EU will freies Saatgut verbieten

Neues von der Lobby-gesteuerten Brüsseler Polit-Junta: Die EU will Saatgut "uniformieren" und nur noch behördlich genehmigte Pflanzen erlauben. Selbst für den privaten Kleingarten soll in Zukunft der Gebrauch von nicht EU-zertifizierten Samen unter Strafe gestellt werden.

Was wie ein düsteres Kapitel aus George Orwells "1984" klingt, wird nun Wirklichkeit: Seit etwa fünf Jahren wird in Brüssel an einer Überarbeitung des "EU-Saatgutverkehrsrechts" gearbeitet. Dies mündete nun in einen Vorschlag zu strengeren Auflagen und Normierung von Saatgut. In Zukunft soll nur noch das ausgesäht werden dürfen, was die EU erlaubt. Und das ist - welch ein Zufall - nur jenes Saatgut, welches von Monsanto & Co. angeboten wird.

Samen, der öffentlich ausgesäht wird, muss laut EU in Zukunft behördlich "getestet" und genehmigt werden. Das ist nicht nur aufwendig, sondern auch teuer. Folge: Seltene Sorten können diese Tests nicht bestehen. Nutznießer sind die globalen Agrarkonzerne. Sie versprechen sich durch das Samenverbot der selteneren Arten ein kräftiges Umsatzplus der eigenen Produktpalette.

In Zahlen sieht das so aus: „Wir haben etwa 6.500 Sorten in der Genbank, davon sind wohl 5.000 bis 6.000 nicht zugelassen“, sagte Iga Niznik, bei Arche Noah für Saatgutpolitik zuständig, im Gespräch mit ORF.at. Die Pflanzenvielfalt sieht man durch die EU-Saatgutauflagen bedroht. Vor allem Gemüse-, aber auch Getreidesorten würden aus Gärten und von Äckern verschwinden.

Laut einer Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) vom Juli 2012 wurde Europas Bauern untersagt, amtlich nicht zugelassenes Saatgut zu verkaufen. Aufgehoben wurde das Verbot für alte und seltene Saatgutsorten, die bisher unter Bauern getauscht und an Freizeitgärtner geschickt werden durften. Doch diesem Saatgutverkehr stünde durch die von der EU diskutierte Verordnung auch ein Ende bevor.

Laut dem Entwurf sollen sich künftig seltene und bäuerliche Saatgutsorten dem gleichen Zulassungsverfahren unterziehen wie Industriesorten, um weitergegeben werden zu dürfen. Bis dato wurde nur kommerzielles Saatgut von den Regelungen erfasst. Bauern und Gärtner, die selbst vermehrtes Saatgut ohne Sortenzulassung weitergeben, würde dann mit der neuen Verordnung ein Strafverfahren drohen.

Bisher ist der Verkauf von Saatgut-Kleinmengen an Endnutzer nicht reguliert und kann frei erfolgen. Durch die neue Verordnung wird das in Zukunft illegal und sogar strafbar - wenn nicht vorher das EU-Ok gegeben wurde. Und dies ist bei seltenen Arten eher unwahrscheinlich.

Ein wesentliches Entscheidungskriterium beim Zulassungsverfahren ist nämlich, dass die Pflanzen möglichst uniform sein sollten - was bei alten, nicht industrialisieren Sorten kaum möglich ist. "Seltene Sorten können diese Tests aus biologischen Gründen nicht bestehen und wären damit von der Weitergabe ausgeschlossen. Es handelt sich hier klar um eine unzulässige Diskriminierung", sagte Iga Niznik, Referentin bei Arche Noah.

Mehr Infos: Kampagne für Saatgut-Souveränität


Pressemitteilung
Gendreck-weg
Dienstag, 2. Juli 2013

  • Strafverfahren gegen Feldbefreier von Gatersleben wird eingestellt
  • Nach Zerstörung des Genweizenfeldes hatte Staatsanwaltschaft zunächst Haftstrafen gefordert
  • Oberlandesgericht gab Revision statt: Fragwürdige Genehmigung des Versuchs

Das Landgericht Magdeburg hat die Einstellung des Strafverfahrens wegen der teilweisen Zerstörung eines Genweizenfelds in Gatersleben im April 2008 angeboten.

