Kapitel 5
Der Fall Babylons
Ehe andere Völker die Auswirkungen des Mosaischen Gesetzes erstmals zu spüren bekamen, trug sich im Jahre 538 v. Chr. ein Ereignis zu, das ungeahnte Bedeutung für die Geschichte unseres Jahrhunderts gewinnen sollte: Der Fall Babylons.
Die Parallelen zwischen den Geschehnissen unserer Zeit (d.h. der Gestalt, welche die Welt als Ergebnis der beiden grossen Kriege angenommen hat) und dem Fall Babylons sind allzu frappant, um auf blossem Zufall zu beruhen; in der Tat lässt sich nachweisen, dass ihnen ein sorgsam durchdachter Plan zugrunde lag. Ohne es zu ahnen, unterstehen die Völker des Westens in unserem Jahrhundert nicht etwa ihrem eigenen Gesetz, sondern dem Gesetz Judas, wobei ihre von fremden Kräften gesteuerten Regierungen als dessen Vollzieher walten.
In allen drei Fällen (beim Untergang Babylons, im Ersten sowie im Zweiten Weltkrieg) traten grundsätzlich dieselben Akteure auf, und die Ereignisse verliefen nach demselben Schema. Auf der einen Seite stand jeweils ein fremder Potentat, der die Judäer, später „Juden“ genannt, unterdrückte. In Babylon war dies König Belsazer, im Ersten Weltkrieg der russische Zar und im Zweiten Weltkrieg Adolf Hitler. Diesem „Unterdrücker“ tritt ein anderer mächtiger Fremder entgegen, der „Befreier“. Dieser war in Babylon der Perserkönig Kyros, im Ersten Weltkrieg Lord Balfour, im Zweiten Weltkrieg der amerikanische Präsident Truman.
Der dritte Akteur ist ein triumphierender Prophet Jahwes, der am Hofe des Befreiers weilt und dem Unterdrücker seinen Untergang prophezeit. In Babylon hiess dieser Prophet Daniel. Im Ersten sowie im Zweiten Weltkrieg hiess er Dr. Chaim Weizmann.
Soviel zu den Akteuren; gehen wir zur Handlung über. In allen drei Fällen übt Jahwe Rache an den Heiden; die Juden triumphieren und werden voll rehabilitiert:
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König Belsazer, dem Daniel seinen baldigen Tod geweissagt hat, wird „in derselben Nacht“ umgebracht, und sein Reich fällt dem Feind in die Hände.
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Die jüdischen Schergen, die den Zaren mitsamt seiner Familie ermordeten, schreiben folgende Zeilen an die Wand des Raumes, wo sich das Verbrechen zugetragen hat: „Belsazer ward in selbiger Nacht/von seinen Knechten umgebracht.“ Es sind dies die letzten Worte des Gedichtes „Belsatzar“, das von dem jüdischen Dichter Heinrich Heine stammt.
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Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die in Nürnberg zum Tode verurteilten NS-Führer am jüdischen Tag der Sühne gehängt.
Somit verliefen die beiden grossen Kriege unseres Jahrhunderts nach einem im Alten Testament beschriebenen Muster – der Eroberung Babylons durch die Perser, auf welche die Befreiung der Juden folgte.
Gewiss: Die Babylonier und die Perser, die diesen Krieg ausfochten, werden dabei ihre eigenen Ziele verfolgt und sich herzlich wenig um die Judäer geschert haben. Doch in der uns überlieferten Version der Ereignisse dreht sich alles nur um diese und ihr Geschick; der Rest ist vergessen. Das einzige, was man heute mit jenem Krieg in Verbindung bringt, sind die Rache Jahwes und der Triumph der Judäer. Eine ähnliche Verengung unseres Geschichtsbilds zeichnet sich allmählich in bezug auf die beiden Weltkriege ab.
