schließlich geradezu rabiate Züge an (abgesehen von der Massenbekehrung der mongolischen Khasaren, von denen die heutigen Aschkenazen abstammen). Laut dem Talmud sind Proselyten „für Israel so schädlich wie die Krätze“. (zurück)
1955 meinte ein in Deutschland geborener, jedoch in den USA lebender junger Reform-Rabbiner namens Jakob Petuchowski, für die Juden sei nun die Zeit gekommen, unter den Nichtjuden zu missionieren, wobei sich diese Missionsarbeit an den von Moses Mendelssohn aufgestellten Prinzipien orientieren müsse. Dabei fand Petuchowski eine Lösung für ein Problem, das Mendelssohn unüberwindbar erschienen war („Gemäß den Grundsätzen meiner Religion darf ich nicht versuchen, jemanden, der von Geburt nicht unserer Gemeinschaft angehört, zu bekehren... Die jüdische Religion ist absolut dagegen [d.h. gegen Konversionen].)“ Petuchowski schlug vor, die Missionstätigkeit solle auf einer Grundlage erfolgen, die den Nichtjuden gegenüber den Juden einen Status einräumen sollte, der recht genau demjenigen der amerikanischen Negersklaven gegenüber den weißen Herren der Plantagen entsprach. Von den Konvertiten sollte lediglich verlangt (oder besser gesagt, ihnen sollte lediglich erlaubt) werden, den „sieben noachidischen Gesetzen“ zu gehorchen; vermutlich enthält dieser Ausdruck eine Anspielung auf das neunte Kapitel der Genesis. Die Befolgung der vielen hundert Gesetze, die Gott den Juden laut dem Mosaischen Gesetz auferlegt hat, sollte den Nichtjuden nicht abverlangt werden. Auf diese Weise sollte das Judentum den „minderen Arten“ anscheinend jene „Religion der Natur und Vernunft“ schenken, die ihnen schon Adam Weishaupt und Moses Mendelssohn empfohlen hatten. Wenn sie sich dann „Juden“ nennen, tun sie es einfach den schwarzen Plantagensklaven gleich, welche die Familiennamen ihrer Besitzer zu übernehmen pflegten.
Diesem raffinierten Vorschlag mochte vielleicht die Überlegung zugrunde liegen, dass die jüdische Macht mittlerweile weltweit dermaßen groß ist, dass sie eine Klärung des Status der „minderen Arten“ erforderlich macht, wenn das Gesetz wortwörtlich befolgt werden soll. Petuchowskis eigene Formulierung lautete wie folgt: „Religiöse Juden glauben, dass die Pläne für Gottes Königreich auf Erden bereits angelaufen sind... Jene Nichtjuden, welche diese Rettung in weiterem Sinne anstreben, sollten deshalb mit dem vertraut gemacht werden, was das Judentum zu bieten hat, und sollten aufgefordert werden, ihr Geschick mit demjenigen Israels zu verketten.“ Was das Judentum „zu bieten hat“, ist die „Religion der Natur und Vernunft“.
4. Der Satz „Und woher kommt das alles, wenn nicht von den Rabbinern?“ bietet uns die Gelegenheit, darauf hinzuweisen, dass das Judentum zum Zeitpunkt, wo Alexandre Lambert diese Worte sprach, eben erst in seine rabbinische Periode eingetreten war. Bis zur Teilung Polens im Jahre 1772 hatte es stets ein sichtbares Zentrum oder eine führende Autorität für das gesamte Judentum gegeben. Anfangs war dies das levitische Priestertum in Jerusalem und Babylon. Während der Römerzeit bildete die vorherrschende Partei, die der Pharisäer, in der Praxis die Regierung. Nach dem Fall Jerusalems und der Zerstreuung der Juden entstand eine „mobile Regierung“, die ihren Sitz der Reihe nach in Palästina, Babylonien, Spanien und Polen hatte. 1772 tauchte diese Regierung in den Untergrund ab, und es begann die rabbinische Periode, während deren jede jüdische Gemeinde ihrem eigenen Rabbiner unterstand. Unter letzteren gab es natürlich Männer, die sich in bezug auf Orthodoxie und Charakter stark unterschieden und alle Schattierungen von der extremsten bis zur gemäßigtsten verkörperten, doch in unserem Jahrhundert hat sich gezeigt, dass die meisten von ihnen wie schon in den früheren Perioden der jüdischen Geschichte das jüdische Gesetz, welches vom nichtjüdischen Standpunkt aus Extremismus in seiner reinsten Form darstellt, wortwörtlich befolgen. (zurück)