Vorangegangen war dem ein jahrelanger Prozess durch alle Instanzen. Die Staatsanwaltschaft hatte zunächst auf eine viermonatige Haft ohne Bewährung plädiert, dann lautete im November 2010 das Urteil Geldstrafe zwischen 20 und 30 Tagessätzen. Mit Erfolg legten drei der sechs Aktivisten 2012 Revision ein. Das Oberlandesgericht Naumburg befand, dass die von den Angeklagten in Frage gestellte Genehmigung für den Gentechnikversuch in der unmittelbaren Nachbarschaft der Genbank in Gatersleben doch vom Gericht geprüft werden muss.

Holger Isabelle Jänicke, einer der Rechtsberater der Gruppe, sagte zu der Einstellung des Verfahrens: „Das Landgericht Magdeburg zieht nun die Reißleine. Würde es den Prozess so durchführen, wie es das OLG verlangt, wäre wiederum eine mehrtägige Verhandlung notwendig, die mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit mit einem Freispruch enden könnte. Mit der Einstellung werden auch Kosten und Arbeit gespart. Da auch im noch laufenden Schadensersatzverfahren vor dem Zivilgericht in Magdeburg diese Frage eine entscheidende Rolle spielt, gibt es Chancen dafür, dass sich fünf Jahre nach der Feldbefreiung ein Gericht mit der Rechtswidrigkeit des Genweizenversuches in Gatersleben auseinandersetzt.“

Christian Pratz, einer der Feldbefreier ergänzte: „Dieser Genweizen-Versuch steckte von der öffentlichen Förderung, dem Genehmigungsverfahren, bis zu den Schadensersatzforderungen voller Widersprüche. Wir haben den Weizen zerstört, um eine konkrete Gefahr für die Nutzpflanzen in der Genbank abzuwenden. Im Rahmen der Straf- und Zivilprozesse konnten wir zeigen, wie diese Freisetzung in Gatersleben nur aufgrund von Mauscheleien genehmigt wurde und die Durchführung mit unglaublichem Schlendrian in den zuständigen Behörden und bei dem IPK Gatersleben verbunden war.“

Für Rückfragen:
Holger Isabelle Jänicke, Tel, 0170 – 75 65 45 1
Christian Pratz, Tel, 0152 – 11 77 90 55

 

Hintergrund

1. Die Aktion

Am Morgen des 21.4.2008 hatten die GentechnikgegnerInnen Genweizen, der vom Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzen- forschung (IPK) in Gatersleben (Sachsen-Anhalt) auf dessen Gelände freigesetzt wurde, mit Hilfe von Unkrauthacken zum Teil unschädlich gemacht.
Auf dem gleichen Gelände befindet sich auch die Genbank, eine Abteilung des Instituts, die die Aufgabe hat, Kulturpflanzenvielfalt und Tausende von alten Sorten zu erhalten. Dafür ist eine regelmäßige Aussaat zur Samengewinnung nötig. Dieser weltweit bedeutende Saatgutschatz, insbesondere die Weizenaussaaten war durch eine wahrscheinliche Kontamination mit dem gentechnisch veränderten Weizen gefährdet. 30.000 Einwendungen gegen die Freisetzung waren erfolglos geblieben.

2. Die Prozess-Geschichte

Im November 2010 verurteilte das Amtsgericht Aschersleben die sechs jungen Menschen zu geringen Geldstrafen. Drei AktivistInnen legten daraufhin Berufung ein.
Das Landgericht Magdeburg bestätigte das Urteil der ersten Instanz im Sommer 2011 unter teilweiser Verringerung der Höhe der Geldstrafen.

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:: 30 Jahre Gentechnik und Monsanto: Studien zeigen Erschreckendes auf


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Dreißig Jahre ist es nun her, dass die ersten gentechnisch veränderten Pflanzen im Labor entwickelt wurden. Der Gentechnikexperte Christoph Then zieht jetzt Resümee, und die Ergebnisse sind erschreckend! Die längste Anbaugeschichte von gentechnisch veränderten Organismen (kurz GVO) hat die USA durch Monsanto zu verzeichnen. Das Unternehmen machte sich im Vietnamkrieg und durch die Herstellung des Entlaubungsmittels Agent Orange einen Namen. Jetzt produziert es vor allem Herbizide und gentechnisch verändertes Saatgut. Durch die beinahe globale Monopolstellung von Monsanto, Syngenta, Dow AgroSciences, Dupont und Bayer, erhöhte sich der Preis von Saatgut auch im konventionellen Bereich. Von Isabell Riedl

Die Wiederaussaat von gentechnisch verändertem Saatgut ist verboten, der Landwirt muss also regelmäßig Saatgut kaufen. Mögliche Patentverstöße werden unter anderem mit der Hilfe von Detektiven verfolgt.