König Belsazer ist als Unterdrücker der Judäer in die Geschichte eingegangen; obwohl die Verbannung des auserwählten Volkes nach Babylon die von Jahwe angeordnete Strafe für seine Nichtbefolgung des Gesetzes ist, gilt Belsazer als „Verfolger“ und muss deshalb unnachsichtig bestraft werden. Aber auch der Perserkönig Kyros ist nichts weiter als Jahwes Werkzeug, dem die Aufgabe zufällt, die Flüche, die dieser über sein Volk verhängt hat, auf dessen Feinde abzuwälzen, nachdem diese ihre Mission, die Judäer eine Zeitlang zu knechten, erfüllt haben. Dementsprechend darf Kyrus keinen Dank dafür erwarten, dass er Babylon erobert und die Judäer befreit hat; er ist im Grunde um kein Haar besser als Belsazer, und auch seinem Reich winkt früher oder später die Vernichtung.
Soweit wir aus glaubwürdigen historischen Quellen wissen, war Kyrus ein aufgeklärter Herrscher und der Begründer eines Imperiums, das sich über ganz Westasien erstreckte. Die Geschichtsbücher vermelden, er habe „den unterworfenen Nationen Religionsfreiheit und die Bewahrung ihrer Institutionen“ zugestanden. Somit waren die Judäer nur eines von vielen Völkern, die von dieser toleranten Politik profitierten; wäre es König Kyros vergönnt, heute unter die Lebenden zurückzukehren, wäre er vermutlich bass erstaunt darüber, als Mann in die Geschichte eingegangen zu sein, dessen einziges und dauerhaftes Verdienst darin bestand, ein paar tausend Judäern die Rückkehr nach Jerusalem erlaubt zu haben. Würde er aber zufällig die Einschätzung der Politiker des 20. Jahrhunderts teilen, welche diesem Entscheid ungeheue Bedeutung beimessen, so würde er zu seiner Verwunderung feststellen, dass er mit diesem Gnadenakt einen vermutlich grösseren Einfluss auf die Geschichte der nächsten zweieinhalb Jahrtausende ausgeübt hat als irgendein anderer Herrscher vor oder nach ihm. Keine andere Tat eines Fürsten des Altertums hatte nämlich dermassen gewaltige Auswirkungen bis in unsere Zeit hinein.
Im 20. Jahrhundert haben zwei Generationen westlicher Politiker darin gewetteifert, die Rolle eines modernen Kyros spielen zu dürfen. Die Folge war, dass die beiden Weltkriege bloss zwei wirklich wichtige und langfristige Ergebnisse gezeitigt haben: Jahwes Rache am „Verfolger“ sowie ein jüdischer Triumph in Form von „Rückehr“ und „Wiedergutmachung“. Damit ist die überlieferte Version der Geschehnisse in Babylon im 20. Jahrhundert zum obersten „Gesetz“ geworden, das über allen anderen Gesetzen, über der Wahrheit und der Geschichte steht.
Diese überlieferte Version ist freilich grossenteils Legende oder, wie man heute sagen würde, Propaganda. König Belsazer dürfte von den Leviten erfunden worden sein. Jenes Buch des Alten Testaments, das vom Fall Babylons kündet, wurde Jahrhunderte später verfasst und einem „Daniel“ zugeschrieben. Dieser, einer der in der babylonischen Gefangenschaft schmachtenden Judäer, soll dank seiner Fähigkeit, Träume zu deuten, zu einer hochangesehenen Persönlichkeit am Königshof geworden sein. Ihm fiel die Aufgabe zu, das „Zeichen an der Wand“ zu deuten (Daniel, 5.)
Belsazer, „der Sohn Nebukadnezars“, demütigt die Judäer, indem er die goldenen und silberen Gefässe, die sein Vater aus dem Tempel zu Jerusalem raubte, bei einem Festmahl für seine Prinzen, Frauen und Konkubinen benutzt. Hierauf schreibt eine Hand die Worte „Mene, mene, tekel, upharsim“ an die Wand. Belsazer lässt Daniel holen, damit dieser ihm den Sinn der Inschrift offenbare, was er bereitwillig tut: „Gott hat dein Königtum gezählt und beendet. Man hat dich auf der Waage gewogen und zu leicht befunden. Dein Reich ist zerteilt und den Medern und Persern gegeben.“ (Daniel 5; 26-28.) Belsazer wird „in derselben Nacht“ getötet (Daniel 5; 30), und der persische Eroberer zieht in Babylon ein, worauf er die Judäer freilässt.
