April, April, tönen die offiziellen Medien und »Experten«. Beziehungsweise: Dezember, Dezember! Das Auto von Jörg Haider hat sich gar nicht überschlagen! Es ist vielmehr nur auf der Seite entlanggerutscht. Und dabei wurde es von einem satanischen Hydranten überfallen und nach allen Regeln der Kunst zerlegt. Großes Indianerehrenwort. Mal im Ernst: Dass die Märchen der offiziellen Version auch die Witwe Claudia Haider nicht glaubt, ist kein Wunder. In einem Interview bekundet sie nun Zweifel an den offiziellen Darstellungen.

(Achtung: Dieser Artikel stellt den Stand der Recherchen zum Zeitpunkt seiner Veröffentlichung dar. Für den letzten Stand der Dinge lesen Sie bitte das Buch Jörg Haider: Unfall, Mord oder Attentat?Jörg Haider – Unfall, Mord oder Attentat?)

Während mancher hoffen mag, dass die Wahrheit begraben wird wie derzeit Kärnten unter dem Schnee, der dürfte dieser Tage eines Besseren belehrt worden sein.  Inzwischen überschlagen sich die Ereignisse, wie sonst nur das Auto von Jörg Haider – angeblich. Denn mittlerweile wurde die unhaltbare Version vom mehrfachen Überschlag des Phaeton durch eine andere ersetzt. Die Beschädigungen des Autos, vor allem das weitgehend unversehrte Dach (bis auf die massive Delle und das Loch über dem Fahrersitz), wollten einfach nicht zur Überschlagversion passen.

Aber warum war die Version vom mehrfachen Überschlag denn überhaupt nötig? Ganz einfach: Um die totale Demolierung des Autos zu erklären. »Mehrfacher Überschlag« klingt im ersten Moment ebenso plausibel wie »142 Stundenkilometer«, »betrunken« oder »schwul«. Nicht zu vergessen den »Betonpfeiler«, den es gar nicht gibt. Indem die Version vom mehrfachen Überschlag nun zurückgezogen wird, wird die ganze Zwickmühle der offiziellen Medien und Politik offenbar. Denn zwar löst man sich nun von einer unhaltbaren Version, aber nur um den Preis einer neuen Unwahrscheinlichkeit: Denn alles unterhalb eines »mehrfachen Überschlages« ist in dieser »weichen« Umgebung nun wirklich nicht geeignet, die spektakuläre Zerstörung des Autos zu erklären. Die einzige Möglichkeit wäre der Zusammenprall mit einem wie auch immer gearteten anderen Fahrzeug – doch der wird bis heute hartnäckig nicht in Erwägung gezogen.

Der Grazer Gutachter Harald Weinländer, der »unmittelbar nach dem Unfalltod von Landeshauptmann Jörg Haider mit der Untersuchung des Unfallhergangs betraut« gewesen sei, bestätigt nach einem Bericht der österreichischen Kleinen Zeitung vom 3. Dezember 2008 meine vorher hier veröffentlichten Feststellungen in einem ganz wesentlichen Punkt:

  • Demnach hat sich Haiders Auto nicht mehrfach überschlagen.
  • Auch dass der Tacho bei 142 km/h stehen geblieben sein soll, leuchtet Weinländer laut Kleine Zeitung nicht ein.

Überschlag adé, also. Begründung: »Das Dach ist nahezu unbeschädigt, ebenso die Beifahrerseite.« Eben, das war ja auf den Fotos vom Unfallort deutlich genug zu sehen, und das konnte man hier schon vor zwei Monaten nachlesen.  Auch »ein Tachometer bleibt nicht einfach stehen. Da hätte der Dr. Haider schon einen Nagel hineinschlagen müssen«, zitiert die Kleine Zeitung Weinländer.

Interessant. Das Problem ist nur die neue Version. Denn wie gesagt: Mit allem unterhalb eines mehrfachen Überschlages wird man sich endgültig schwer tun, die weitgehende Zerstörung des Autos zu erklären. Und das kann man denn auch an Weinländers neuer Version überdeutlich erkennen. Demnach

  • hat sich der Wagen »seitlich aufgestellt« und
  • ist dann auf der Fahrerseite dahingerutscht.
  • Deshalb habe es auch »beide Türen herausgerissen«.