Da eine Kontamination auf anderen Flächen durch die GVO nicht ausgeschlossen werden kann, ist eine gentechnikfreie und/oder ökologische Landwirtschaft vielerorts nicht mehr möglich. Die Schäden für die gentechnikfreie Produktion lassen sich dabei unmöglich beziffern.

Die Befürworter von GVOs streichen immer den geringeren Pestizideinsatz und den größeren Ertrag heraus. Bei der Auswertung mehrerer Studien eröffnete sich Christoph Then jedoch genau das Gegenteil.

Anfänglich hatten die US-Landwirte tatsächlich Vorteile beim Anbau herbizidresistenter Pflanzen. Jedoch haben sich die Unkräuter an die veränderten Pflanzen angepasst, und so steigt sowohl die Menge an Spritzmitteln (vor allem Glyphosat (Grube et al., 2011 Grube, A., Donaldson, D., Kiely, T., Wu, L, 2011, Pesticides industry sales and usage. 2006 and 2007 market estimates. EPA, Washington, D.C.) als auch der Arbeitszeitaufwand deutlich. Die Gefährdung der Gesundheit durch Glyphosat für Menschen, halten verschiedene Wissenschaftler für wahrscheinlich. Die Zusatzstoffe (z.B. Tallowamine), die die Aufnahme durch die Pflanzen erleichtern soll, sind oft um ein Vielfaches giftiger als Glyphosat. In Deutschland ist die Anwendung deswegen eingeschränkt worden, nicht aber in den USA.

Greenpeace veröffentliche nun eine Studie, dass in allen elf getesteten österreichischen Mehl- und Backwarenprodukten das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat oder ein Abbauprodukt nachgewiesen werden konnte.

Der Höhepunkt dabei ist, dass die Wirkung völlig verfehlt wurde, die Schädlinge konnten nicht vermindert werden! Eine Laboruntersuchung aus den USA zeigt, dass der gentechnisch veränderte Mais die Ausbreitung der Fraßinsekten sogar beschleunigt hat (Oswald et al., 2012 Oswald, K. J., French, B.W., Nielson, C., Bagley, M., 2012- Assessment of fitness costs in Cry3Bb1-resistant and susceptible western corn rootworm laboratory colonies. Journal of Applied Entomology, DOI: 10.1111).

Ebenso fällt auf, wenn man offizielle Zahlen des Amerikanischen Landwirtschaftsministeriums USDA (U.S. Department for Argiculture) analysiert, dass die Erträge nicht gestiegen sind, die Kosten für chemische Pestizide nicht reduziert werden konnten, aber dafür die Preise fürs Saatgut stark zugenommen haben. Laut der ETC Group 2011 hat Monsanto im Jahr 2009 7,297 Milliarden US Dollar Umsatz durch Saatgut erwirtschaftet.

Immer mehr Länder wehren sich nun gegen Monsanto und die Einführung von gentechnisch veränderten Organismen.

2012 verbietet Peru für die nächsten 10 Jahre die Zulassung für gentechnisch verändertes Saatgut. Polen verhängt ein Anbauverbot für den Genmais MON810. In Österreich, Frankreich, Deutschland, Luxemburg, Ungarn, Griechenland und Bulgarien ist der Anbau der gentechnisch veränderten Maissorte bereits verboten. Auch Russland folgt diesem Beispiel.

Nun möchte sich auch das riesige Indien gegen Gentechnik wenden.

Wer jetzt denkt, in Österreich geht uns das doch alles nichts an, der hat die Werbeschaltungen im Fernsehen oder unsere Verkaufsregale nicht bewusst begutachtet. Monsanto verkauft Round-up (somit Glyphosat) auch kräftig in Österreich.

