Spionage, 2007

Einblicke in einen lange verdeckt gehaltenen Zwischenfall

Al Kabir: Die angebliche Nuklear-Anlage Syriens
"Al Kabir": Die angebliche Nuklear-Anlage Syriens.
Foto: AP Photo/DigitalGlobe

Agenten des israelischen Geheimdienstes Mossad sollen sich ein Jahr vor der Bombardierung einer syrischen Militäreinrichtung 2007 in den Computer eines syrischen Regierungsvertreters gehackt haben, berichtet Der Spiegel in seiner aktuellen Ausgabe. Eine internationale Fassung des Artikels ist in englischer Sprache veröffentlicht worden.

Ende 2006 hielt sich der nicht näher genannte syrische Regierungsvertreter in London auf. Als er sein Hotel in Kensington verließ und sein Notebook zurückließ, installierten die israelischen Agenten dem Bericht nach ein trojanisches Pferd auf dem Laptop des Mannes und kopierten so Baupläne zu einer geheimen Nuklear-Anlage. Die Daten beinhalteten sowohl Beschreibungen und Briefe, als auch hunderte Fotos des Komplexes in verschiedensten Entwicklungsstadien.

Bombardierung der Anlage

Am Morgen des 6. September 2008 bombardierten Kampfflugzeuge der israelischen Armee schließlich die Anlage "Al Kabir", die nahe des Euphrats und rund 80 Kilometer vor der irakischen Grenze lokalisiert wurde. Der als "Operation Orchard" verzeichnete Einsatz schien damals aus dem Nichts initiiert worden zu sein. Israel und auch die USA hüllten sich in Schweigen.

Israel bestritt den Angriff. Die USA verneinte jede Mitwissenschaft, doch aus Regierungskreisen folgte die Vermutung, dass das Ziel nukleares Ausstattungsmaterial war, welches von "geheimen Zulieferern" bezogen wurde. Angeblich sollte Syrien mit Hilfe Nordkoreas einen Atom-Reaktor gebaut haben. Die israelische Geheimdienstabteilung "8200" habe Hinweise der National Security Agency (NSA) erhalten.

Besorgnis

Israels Bedenken gegenüber der Anlage wären laut dem Report durch die Nachricht verstärkt worden, dass der Iranische Präsident Mahmoud Ahmadinejad 2006 Syrien besucht habe, um mehr als 1 Milliarde US-Dollar zur Beschleunigung der Projektarbeiten zu versprechen.

Anfang 2007 setzte sich dann der ehemalige Stellvertreter des iranischen Verteidigungsministers in die Türkei ab und bestätigte gegenüber der CIA die Finanzierung einer streng geheimen Nuklear-Anlage in Syrien, die in Zusammenarbeit mit Nordkorea gebaut würde. Wenige Tage vor der Bombardierung, so berichtet der Mossad, soll in Syrien ein Schiff aus Nordkorea mit einer Ladung Uran-hältiger Materialien eingetroffen sein.

Schnell und leise

Der Angriff begann bereits am 5.september, um 23:00 Uhr abends, als 10 israelische Kampfflugzeuge von einer Basis im Norden des Landes starteten und in Richtung Westen flogen. Sieben der Jets drehten östlich nach Syrien ab, hielten eine niedrige Flughöhe und schalteten mit Raketen eine Radarstation aus. 20 Minuten später ließen sie die Bomben auf die Nuklear-Anlage fallen.

Im Nachhinein soll Isreals Premierminister Ehud Olmert über die Türkei an Syrien eine Nachricht geschickt haben, wonach keine weiteren Angriffe geplant seien.

Spurensuche

Syriens Präsident Bashar Assad betont, dass es sich bei der Anlage um eine gewöhnliche militärische Einrichtung gehandelt habe. Doch Der Spiegel berichtet, dass im Juni 2008 ein Expertenteam der Internationalen Atombehörde die Bombardierungsstelle untersucht und dabei Spuren nicht registrierten Uraniums entdeckt hätte. Laut Assad soll Israel die Proben mit den Bomben abgeworfen haben, um Syrien anzuschwärzen.

(zw)