Auf diese Weise werden der Tod eines Königs und der Untergang seines Reichs als unmittelbare Folgen der Beleidigung Judas sowie als Rache Jahwes an den Verächtern seines Volkes dargestellt.
Der kleine Schönheitsfehler, dass weder Daniel noch König Belsazer je gelebt haben, ist nicht von Bedeutung, denn durch ihre Aufnahme in die levitischen Schriften hat diese Geschichte den Status eines legalen Präzedenzfalls erworben. Wie bereits erwähnt, schrieben die Mörder der Zarenfamilie im Jahre 1918 die letzten Worte aus Heinrich Heines Gedicht „Belsatzar“ an die blutbefleckten Wände, wodurch sie sich zu ihrer Tat bekannten und diese mit eben diesem Präzedenzfall rechtfertigten.
Wenn eine alte Legende noch nach fünfundzwanzig Jahrhunderten dermasssen folgenschwere Auswirkungen zeitigen kann, bringt es wenig, säuberlich nachzuweisen, dass ihr Inhalt historisch falsch ist, denn sowohl die Politiker als auch die Massen lieben Legenden mehr als die Wahrheit. Tatsache ist nichtsdestoweniger, dass von den drei Protagonisten der Geschichte nur König Kyros nachweislich gelebt hat, während Belsazer und Daniel Erfindungen der levitischen Phantasie sein dürften.
Die Jewish Encyclopedia hebt hervor, dass König Nebukadnezar keinen Sohn namens Belsazer hatte und dass in Babylon kein Belsazer auf dem Thron sass, als es von Kyros erobert wurde. „Der Verfasser des Buches Daniel verfügte einfach nicht über korrekte Unterlagen“, kommentiert sie diesen Sachverhalt und gibt damit zu erkennen, dass sie nicht glaubt, das Buch Daniel sei von jemandem geschrieben worden, der die betreffenden Geschehnisse miterlebt hat. In der Tat: Hätte ein Günstling am Hofe des babylonischen Königs dieses Buch verfasst, so hätte er doch zumindest den Namen des Herrschers gekannt, dem er sein baldiges Ende prophezeite, und somit „über korrekte Unterlagen verfügt“.
Es unterliegt also keinem Zweifel, dass das Buch Daniel ebenso wie die Mose zugeschriebenen Gesetzesbücher das Werk der levitischen Schreiber war, die auch weiterhin dafür sorgten, dass die Geschichte in Übereinklang mit dem damals bereits schriftlich festgelegten Gesetz stand. Wenn man zwecks Illustrierung dieses Gesetzes, und um einen historischen Präzedenzfall zu schaffen, einen König Belsazer erfinden konnte, konnte man sich ohne weiteres auch einen Propheten Daniel aus den Fingern saugen. Dieser offensichtlich mythische Daniel ist der Lieblingsprophet der Zionisten unserer Zeit. Sie sind ungemein angetan von einer Geschichte, in der erzählt wird, wie Jahwe die den Juden zugefügte Schmach rächt und dem Schuldigen sein Schicksal mittels Zeichen an der Wand voraussagt, und sie sehen darin ein Vorbild für alle künftigen Zeiten. Stärker als sämtliche bisher verflossenen Jahrhunderte hat das unsere sie in ihren Überzeugungen bestätigt; für sie erteilt Daniel, dessen Deutung sich noch in derselben Nacht als richtig erweist, den früheren israelitischen Propheten, die einen liebenden Gott aller Menschen gepredigt hatten, die gebührende Antwort. Der Fall Babylons, bzw. die Art, wie sich dieser laut der levitischen Version abspielte, stellt in ihren Augen einen schlagenden Beweis für die Richtigkeit und die Kraft des Mosaischen Gesetzes dar.
Freilich wäre nichts von alle dem ohne König Kyros geschehen, der als einziger der drei Hauptakteure unzweifelhaft eine historische Gestalt war und einigen tausend Judäern die Rückkehr nach Jerusalem gestattete. Die Strategie der levitischen Politiker, die darin bestand, Kontrolle über einen fremden Potentaten zu gewinnen und ihn zur Verwirklichung ihrer Ziele vor ihren Karren zu spannen, hatte ihre Feuerprobe glänzend bestanden.