Außerdem gelangen durch Importe jährlich 33 Millionen Tonnen Soja und andere Futtermittel wie Mais in die EU. Mit diesen Produkten geraten kontinuierlich Ruckstände von Pestiziden ins Tierfutter. Welche Auswirkungen das langfristig auf die Gesundheit der Nutztiere und auf die von ihnen gewonnenen Produkte hat, kann man heute noch nicht sagen. Mit diesem Wissen schmeckt das Schnitzel gleich noch besser.

Daher verzichte ich zu 100% auf konventionelles Fleisch. Das ist mein täglicher Beitrag für die Artenvielfalt in Südamerika, die verarmenden Bauern in Indien, die armen Schweine in der Massentierhaltung ohne Sonnenlicht und mein eigenes Gewissen.

Weiterführende Links:

DIE RACHE VON KÄFER & co. - 20 Jahre kommerzieller Anbau von Gen-Pflanzen in den USA - CHRISTOPH THEN


sonnenseite.com

Verbot der EU wird unterwandert

Ein Freihandelsabkommen der EU mit der Ukraine droht europäische Tierschutzstandards zu unterlaufen. Eier aus in der EU verbotenen Käfigen werden nach Informationen der F.A.Z. legal auch nach Deutschland eingeführt.

Verdacht auf Täuschungen bei Bio-Eiern
© dpa

Ein weiteres Freihandelsabkommen - neben dem europäisch-amerikanischen - droht die Tierschutzstandards der EU zu unterhöhlen. Offenbar führt ein Abkommen zwischen der EU und der Ukraine dazu, dass von dorther Eier von in Käfigen gehaltenen Hennen importiert werden, obwohl diese Haltungspraxis in der EU verboten ist. Das betrifft auch diejenigen Betriebe aus der Ukraine, die mit deutschen staatlichen „Hermes“-Bürgschaften abgesichert wurden. Mit solchen Exportkreditgarantien hatte der Bund den Bau von zwei Hühnerställen in der Ukraine abgesichert, in denen Hennen nur je 400 bis 550 Quadratzentimeter Platz haben.

Seit Februar erlaube es die EU-Kommission, dass Eiprodukte und Eier der Güteklasse B auch aus der Ukraine eingeführt werden dürften, heißt es in einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen. Es müssten lediglich Hygienestandards erfüllt werden. Diese Drittland-Frischeier seien am Herkunftsstempel erkennbar. In Form von Flüssigei, das etwa zu Nudeln oder Keksen verarbeitet wird, müssen Nahrungsmittelhersteller in der Regel keinen Herkunftsnachweis angeben.

„Die Bundesregierung wusste entgegen ihrer bisherigen Behauptungen sehr wohl, dass die Eier aus den mit deutschen Hermesbürgschaften geförderten ukrainischen Tierfabriken von Anfang an auch für den EU-Markt bestimmt waren“, kommentierte der agrarpolitische Sprecher der Grünen, Friedrich Ostendorff. Die Billigkonkurrenz schade der deutschen Geflügelwirtschaft. Das für die Bürgschaften verantwortliche Bundeswirtschaftsministerium wies die Verantwortung der Welthandelsbehörde WTO zu. Deutschland wolle sich für eine tierschutzgerechtere Formulierung der Freihandelskriterien einsetzen.


Frankfurter Allgemeine

Die Gentechnische Veränderung (GV) basiert auf dramatisch unvollständiger Kenntnis

Freitag, 8.02.2013 – Ken Rosboro für das anti-GVO Projekt

John Vandermeer ist ein mit „Asa Gray“ ausgezeichneter Universitäts-Professor für Ökologie und Evolutions-Biologie an der Universität von Michigan, USA.
Schwerpunkte seiner Forschungsarbeit sind tropische Öko-Systeme und Theorie der Ökologie.

Professor Vandermeer hat 13 Bücher zur Agrar-Ökologie und zu Agrar-Öko-Systemen herausgegeben.

Er hat kürzlich unter dem Titel „Die Wissenschaft entdecken“ einen Blog geschrieben über den Wandel des ehemaligen anti-GVO-Aktivisten Mark Lynas hin zum Unterstützer von Gen-Pflanzen und Gen-Nahrungsmitteln.