Beeindruckend. Aber warum werden exakt die Türen herausgerissen, auf denen das Auto dahinschlittert? Ist das nicht eine etwas bizarre Vorstellung? Und wie kam es nochmal zu der extremen Zerstörung und Durchlöcherung des Daches über dem Fahrersitz? Auf diese Fragen gibt es nur einen nebulösen Hinweis auf den angeblich vorhanden gewesenen »Hydranten«: »Wäre der Hydrant nicht genau an der Stelle gewesen, wäre der Unfall sicher glimpflicher abgelaufen«, habe Weinländer gesagt, so die Kleine Zeitung.

Der »Hydrant« ist also die Allzweckwaffe, so eine Art Schweizer Taschenmesser der offiziellen Version:

  • Erst hebelt er die Türen heraus, und zwar beide,
  • dann durchlöchert und zerstört er das Dach über dem Fahrersitz,
  • und schließlich drückt er das Auto auch noch vorne platt auf die Fahrbahn.

Ein anderer Faktor wird hier jedenfalls nicht erwähnt – und ist natürlich auch weit und breit nicht in Sicht. Also muss all das der »Hydrant des Bösen« gewesen sein, der anschließend auch noch spurlos verschwunden ist. Auf den bisher bekannten Fotos ist er jedenfalls nicht zu sehen.

Haider - Bunte

Hurra: »Verschwörungstheorien Blödsinn«, lautet eine Überschrift in dem Artikel der Kleinen Zeitung über den Gutachter Weinländer. Komisch: Im Artikel steht nur das Zitat: »Wie sollte man jemanden in einem fahrenden Auto umbringen? Das ist Blödsinn.« Und das ist richtig. Denn um einen Menschen so zuzurichten wie Jörg Haider, muss man das Auto erstmal anhalten und sich seiner dann in aller Ruhe annehmen.

Naja, irgendwie war eben alles »provisorisch«. Merke: Die neue Version ist immer der Feind der alten.  Das erste Gutachten unmittelbar nach dem Unfall sei nur ein provisorisches gewesen, einige Informationen der Polizei hätten ihm bisher nicht zur Verfügung gestanden, windet sich Weinländer laut Kleine Zeitung. Und auch der leitende Staatsanwalt Gottfried Kranz sucht zwei Monate nach dem Unfall immer noch nach der endgültigen Version: Das endgültige Gutachten stehe noch aus, es müssten noch diverse Verschwörungstheorien eingearbeitet werden, zitiert ihn die Kleine Zeitung, und zwar »um allen den Wind aus den Segeln zu nehmen«.

Dass sich der Staatsanwalt so freimütig zum eigentlichen Zweck der Ermittlungen bekennt, ist immerhin lobenswert. Um die Wahrheit geht es also nicht, sondern darum, den »Verschwörungs-theoretikern« den Wind aus den Segeln zu nehmen. Eine nette Bankrotterklärung für einen Staatsanwalt.

Dabei frischt der Wind immer mehr auf. In einem Interview mit der deutschen Zeitschrift Die Bunte vom heutigen 11. Dezember 2008 zweifelt Haiders Witwe Claudia wesentliche Darstellungen an. Dass ihr Mann mit 142 Stundenkilometern und 1,77 Promille im Blut unterwegs gewesen sein soll, sei für sie »noch nicht endgültig bewiesen«, sagt sie: »Ich zweifle beide Tatsachen an. Aus realistischen Gründen. Zum Beispiel ist die Unfallstrecke einfach zu kurz, um auf über 140 Stundenkilometer beschleunigen zu können. Und zum Alkohol kann ich sagen: Mein Mann hat nie in diesen Mengen getrunken.«

Auch das wurde hier auf dieser Website bereits ausführlich belegt. Von »medizinischer Seite« sei ihr bestätigt worden, »dass er bis 24 Uhr vollkommen nüchtern gewesen sei. Wie, bitte schön, soll mein Mann in einer Stunde derart viel Alkohol getrunken haben?«

Was das angebliche Besäufnis in dem »Schwulenlokal« betrifft: »In diesem Lokal verkehren auch Frauen.« Und: »Zudem wird dort Wodka gar nicht ausgeschenkt, wie ich erfahren habe.«

Na und? In der offiziellen Version gibt es schließlich für alles eine Lösung. Lassen Sie mich mal raten: Der Wodka kam aus dem – richtig: Hydranten! Übernehmen Sie, Herr Staatsanwalt ...


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