Der Perserkönig war der erste einer langen Reihe nichtjüdicher Herrscher, die sich von der Sekte umgarnen liessen; durch ihn stellte sie erstmals unter Beweis, dass sie das Geheimnis entdeckt hatte, wie man fremde Regierungen erst unterwandert und dann lenkt. In unserem Jahrhundert hat sie diese Kunst zu derartiger Perfektion entwickelt, dass alle Regierungen der westlichen Welt im wesentlichen ein und derselben Kontrolle unterstehen, was bedeutet, dass ihre Handlungen letzten Endes stets jenen zugute kommen, die hinter den Kulissen die Fäden ziehen. Gegen Ende dieses Buches wird der Leser erfahren, mit welchen Mitteln die westlichen Regierungen beeinflusst und die Völker zum Nutzen und Frommen der Hintergrundmächte gegeneinander aufgehetzt werden. Um zu erfahren, warum sich die Regierenden im Westen, darunter auch die Führer seines eigenen Landes, von den Drahtziehern manipulieren lassen, wird der Leser freilich in seine eigene Seele blicken müssen.
König Kyrus war der erste Herrscher, der sich von der Sekte ködern liess. Ohne seine Unterstützung hätte sich diese nicht wieder in Jerusalem einnisten und den skeptischen judäischen Massen, die aus aller Welt gespannt nach Judäa blickten, erzählen können, das Gesetz sei in der Tat mächtig und werde wortwörtlich erfüllt werden. Vom Fall Babylons zieht sich ein roter Faden durch die Geschichte bis hin zu den dramatischen Geschehnissen unseres Jahrhunderts, und König Kyrus, diese erste nichtjüdische Marionette der Sekte, trägt ein noch höheres Mass an Verantwortung für die Rückschläge und den Niedergang des Abendlandes als die tückische und verschlagene Sektenpriesterschaft selbst.
„Der Judaismus entstand im Namen des persischen Königs und dank der Macht seines Imperiums, was bedeutet, dass die Politik des Alkemenidenreichs aufs nachhaltigste in die Gegenwart hineinwirkt“, urteilte Professor Eduard Meyer, der Verfasser von Die Entstehung des Judentums, im Jahre 1896. Die Schlussfolgerung dieses Fachmanns ist nachweislich richtig. Fünfhundert Jahre vor dem Beginn der abendländischen Geschichte legten die Leviten das Gesetz fest und schufen dann mit tatkräftiger Unterstützung des Perserkönigs Kyrus ein Strickmuster für die künftige Unterwanderung und letztendliche Zerstörung des Abendlandes.
Als Kyrus in Babylon einzog, waren die fünf Gesetzesbücher noch nicht vollständig abgeschlossen; die Sekte arbeitete immer noch an ihrer Ausfeilung sowie an der Erstellung einer Geschichtsversion, die sie ideologisch stützte. Parabeln wie die vom „König Belsazer“ sollten das Unglaubliche glaubhaft erscheinen lassen und eine Rechtfertigung für künftige Schreckenstaten liefern. Die judäischen Massen wussten damals freilich noch nichts vom Gesetz der rassischen Intoleranz, während ihnen religiöse Intoleranz bereits hinreichend vertraut war.
Der Sekte stand noch die Arbeit bevor, das Gesetz zu vervollständigen und dann ihrem eigenen Volk aufzunötigen. Als dies im Jahre 458 v. Chr. unter einem neuen persischen König geschah, nahm der Streit um Zion endgültig die Gestalt einer unversöhnlichen Konfrontation zwischen den Judäern und dem Rest der Menschheit an. Nun war die Nabelschnur, welche die Gefolgschaft der Sekte mit den übrigen Menschen verbunden hatte, unwiderruflich zerschnitten. Ein einsames Volk, dem die Priesterschaft ihre Version des Falls von Babylon gebührend eingetrichtert hatte, liess sich von ihr auf den Weg in eine Zukunft führen, in der sein Los darin bestand, als Fremdkörper unter jenen anderen Völkern zu leben, deren Vernichtung ihm sein Gesetz befahl.