In dem Blog schlägt Professor Vandermeer vor, daß Mark Lynas sich weiter über Wissenschaft unterrichtet und daß er sich die Wissenschaft der GV-Technik tiefergehender ansieht, um die negativen Effekte auf die Gesundheit von Menschen und Tieren durch das Herbizid Roundup zu erkennen, sowie die vereinfachende und falsche Sichtweise über das Einbringen von Genen und die damit verbundenen unbeabsichtigten Auswirkungen auf ein komplexes Genom, sowie die Probleme durch Resistenzen bei Unkräutern und Insekten, die aus den GV-Pflanzen resultieren, und schließlich den Mythos, daß die Welt sich mit GVO ernähren ließe.

Ken Roseboro, Herausgeber des „Organic und non-GMO-Report“ hat Professor Vandermeer vor kurzem interviewt.

Roseboro: In Ihrem Blog haben Sie jüngst den Enthusiasmus von Herrn Mark Lynas als eine Ideologie bezeichnet. Können sie das näher ausführen?

Vandermeer: Das ist eine ideologische Sichtweise, daß jede neue Technologie, die auf Wissenschaft beruht, gut sei, egal worum es dabei geht.
Die Wahrheit ist, daß es nicht immer gut ist. Zum Beispiel war Thalidomid (Contergan) [1] nicht gut. Thalidomid war ein Ende der 1950er Jahre zugelassenes Medikament, das schwangeren Frauen, die unter Schlaflosigkeit litten, helfen sollte.
Später stellte sich heraus, daß dieses Mittel Geburts-Fehler verursachte.

R.: Die Wissenschaft der GV-Technik hängt von der Theorie ab, daß das Einsetzen von einem Gen eine erwünschte Eigenschaft herstellen wird. Halten Sie dies für zu vereinfachend?

V.: Ja, die meisten Mikro-Biologen verstehen das. Die GV-Technik wurde auf einer dramatisch unvollständigen Kenntnis des Genoms errichtet.

Grundsätzlich beruht sie auf einem frühen und naiven Verständnis, daß das Genom DNA herstellt, daß die DNA dann RNA-Stücke produziert und diese daraufhin Eiweiße daraus machen, und damit endet die Story.
Aber wir wissen jetzt, daß es eine riesige Menge an Komplikationen gibt, die in diese grundlegende Story verwickelt sind.

Mikro-Biologen sind jetzt soweit vorangekommen, um zu verstehen, daß das Genom wie ein kompliziertes Öko-System ist.
Zu erwarten, daß, wenn man gerade einmal ein Ding tut, wie z.B. ein Stück DNA in ein großes Genom hineinzufügen, dabei nur das eine Protein, das man eingeplant hatte, und nichts anderes hervorgeht, das ist wahrscheinlich nicht möglich.

R.: Was ist denn die letzte Forschung, die diese Komplexität des Genoms beschreibt?

V.: Greifen Sie irgendein Thema aus dem Journal Cell (dt. „Die Zelle“) oder aus einem der anderen Fach-Zeitschriften der Mikro-Biologie heraus.
Es gibt viele Artikel und eine Menge Forschung, die das auf den Punkt bringen.

Man kann die (Prozesse in der) Natur sehr dramatisch aufdrehen (oder: steigern). Eingewanderte Spezies sind ein Beispiel hierfür.
In den 1930er Jahren war der (Zucker-)Rohr-Käfer (orig: cane beetle) ein großes Problem in den Zuckerrohr-Feldern Australiens. Man führte die Rohr-Kröte (orig: cane toad), damit dieser die Käfer auffressen sollte.

Man dachte dies sei eine einfache Lösung, indem man einen Räuber einführte, um die Beute zu fressen. Aber die Kröte breitete sich über Australien aus und wurde zu einem Problem für den ganzen Kontinent. Die Menschen waren naiv in Bezug darauf, wie ein Öko-System funktioniert.

Dasselbe trifft auf die GV-Technik und ihre unbeabsichtigten Folgen für das Genom zu. Was wie ein Nutzen aussieht, kann am Ende dramatische Konsequenzen haben.

R.: Was sind die weiteren Probleme, die Sie bei der GV-Technik sehen?

