WILLIAM TELL วิลเลี่ยม เทล Вильгельм Телль |
Trevor Timm von der Bürgerrechtsbewegung Electronic Frontier Foundation (EFF) hat auf einen sehr interessanten Aspekt hingewiesen, der in dem hochgelobten Bericht der Arbeitsgruppe des Weißen Hauses zu Spionage und Schnüffelei vom Dezember 2013 vergraben war. In der Empfehlung Nummer 31, Abschnitt zwei [auf S. 221] war zu lesen: »Die Regierung sollte ihre offensiven Cyber-Kapazitäten nicht dazu benutzen, die Beträge zu verändern, die sich auf Finanzkonten oder widrigenfalls manipulierten Finanzsystemen befinden.« Timm fragte sich zu Recht, warum sich diese Warnungen in dem Bericht befanden.
Rechneten die Verfasser mit einem möglichen Verbrechen? Oder spiegelt diese Aussage die Tatsache wider, dass die NSA bereits in das vermutete Verbrechen verwickelt ist? Und wenn es sich nur um eine Vorausahnung eines möglichen Verbrechens handelt, warum hat man es dann so ohne jeden Bezug in dem Bericht belassen? Warum hatte man nicht einfach geschrieben, es gebe derzeit keine Hinweise darauf, dass die NSA die Finanzsysteme manipuliere?
Zu diesen Finanzsystemen gehören natürlich auch die Aktienmärkte sowie alle Handelsmärkte weltweit.
Es gibt allerdings deutliche Hinweise darauf, dass die NSA in anderer Hinsicht Finanzspionage betreibt. Am 17. September 2013 hatte die Internetseite Spiegel Online berichtet:
»Wie aus Unterlagen aus dem Archiv von Edward Snowden hervorgeht, die der SPIEGEL einsehen konnte, überwacht der Militärgeheimdienst NSA weite Teile des internationalen Zahlungsverkehrs sowie Banken und Kreditkartentransaktionen…
In der NSA-Datenbank Tracfin landen aber auch Daten der in Brüssel beheimateten Genossenschaft SWIFT, über die Tausende von Banken ihren internationalen Zahlungsverkehr abwickeln und die von der NSA als ›Ziel‹ definiert wird. Wie aus neuen Dokumenten hervorgeht, zapft die NSA das SWIFT-Netzwerk gleich auf mehreren Ebenen an – unter anderem ist daran die NSA-Abteilung für ›maßgeschneiderte Zugangs-Operationen‹ beteiligt…«
In der NSA-Abteilung für »maßgeschneiderte Zugangs-Operationen« sind etwa 1000 Hacker und Analysten beschäftigt, die Spionage betreiben.
Bei allen diesen Spionageaktivitäten bestünde der nächste folgerichtige Schritt dann darin, in die Handelsmärkte einzudringen und diese Märkte unter Benutzung der gesammelten Daten zum Vorteil der NSA und bevorzugter Klienten zu manipulieren.
Der eingeheimste Gewinn bei solchen Operationen könnte durchaus erheblich sein. Und Wall-Street-Insidern »über die Schulter zu schauen«, wäre für die NSA ein Kinderspiel. Dies gilt ebenso für die Vorhersage politischer Ereignisse, die die Märkte vorübergehend negativ beeinflussen könnten, auch hierdurch ließen sich etwa durch gezielte Leerverkäufe große Gewinne erzielen.
Ähnlich wie Drogenhändler und andere Bereiche der organisierten Kriminalität könnte die NSA dann ihr illegal verdientes Geld in legale Unternehmen investieren und ihre Gewinne damit noch erhöhen. Und sollte das Pentagon, der Dienstherr der NSA, einmal in Geldnöten stecken und dringend am offiziellen Haushalt vorbei eine erhebliche Finanzspritze für geheime und verdeckte Operationen benötigen, könnte man sich dann einfach an die NSA wenden.
Alles in allem stehen einem »goldene Zeiten« bevor, wenn man die größte Spionage- und Datensammlung der Welt betreibt. »Wissen ist Macht«, dieses Motto gilt besonders dann, wenn man die Grenzen zwischen legal und illegal einfach aufhebt und überschreitet.
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