V.: Wir wissen bereits von Problemen, die existieren, und zweifelsfrei werden Probleme in Zukunft ausbrechen.
Es hat bereits unbeabsichtigte Konsequenzen gegeben.
Diese Probleme müssen nicht notwendigerweise mit der GV-Technik selber zu tun haben. Wenn man ein Insektizid wie das Bt in Pflanzen einbringt, und diese dann mit ihrer permanenten Herstellung dieses Toxins freisetzt, dann fordert man den Ärger heraus, weil man damit die Insekten fragt, ob sie dazu eine Resistenz entwickeln.
Wenn man Roundup draußen anwendet und extensiv versprüht, übt man einen immensen evolutiven Druck auf die Bei-Kräuter aus, Resistenzen zu entwickeln.

Außerdem beschert die GV-Technik der Industrie die Kontrolle über die Versorgung mit Saatgut. Sie zerstört genau zu diesem Zeitpunkt das Leben vieler Bauern rund um die Welt [2].

R.: Sie haben ausführlich über Agrar-Ökologie geschrieben. Halten Sie diese für eine lebensfähige Alternative zur industriellen Landwirtschaft?

V.: Aus meiner Perspektive ist dies die einzige Alternative zur industriellen Landwirtschaft.
Im Gegensatz zu einem industriellen System, das auf Chemikalien basiert, beinhaltet dies die Errichtung eines Agrar-Öko-Systems, das auf ökologischen Prinzipien gründet.
Wir wissen jetzt, daß es grundlegende ökologische Prinzipien gibt, wie etwa Nährstoff-Kreisläufe und selbständige Schädlings-Kontrolle, die man nutzen sollte.
Diese Prinzipien erzeugen positive Auswirkungen für die Gesundheit und die Umwelt.
Das Fach-Magazin Journal of Agroecology and Food Systems (dt.: Journal für Agrar-Ökologie und Nahrungsmittel-Systeme) veröffentlicht Artikel zu den jüngsten Fortschritten der Agrar-Ökologie.

R.: Sie diskutieren über den Anbau von Zwischen-Früchten als eine effektive Technik. Können Sie ein spezifisches Beispiel hierfür nennen?

V.: Die drei Geschwister: Mais, Bohnen und Kürbis.
Die Ureinwohner Amerikas wussten diese Pflanzen zusammen anzubauen.
Bohnen binden den Stickstoff aus der Luft, und der Kürbis bedeckt den Boden, um die Unkräuter fernzuhalten.
Das ist ein komplexes System von Wechselseitigkeit, das bessere Wege für den Pflanzenanbau bereitet und höhere nachhaltige Erträge produziert als die Monokulturen.

R.: Sie haben sich gegen Konzern-gesponserte Forschung an öffentlichen Universitäten ausgesprochen. Welche Art von Problemen sehen Sie bei dieser Art von Forschung?

V.: Diese Forschung neigt zur Geheimhaltung. Sie ist von den Notwendigkeiten der Unternehmen und nicht von den Bedürfnissen der Menschen gesteuert.
Ich habe keine Probleme mit der Finanzierung durch Firmen, wenn sie der Öffentlichkeit nützt und kein Haken an der Sache ist.
Doch diese Art von Finanzierung hat Haken.


[1] Auch die GV-Technik hatte bereits ein ähnlich schlimmes Unglück ausgelöst. - Siehe bei:
a) „Todkrank durch Pfusch im Labor“, DIE ZEIT, 26.10.1990, Nr. 44 – 26. Oktober 1990
b) „Krank auf Rezept“, DIE ZEIT, 18.10.1991 Nr. 43 - 18. Oktober 1991 http://www.zeit.de/1991/43/krank-auf-rezept
c) und besonders: „Das Contergan der Gentechnik“ http://www.attac-bielefeld.de/fileadmin/user_upload/Gruppen/Bielefeld/das_contergan_der_gentechnik.pdf

[2] Siehe bitte die Dokumentation „Raising Resistence“, bei Alive! Vertrieb. Für 16 Euro erhält man nicht nur die DVD, sondern auch die Berechtigung zur unumschränkten nicht-kommerziellen Nutzung

Übersetzung durch GenAG/attac-Bielefeld - Einschübe in Klammern und Fußnoten durch Übersetzer
Text zur freien Verfügung für Eure Öffentlichkeitsarbeit


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